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Die Jaeger der Nacht

Die Jaeger der Nacht

Titel: Die Jaeger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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nicht nur ein vereinzeltes Jaulen, sondern ein ganzer Chor.
    Mein Blut. Sie haben meine Witterung aufgenommen.
    »Jetzt hast du’s geschafft, du Idiot«, sage ich. »Jetzt hast du es ihnen noch leichter gemacht, uns zu finden.«
    »Nein, leichter, dich zu finden, nicht uns.« Epap wendet sich an die anderen. »Ich schlage vor, wir lassen den Typen hier stehen. Wir nehmen die Kutsche. Das gibt uns …«
    »Nein«, sagt Sissy.
    »Aber, Sissy, wir …«
    »Nein, Epap! Du hast Recht, wir können ihm nicht vertrauen. Hier geht mehr vor, als er uns erzählt hat. Aber genau deswegen können wir ihn nicht hierlassen. Wir müssen wissen, was er weiß.« Sie kommt auf mich zu, tritt Staub in meine Richtung. »Er ist ein Überlebender«, fährt sie fort. »So viel wissen wir. Wenn er überleben kann, wird es unsere Überlebenschancen erhöhen, wenn wir uns an ihn halten.« Sie sieht mich mit loderndem Blick an. »Also rede. Was sollen wir machen?«
    Ich stehe auf, mein deprimiertes Herz ist wie elektrisiert. »Wir stellen uns ihnen und kämpfen.« Ich klopfe den Sand von meinen Klamotten. »Wir überraschen sie, indem wir nicht fliehen. Denn das ist das Letzte, was sie von euch erwarten. Sie denken, ihr seid schwach, feige und unorganisiert. Aber wenn ihr den direkten Schlagabtausch mit ihnen sucht, wird sie das überraschen.«
    »Wir haben keine Chance …«, unterbricht Epap mich.
    »Doch, haben wir! Ich habe gesehen, wie ihr mit den Wurfdolchen und Speeren umgeht. Damit könnt ihr sie ernsthaft verletzen. Sie haben nie damit gerechnet, dass ihr so geschickt damit werdet – diese Waffen sollten eigentlich nur einem kosmetischen Zweck dienen. Und außerdem sind wir in der Überzahl. Es sind nur noch drei Jäger übrig. Wir sind zu sechst. Und wir haben insgesamt fünf verdammte FLUN s. Wir können es schaffen. Wir können sie besiegen. Und dann steht uns beim Rückzug in die sichere Kuppel nichts mehr im Weg.«
    »Du bist verrückt, weißt du das?«, brüllt Epap. »Du hast keine Ahnung, wozu sie in der Lage sind. Einer von ihnen ist so stark und schnell wie zehn von uns. Damit sind sie in der Überzahl und zwar dreißig zu sechs. Sie sind mehr, stärker und schneller. Sich auf einen Kampf mit ihnen einzulassen, ist purer Selbstmord.«
    Epap hat Recht, das weiß ich. Es ist völlig aussichtslos. Aber meine einzige Hoffnung, Ashley June zu retten, besteht darin, dass die Hepra und ich irgendwie an den Jägern vorbei bis zum Institut kommen. Und damit das geschieht, muss ich die Hepra zunächst überzeugen, die Stellung zu halten und zu kämpfen. Wenn wir fliehen, stirbt Ashley June. So einfach ist das. Solange wir bleiben und kämpfen, gibt es noch ein Fünkchen Hoffnung für sie, egal wie klein es auch sein mag.
    Epap dreht sich zu Sissy um. »Wir müssen fliehen. Sofort. Wir lassen den Kerl zurück und gewinnen damit Zeit, verschaffen uns einen Vorsprung.«
    Ich schüttele bereits den Kopf. »Du kapierst es einfach nicht, was? Wenn ihr flieht, gewinnt ihr maximal zwanzig Minuten, wenn überhaupt. Wahrscheinlich weniger. Das Pferd ist müde. Es ist den ganzen Tag gelaufen. Früher oder später holen sie uns ein.«
    Daraufhin werden sie still. Sie wissen, dass ich Recht habe. Auf dem Kutschbock fängt Ben an zu weinen. Selbst das Pferd blickt in die Wolken und wiehert.
    Sissy macht einen Schritt auf mich zu. »Was ist mit der Karte?«, fragt sie. Ich bin überrascht, wie sanft ihre Stimme klingt, wie ruhig sie trotz unserer Lage ist.
    »Was soll damit sein?«
    »Darauf ist ein Boot im Norden verzeichnet, das an einem Steg angebunden ist. Wenn wir es bis dorthin schaffen, haben wir vielleicht eine Chance.«
    »Bist du wahnsinnig? Du kannst dieser Karte nicht trauen. Der Forscher war verrückt.«
    »Auf uns hat er einen ganz vernünftigen Eindruck gemacht.«
    Ich starre in den Norden, in die Richtung, wo das Boot liegen soll. »Warum hat er euch nie davon erzählt, wenn es das Boot wirklich gibt?«
    Sie runzelt die Stirn. »Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass die Karte ansonsten absolut akkurat ist. Die Höhenzüge, die Berge, alles befindet sich genau dort, wo es auf der Karte abgebildet ist. Sogar die Felsen dort drüben«, sagt sie und zeigt darauf. »Warum also nicht das Boot?«
    Ich schüttele den Kopf. »Selbst wenn es existiert – und das tut es nicht – werdet ihr es nie rechtzeitig erreichen.«
    »Ich würde lieber bei dem Versuch sterben.«
    Wir dürfen nicht fliehen, wir müssen bleiben und kämpfen,

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