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Die italienischen Momente im Leben

Die italienischen Momente im Leben

Titel: Die italienischen Momente im Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Maccallini
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wenig wirren Erklärungen sie amüsiert. Na gut, wir Italiener haben die Phantasie keineswegs für uns allein gepachtet, natürlich verfügen auch andere Völker über dieses Talent, aber wir haben die Gabe, jemanden zum Staunen zu bringen und zu überraschen: und – das sei ganz klar gesagt – nicht durch draufgängerische Aktionen, sondern mit Erfindungsgabe und Improvisationskunst. Sicher, wenn einem eine so wunderbare Landschaft dabei hilft, ist alles viel einfacher. Arm in Arm nach einem romantischen Spaziergang die »Unendlichkeit« schauen, nachdem einem zuvor der Fahrtwind – und ein wenig die Auspuffgase – um die Nase geweht ist und man mit einem fischenden Charmeur der alten Schule geplaudert hat, der Köder an die Haken hängt … das kann einen schon in staunende Bewunderung versetzen! Es lag eine gewisse Logik darin, wie unser erster Ausflug verlief, als hätten wir beide vorhergesehen, was spätergeschehen würde. Ich werde Ihnen nichts von unseren Gedanken und Sehnsüchten verraten, die jeder von uns angesichts dieser wunderbaren Aussicht äußerte. Doch sollte es Sie einmal an diese Küste verschlagen, dann nehmen Sie sich für ein paar Stunden mit dem Menschen, den Sie lieben, eine Auszeit, und kommen Sie hierher. Stellen Sie die Vespa irgendwo ab, so wie ich es getan habe, schlendern Sie durch diesen wunderschönen Garten, und atmen Sie den Duft der Rosen und Hortensien ein … Erfüllen Sie Ihre Sinne. Und umarmen Sie den Menschen neben Ihnen, denn hier sind Sie wirklich am schönsten Ort der Welt.

12.
    VENEDIG
    2010
    Es war mein Geburtstagsgeschenk für sie: Ich erzählte ihr, wir würden am Nachmittag von München losfahren, früher ginge es nicht, weil ich noch berufliche Verpflichtungen hätte. Ich sagte ihr, wir würden das Wochenende in Regensburg verbringen. Nur wir beide. Und dass sie ein Abendkleid und die Schuhe von Manolo Blahnik einpacken solle, die ich ihr im vergangenen Jahr geschenkt hatte.
    ~ ~ ~
    Wir verabschieden uns von unserem Nachbarn mit einem Lächeln, steigen ins Auto und beginnen unsere Reise. Die Kilometer auf der Verdistraße sind schnell zurückgelegt, und im Hintergrund läuft sanfte Musik, aber als wir am Kreuz München-Süd auf die A 8 Richtung Salzburg einbiegen, merkt sie dann doch, dass es heute nicht nach Regensburg geht. Wir halten fünf Minuten, um noch einmal vollzutanken, und hier verrate ich ihr, dass wir woanders hinfahren, aber sie solle sich keine Gedanken machen. Wir würden nur etwas später zu Abend essen.
    »Was meinst du denn mit später?«
    »Na ja, Amore , nicht vor elf Uhr.«
    »Um elf? … Aber es ist doch erst fünf Uhr nachmittags. Kann ich vielleicht mal erfahren, wo du mit mir hin willst?«
    Auf der A 93 schalte ich die Scheinwerfer ein, wir fahren hinein nach Österreich. Jetzt gibt es kein Halten mehr, sie möchte, nein, sie besteht darauf, dass ich ihr alles erzähle:
    »Wir fahren nach Italien!«
    »Nach Italien? Und wohin da?«
    Wir nehmen die A 12, die A 13 und dann die A 22 … und wir sind da: Ausfahrt Venedig. Um 22.10 erreichen wir das Parkhaus auf der Insel Tronchetto.
    »Toll … Venedig! Ich kann es nicht glauben!«
    Ein endlos langer, völlig menschenleerer Parkhausflur, in dessen Stille unsere Schritte laut hallen. Wir hetzen zur Anlegestelle: Auch sie ist verlassen bis auf eine Familie schmächtiger Japaner.
    Das Vaporetto kommt pünktlich um 22.20, nimmt uns auf und fährt tuckernd weiter.
    In der Dunkelheit wirkt die Giudecca noch größer, die Basiliken del Santissimo Redentore und San Giorgio, die von den großen Scheinwerfern des Vaporetto angestrahlt werden, scheinen allmächtig über die Lagune zu herrschen. In dieser besonderen Nacht scheint uns der Campanile von San Marco etliche Geheimnisse aus der jahrtausendealten Historie der Stadt anvertrauen zu wollen. Wir steigen an der Haltestelle San Zaccaria aus, jeder zerrt seinen Trolley hinter sich her, aber wenigstens haben wir auf dem Weg zum Markusplatz gleich einen wunderbaren Blick auf die Seufzerbrücke. »Wir müssen uns ein wenig beeilen … sonst können wir das mit dem Abendessen vergessen.«
    »Und wie soll ich das machen? Du hast doch schließlich gewollt, dass ich die Manolo Blahniks anziehe, oder? Jetzt warte gefälligst auf mich …«
    Ich gehe immer ein Stück voraus, weil ich es eilig habe, schließlich habe ich alles genau geplant, Jutta bleibt immer ein bisschen zurück wegen dieser verdammten Schuhe. Wir biegen in Gassen ein, überqueren

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