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Die Jaeger der Nacht

Die Jaeger der Nacht

Titel: Die Jaeger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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ermahne ich mich. Ich kann Ashley June nur retten, wenn wir den Jägern einen Kampf liefern. »Und ich sage euch, die einzige Chance zu überleben ist die direkte Konfrontation.«
    Epap tritt vor. »Komm, Sissy. Wir gehen. Lass ihn am besten gleich hier.«
    Die Hepra sind nicht dumm. Sie wissen, wann ein Kampf aussichtslos ist, sie wissen, dass ihre Chancen besser sind, wenn sie fliehen. Ich brauche einen Plan; einen, der sie überzeugt, zu bleiben und zu kämpfen. Ich starre die Hepra an. Furcht hat ihre Gesichter schrumpfen lassen; ohne den Schutz der Kuppel sehen sie in das Weite winzig und verletzlich aus. Und dann kommt mir ein Gedanke: Die Jäger wissen noch gar nicht, dass ich bei ihnen bin! Sie müssen davon ausgehen, dass ich allein auf der Flucht bin, getrennt von den Hepra. Es gibt keinen Anlass, etwas anderes zu vermuten, und der Geruch meines Blutes ist selbst über Meilen viel stärker als jeder Hauch von Hepra-Geruch.
    Ich blicke die Hepra an, ihre Waffen und die FLUN s. Und die übereinandergetürmten Felsen, hoch und voller Spalten. Ich blinzele. Und dann habe ich ihn. Den Plan.
    Sissy tritt vor und bleibt mit neugieriger Miene direkt vor mir stehen. »Was ist? Du siehst aus, als wäre dir etwas eingefallen.«
    Ich sehe jedem von ihnen für ein paar Sekunden in die Augen. »Klemmt den Schwanz ein und lauft weg, wenn ihr zu feige seid. Aber wenn ihr euch mir anschließen und kämpfen wollt, dann habe ich einen Plan«, sage ich schließlich.
    Der Abend versinkt in Finsternis. Kein Fünkchen Licht am Himmel, die Sterne sind hinter riesigen dunklen Wolken verborgen, aufgeblähte Kontinente von brütender Düsterkeit. Die Berge im Osten sind verschwunden, die Umrisse ihrer Gipfel hinter einer schwarzen Wand verborgen.
    Ich sitze allein auf dem Boden, in der Hand einen Speer, den Sissy mir gegeben hat, bevor sie in der Dunkelheit verschwunden ist. Ich lege die Spitze in meine Handfläche und zögere. Vor mir ist alles leer, das Weite erstreckt sich in einem endlosen, fast schon schwarzen Grau. Meine einzige Gesellschaft ist der Felsen, an dem ich lehne. Ich spüre seine Oberfläche kalt und fest an meinem Rücken, aber in diesem endlosen Meer wässriger Dunkelheit ist seine Härte seltsam tröstlich.
    Ich presse die Speerspitze in mein Fleisch.
    Aus der kleinen Schnittwunde sickern nur ein paar Tropfen Blut. Aber das ist mehr als genug für meine Jäger; wie ein Leuchtturm, der weithin sichtbar in der Finsternis blinkt.
    Und nur ein paar Sekunden später zerreißt ein hungriger Schrei das Weite. Schon so nah, so viel lauter und begehrlicher! Bald werden sie hier sein, in wenigen Sekunden.
    Ich balle die Hand zur Faust und presse. Mehr Blut tropft aus der Wunde. Genug, um ihren Geruchssinn zu überwältigen; keine Chance, dass sie von der schwachen Witterung eines anderen Hepra abgelenkt werden könnten. Ich spüre, wie die Wunde pulsiert und das Blut träge sickert, seltsam unsynchron zu dem rasenden Pochen meines Herzens.
    Die Hepra haben mir nur diesen Speer dagelassen, sonst nichts.
    Ein Huschen, Sand, der hart auf den Boden geschleudert wird, ein Flüstern, das zischend an meine Ohren dringt …
    Die Jäger sind da.
    Ich stehe mit weichen Knien auf.
    Eine verschwommene Bewegung von links nach rechts, eine weitere in die Gegenrichtung, knapp außerhalb meines Gesichtsfelds. Drei blasse Schatten zeichnen sich in der Dunkelheit ab, ihre Formen werden allmählich deutlicher.
    Body.
    Rotlippchen.
    Hagermann.
    Aber dann schälen sich zwei weitere Umrisse aus dem milchigen Grau. Zunächst wie Phantome, doch werden sie allzu erschreckend real.
    Flatterkleid.
    Der Direktor.
    Ich hatte nur drei erwartet, nicht fünf.
    Alle fünf sind grauenhaft nackt und mit Sunblocker eingeschmiert wie Zuckerguss auf einer Buttercremetorte. Wo die Lotion abgetragen wurde, ist ihre Haut gezeichnet von den Folgen eines ganzen Tages in der Bibliothek bei starkem Sonneneinfall. Am erschreckendsten aber sind ihre Augen, darin lodern nackte Wut und roher Hass, gemischt mit pulsierender Gier nach meinem Blut.
    »Was für ein erfreulicher Anblick«, sage ich.
    Sie rücken knurrend vor; langsam, Meter für Meter, schleichen sie auf mich zu.
    Irgendwas ist verkehrt: So habe ich mir die Szene nicht vorgestellt. Sie gehen viel zu kontrolliert vor. Ich hatte zügellose Fresslust erwartet, Leiber, die sich auf mich stürzen, gebleckte Reißzähne, ein wildes Rennen, mich als Erster zu erreichen und in ein Dutzend Stücke zu reißen. Aber

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