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Die Jaeger der Nacht

Die Jaeger der Nacht

Titel: Die Jaeger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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und gerade als Ashley Junes meteoritenhafter Aufstieg bis in die Ränge des Clubs der Begehrenswerten begann. An jenem Abend regnete es und die ganze Klasse saß in der Turnhalle fest. Unser Sportlehrer kam nicht, und niemand machte sich die Mühe, im Sekretariat Bescheid zu sagen. Irgendwie – so was ergibt sich meistens einfach – fingen alle an, Flaschendrehen zu spielen. Die ganze Klasse, gut zwanzig Schüler. Wir teilten uns nach Geschlecht in zwei Kreise. Mir lagen schon die Worte: Das ist doch voll öde, ich bin hier weg , auf den Lippen, als die Jungen die Flasche plötzlich kreiseln ließen und damit alles in Gang brachten.
    Die Flasche drehte sich wirbelnd, wurde langsamer und verharrte kurz bei dem Jungen mir gegenüber.
    Dann bewegte sie sich zentimeterweise wie durch zähen Klebstoff weiter, bis die Öffnung, gleich dem weit geöffneten Maul eines sterbenden Goldfischs, zum Stehen kam. Sie zeigte direkt auf mich. Frontal. Keine Diskussion.
    »Verdammter Mist«, sagte der Junge neben mir bitter. »Echt knapp.«
    Es war, als wäre ein Stromschlag in den Kreis der Mädchen gefahren. Sie fingen an zu flüstern, steckten die Köpfe zusammen, warfen mir verführerische, aufgeregte Blicke zu. Im Handumdrehen hatte eine von ihnen die Flasche geschnappt und gedreht. Die Flasche wirbelte herum, wurde langsamer und beschrieb dann kriechend eine letzte Drehung. Mädchen lehnten sich enttäuscht zurück, wenn der Hals an ihnen vorübertrudelte, und als er gerade langsam Ashley June zu passieren drohte, stoppte sie die Flasche mit dem Fuß und die Öffnung zeigte direkt auf sie.
    »Wow«, sagte sie, »na so was.« Und weil es Ashley June war, kam sie damit durch.
    Eine Minute später standen Ashley June und ich in dem Schrank, nur Zentimeter voneinander entfernt, auf allen Seiten von einer Holzwand beengt. Es roch intensiv nach Kiefer und war völlig finster.
    Keiner von uns bewegte sich. Ich hörte die anderen vor der Tür reden, ihre Stimmen meilenweit entfernt. Ich starrte nach unten und atmete in langen, kontrollierten Zügen durch die Nase.
    Ich dachte daran, mit ihr zu reden, weil dies die perfekte – die einzige  – Gelegenheit war, auszusprechen, was ich jahrelang in mir verschlossen hatte. Ashley June, ich empfinde schon lange etwas für dich. Seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Du bist die Einzige, zu der ich mich je hingezogen gefühlt habe, die Einzige, an die ich jeden Tag denke.
    »Sollten wir vielleicht mal anfangen?«, flüsterte sie im Dunkeln mit erstaunlich tiefer Stimme. Meine so flüchtige Gelegenheit war dahin. Wir begannen, in dem beengten Raum ungeschickt unsere Ärmel abzulegen. Ich packte den Reißverschluss, zog und spürte, wie er nachgab.
    Mit abgelegten Ärmeln hielten wir inne. Jetzt war es so weit. Wartete sie darauf, dass ich die Initiative ergriff? Dann hörte ich ihre Halswirbel laut knacken, ein leises Grollen in ihrer Kehle und dann, ganz nah, ein Knurren und Zischen, das Wände, Decke und Boden des dunklen Schranks befeuchtete.
    Ich versuchte an gar nichts zu denken, all mein Wissen auszuradieren, um es durch einen Urtrieb zu ersetzen, so wie ich ihn mir vorstellte. Ich öffnete den Mund und stieß ein Knurren aus, dessen wilde, drängende Rohheit mich selbst überraschte. Meine Hände schnellten in ihre Richtung, unsere Unterarme stießen gegeneinander, Nägel kratzten über Haut. Eine Sekunde lang schoss mir ein alarmierender Gedanke durch den Kopf: Wenn auch nur ein Tropfen Blut vergossen worden war, würde ihre Leidenschaft sehr schnell – in einer Mikrosekunde – umschlagen! Aber gebannt von dem Moment hörte ich nicht auf, hörten wir nicht auf, sondern stießen die vielen hinderlichen Arme, Ellbogen und Schultern beiseite und rangelten um die beste Position. Mit hohlem Poltern stießen Ellbogen und Knie gegen alle vier unsichtbaren Wände unserer dunklen Kammer.
    Ich war zuerst bereit. Bevor sie wieder festen Stand fand, drückte ich meinen Ellbogen in ihre Achselhöhle, so wie ich es in Büchern gelesen und in Filmen gesehen hatte. Ich hatte sie. Ihr ganzer Körper spannte sich erwartungsvoll an und wurde dann plötzlich ganz nachgiebig und weich. Ich ließ meinen Ellbogen genüsslich kreisen und ihr Körper bewegte sich im selben Rhythmus. Danach konzentrierte ich mich angestrengt darauf, angemessen fiebrig zu knurren und zu fauchen und meinen Körper vor wilder Leidenschaft erbeben zu lassen.
    Hinterher bückten Ashley June und ich uns, um unsere

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