Die italienischen Momente im Leben
und auch viel bequemer zu erreichen.«
Oft wird inzwischen bei uns beklagt, dass ein Großteil der Amerikaner in uns nichts anderes als Verbrecher und dumpfe Idioten sieht, die sich ständig mit Pasta vollstopfen, doch eigentlich geht dieses Bild Hand in Hand mit dem anderen Klischee vom ewigen Verführer (das schon seit undenklichen Zeiten über uns im Umlauf ist, beginnend bei Ovid bis hin zu Casanova), was allerdings deutlich schmeichelhafter klingt. Dem Vorsitzenden der ältesten Gesellschaft für italienischstämmige Amerikaner platzte kürzlich der Kragen, weil in sage und schreibe 27 Werbespots, die auf allen Kanälen der USA laufen, mit dem stereotypen Bild des Italieners gespielt wurde. Er hatte sich schon über die Fernsehserie Die Sopranos beklagt. Und nun ging er erneut auf die Barrikaden: »Man macht Werbung für Pfefferminzdragees, Fruchtsäfte und Spaghetti unter Verwendung von italienischen Charakteren, die als Mafiosi und vulgäre Possenreißer daherkommen. Zum Beispiel die Metzger, die drohend in die Kamera starren, während eine Stimme aus dem Off sagt: ›Wir haben diese drei italienischen Metzger befragt, was sie von unserer neuen Soße halten. Sie haben uns beinahe totgeschlagen.‹ Und keine einzige schöne Italienerin sieht man in diesen Spots. Nur alte, fette und dümmliche Weiber. Wie diese Gruppe faltiger Matronen, die wegen einer Fleischsoße vollkommen aus dem Häuschen gerät, wie toll geworden herumspringt und dabei in einen Teich fällt. Doch am meisten setzen die Werbeleute auf das Rezept: Italiener gleich Mafia.«
Ja, es entsteht tatsächlich der Eindruck, amerikanischen Kreativlern würde nichts anderes einfallen. Doch bei genauerem Hinschauen fällt auf, dass es vor allem eine tolle Marketingmasche ist: Anscheinend kommt das Klischee vom italienischen Mafioso an und bringt gute Verkaufszahlen. Also gibt es nichts Besseres, um einen Lippenbalsam mit Kakaobutter anzupreisen, als einen Mafiaboss, der einen Jungen mit heiserer Stimme ermahnt: »Wirf diese Tube weg. Nur unser Balsam mit Kakaobutter schützt die Lippen wirklich. Glaub mir, mit Schutz kenn ich mich aus.« In einigen Werbespots sind die Anspielungen sogar jenseits jeden guten Geschmacks. Eine Gruppe von Italoamerikanern überlegt, wo sie am besten eine Leiche verstecken könnten. Natürlich in einem Betonpfeiler, es handelt sich schließlich um den Spot einer Baufirma.
Laut Medienberichten nehmen uns die Australier im Verkehr dagegen vor allem als nervöse, hektische Chaoten wahr. Dort hat man viel Platz, auf das beengte Europa und das noch kleinere Italien blicken sie daher mit Schrecken: »Italienische Autofahrer sind lauter Verrückte, von dort werdet ihr nie lebend zurückkommen«, lautet noch der gelassenste Kommentar. Dieses Vorurteil versucht uns zu etwas zu machen, was wir nun wirklich nicht sind: Mörder am Steuer. Im Höchstfall sind wir ein wenig zerstreut. Andere Stimmen widersprechen auch prompt diesem Klischee: »Der chaotische Verkehr in Italien ist viel geordneter, als er aussieht, italienische Verkehrsteilnehmer sind immer auf alles gefasst und deshalb ausgezeichnete Autofahrer.«
Die wahren Klischees über Italiener
Ganz bestimmt wahr und immer gültig ist das Klischee »Italiener essen ständig Pasta.« Denn Pasta war schon immer eine original italienische Tradition. Von unserer klassischen mediterranen Küche schwärmen selbst unsere Kritiker jenseits der Alpen: Damit meine ich gewisse Franzosen der Nouvelle Cuisine, die sich schon für große Köche halten, wenn sie zwei Austern, eine halbe Jakobsmuschel und ein Blümchen auf ein paar Salatblättern anrichten. Was ist das schon gegen ein paar schöne Röhrennudeln all’Amatriciana ?!
Italiener sind leidenschaftliche Fußballfans. Auch dieses Klischee trifft hundertprozentig auf uns zu. Fußball ist der Nationalsport. Und das nicht nur, weil er am meisten verbreitet ist oder wir ihn allen anderen Sportarten vorziehen, sondern auch, weil Fußball die Menschen vereint.
Ich gebe Ihnen mal ein Beispiel: Als ich in Rom gerade vorsichtig rückwärts ausparke, spüre ich einen leichten Aufprall, und danach höre ich ein ziemlich lautes Scheppern. Ich steige aus, um nachzusehen. Hinter mir sind vier oder fünf Vespas umgefallen, die dort nebeneinander geparkt standen. Ich habe noch den Aufschrei eines Mannes im Ohr, der Zeuge des Geschehens war: » Ammazza che botta! (O Mann, das war aber ein Rumms!)« Die gleiche Reaktion hätte es wohl auch gegeben,
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