Die italienischen Momente im Leben
gezeigt und keinen Ruländer 2007.«
»Mein werter Herr, leider war der Brunner nicht kalt genug. Ich habe Ihnen den Ruländer empfohlen, wissen Sie das nicht mehr?«
»Hören Sie, ich erinnere mich, dass Sie mir irgendetwas ins Ohr geflüstert haben … aber das betraf den Jahrgang, nicht den Wein …«
»Vielleicht waren Sie ja ein wenig abgelenkt …«
»Ich war keineswegs abgelenkt und habe nicht die Absicht, mit Ihnen zu streiten. Meine Freundin hier hat Geburtstag, und da bin ich bestimmt nicht knauserig … aber wenn ich vorher gewusst hätte, dass wir nur für den Wein 80 Euro bezahlen sollen, wäre ich mit ihr im Hotel geblieben und hätte uns dort eine Pizza mit aufs Zimmer genommen und mit ihr Dr. House angesehen! … Was meinen Sie?«
»Das war sicher ein Missverständnis, ich bin untröstlich. Kann ich Ihnen eine Grappa aufs Haus anbieten?«
Beim Bezahlen der Rechnung in einem italienischen Restaurant erleben auch wir Einheimischen oftmals unangenehme Überraschungen, und schlagartig werden wir nüchtern/ernüchtert.
Wenn Ihr Nudelgericht das Doppelte kostet wie die gefüllte Wachtel mit Polenta, die Sie eigentlich bestellen wollten, gut … Sie sind selbst schuld, wenn Sie sich in letzter Minute etwas vom Maître haben empfehlen lassen: »Es tut mir leid, mein Herr, die Polenta ist aus, aber wir könnten ja auf die Bandnudeln mit Trüffeln ausweichen.« Sie sollten wissen, dass der Preis für Trüffel, besonders die aus dem Piemont, aus Alba, schwindelnde Höhen erreichen kann. Bestellen Sie eine Crème brûlée, tun Sie das auf eigene Gefahr, wenn der gleiche Maître Sie dazu anregen kann, ein wenig Champagner hinzuzufügen, damit sie noch aromatischer wird. Sie können sich darauf gefasst machen, dass er mindestens eine zweite Flasche Dom Perignon dafür öffnet, zusätzlich zu der einen, die Sie schon getrunken haben!
Der unbeteiligte Leser könnte jetzt annehmen, dass ich an dieser Stelle am liebsten die erwähnten Stockfischfrikadellen nachfordern und mich damit vollstopfen würde, bis ich platze, schließlich muss ich sie ja sowieso bezahlen. Ich will gerade nachfragen, doch da … Achtung … sehe ich, wie Jutta aufspringt, zum Bartresen geht und unserem Maître eine Flasche Nobelgrappa (125 Euro die Flasche!) zeigt und sagt:
»Aber gern, wir möchten dann die da!!«
Das Ende vom Lied: Wir verlassen das Restaurant mit der ganzen Flasche Grappa, ungeöffnet, und dem Rosenbukett unter dem Arm. Der ach so gewitzte Maître starrt uns verblüfft nach.
Wir nehmen das Vaporetto bis zur Station Rialto. Dann erreichen wir unser wunderschönes kleines Hotel, mit einem Brunnen in der Mitte des Hofes und einem Zimmer mit Blick auf den Canal Grande. Es ist zwei Uhr nachts. Wir lassen die Trolleys stehen, fallen erschöpft in unseren Kleidern auf das Bett und geben uns nicht einmal einen Gute-Nacht-Kuss. Venedig war atemberaubend. Genau wie die Rechnung.
13.
PARMA
2004
Jedes Jahr zur gleichen Zeit findet in Parma das berühmte Verdifestival statt, bis zum 200. Geburtstag Giuseppe Verdis 2013 sollen alle seine 26 Opern und das »Requiem« aufgeführt werden.
Wenn es um den Komponisten aus Busseto geht, wird an nichts gespart: Nur die Besten ihres Fachs werden als Sänger, Regisseure und Dirigenten verpflichtet.
Im Oktober bekommt man im Teatro Regio Oper satt, daneben hat man aber auch die Möglichkeit, Konzerte mit zeitgenössischer Musik zu hören oder zwischen Parma und dem Po auf den Spuren Verdis zu wandeln, sein Geburtshaus in Le Roncole, die Villa Verdi in Sant’Agata, das Teatro Verdi oder andere Gedenkstätten zu besuchen und selbstverständlich die hervorragende regionale Küche zu genießen. Jeden Abend nach der Vorstellung kann man im eleganten Foyer des Theaters nach »Verdi-Art« speisen, wenn berühmte Küchenchefs Rezepte aus seiner Zeit nachkochen, für die sie die vom Maestro geschätzten Spezialitäten der Region verwenden: wie zum Beispiel spalla cotta di San Secondo , einen sehr milden Kochschinken, der am liebsten warm in dicken Scheiben verzehrt wird, und den berühmten Parmeggiano Reggiano. Von beiden ist oft in den Briefen Verdis die Rede. Das Teatro Regio in Parma hat als einziges Theater in Italien noch die originalen Logenvorräume,jene kleinen Zimmer, in denen vor der Aufführung oder während der Pausen Imbisse mit dem berühmten Culatello-Schinken gereicht werden.
Heute fahren mein Fernsehteam von der RAI und ich wegen der Premiere von Simon Boccanegra nach
Weitere Kostenlose Bücher