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Die Jaeger der Nacht

Die Jaeger der Nacht

Titel: Die Jaeger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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kann.
    Es dauert nur noch wenige Stunden bis zur völligen Dunkelheit, die Sonne hat ihren Niedergang bereits begonnen. Sie geht nicht leise unter, sondern blutet rot in den Himmel und färbt das Land orange und violett. Ohne die schützende Kuppel über dem Hepra-Dorf wirken die Lehmhütten in der Ebene entblößt und belanglos wie Rattenkötel. Bald werden die Lichtsensoren den Anbruch des Abends ertasten, die Glaswände werden aus dem Boden fahren und eine perfekte Kuppel bilden, um die Hepra vor der Welt jenseits zu schützen. Ich muss mich beeilen.
    Vor den Lehmhütten sehe ich ein Glitzern wie von hundert Diamanten, die in die Sonne funkeln. Der Teich. Er lag die ganze Zeit vor meinen Augen, während Durst mich quälte und mein Körper seinen Geruch verströmte. Wie konnte ich so blind sein? Alles, was ich zum Trinken und Waschen brauche, in müheloser Reichweite! Die einzige Gefahr werden die anderen Hepra darstellen, die auf mein Eindringen möglicherweise unfreundlich reagieren. Natürlich werden sie verwirrt sein über die Ankunft eines Fremden, der den Sonnenstrahlen widerstehen kann. Aber ich weiß, wie ich sie in Schach halten kann. Ich blecke einfach meine Reißzähne und werfe den Kopf hin und her. Ich bin ein Meister der Imitation. Wahrscheinlich werden sie sich in alle vier Winde zerstreuen.
    Unvermittelt guter Dinge stapfe ich weiter Richtung Hepra-Dorf. Nach und nach zeichnen sich die Umrisse der Lehmhütten ab, größer und detaillierter. Dann sehe ich die Hepra, eine Gruppe von Streichholzfiguren, die sich langsam um den Teich bewegen und immer wieder stehen bleiben. Ihr Anblick erregt und irritiert mich gleichermaßen. Es sind fünf. Sie haben mich noch nicht bemerkt. Wie auch? Nie zuvor hat sich ihnen jemand bei Tag genähert.
    Als ich noch etwa hundert Meter entfernt bin, sehen sie mich. Einer von ihnen hockt am See, springt auf, und sein Arm schnellt vor wie ein Taschenmesser, als er auf mich zeigt. Die anderen wenden eilig die Köpfe in meine Richtung und reagieren sofort: Sie flüchten sich überstürzt in die Sicherheit ihrer Hütten. Ich sehe, wie Fensterläden geschlossen und Türen zugeschlagen werden. Nach wenigen Augenblicken liegt der Teich verlassen da, zurückgeblieben sind nur die Töpfe und Eimer, die sie auf ihrer Flucht weggeworfen haben. Genau wie ich gehofft hatte.
    Nichts rührt sich. Kein Fensterladen und keine Tür wird auch nur einen Spalt geöffnet. Ich verfalle in einen leichten Trab, meine ausgetrockneten Knochen klappern mit jedem quälenden Schritt. Mein Blick ist fest auf den Teich gerichtet. Ich komme näher. Noch fünfzig Meter.
    Die Tür einer Hütte öffnet sich.
    Ein Weibchen, das Hepra-Weibchen, tritt heraus. Seine Miene wirkt wütend, aber auch ängstlich. In der rechten Hand hält es einen Speer. Um seine Hüften ist ein schlichter flacher Streifen aus dunklem Wildleder gebunden, fast wie ein Gürtel. Eine Reihe tödlicher Dolche mit am Heft seltsam gebogener Klinge schmiegt sich eng an das Leder.
    Ich hebe die offenen Hände. Ich bin mir nicht sicher, wie viel es versteht, also verwende ich einfache Worte. »Nicht wehtun! Nicht wehtun!«, rufe ich, doch aus meinem Mund dringen nur heisere, unverständliche Laute. Ich will die Worte wiederholen, doch ich kann nicht genug Speichel sammeln, um meine Kehle zu befeuchten.
    Die untergehende Sonne gießt Licht über das Hepra-Dorf wie Ölfarbe, die auf einen grauen Schuh tropft. Ich werfe einen langen und übernatürlich dünnen Schatten, ein knochiger Finger, der sich zu dem Hepra-Mädchen ausstreckt, für das ich nur eine Silhouette bin. Nein, ich bin mehr. Ich bin der Feind, der Jäger, deswegen sind die anderen Hepra geflohen. Aber ich bin noch etwas anderes: ein Rätsel. Ein verwirrender Widerspruch, denn ich löse mich trotz des Sonnenlichts nicht auf. Und deswegen ist das Hepra-Weibchen nicht geflohen, sondern steht perplex und neugierig vor mir.
    Aber nicht lange. Mit einem Urschrei läuft es auf mich zu, den Körper geneigt und einen Arm nach hinten gestreckt. Dann reißt es den Arm nach vorn.
    Es dauert einen Moment, bis ich kapiere, was los ist. Und da ist es schon zu spät. Ich höre ein Surren in der Luft, kann sogar sehen, wie der Holzstab leicht vibriert, als der Speer auf mich zusegelt. Direkt auf mich zu. Am Ende habe ich bloß Glück. Ich versuche nicht auszuweichen – dafür bleibt keine Zeit – und der Speer schießt über meiner linken Schulter so knapp an meinem Kopf vorbei, dass ich das

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