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Die Jaeger der Nacht

Die Jaeger der Nacht

Titel: Die Jaeger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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Sonne draußen ist, sollten wir diese Türen besser nicht öfter öffnen und schließen als unbedingt nötig.«
    »Okay.«
    »Wir sehen uns in ein paar Stunden. Zu Beginn der Jagd schließen wir uns den anderen Jägern an. Bis dahin sollten die Leute allmählich kapiert haben, dass die Zentralverriegelung nicht funktioniert. Der Massenansturm beginnt. Und wir finden ein Versteck.«
    »Okay.« Ich runzele die Stirn.
    »Was ist?«
    »Ich frag mich bloß, wo die anderen Jäger sind. Die Institutsmitarbeiter hätten uns inzwischen mitteilen müssen, wo wir uns zum Start der Jagd versammeln sollen.«
    »Mach dir keine Sorgen. Die sagen uns bestimmt noch Bescheid.«
    »Okay.«
    »Oh«, sagt sie, »wenn du mich nicht in meinem Zimmer findest, komm ins Kontrollzentrum. Dann schalte ich dort gerade die Zentralverriegelung aus. Außerdem möchte ich noch einen Blick auf die Monitore werfen, um zu sehen, wo man sich am besten verstecken kann, wenn der Massenansturm losgeht.«
    Wir umarmen uns lange und eng, die Körper müde, doch die Herzen in Flammen. Sie öffnet die Tür einen Spalt und schlüpft hindurch, bevor die Tür schnell und leise wieder zufällt.
    Wenige Minuten später bin ich zurück in der Bibliothek. Die Tür fällt klickend hinter mir zu. Dunkelheit hängt über allem, durchdringt alles. Ich muss meinen Augen Zeit lassen, sich daran zu gewöhnen. Langsam gehe ich bis in die Mitte des Raumes. Es ist weiter so dunkel, als hätte ich die Augen geschlossen, bis ich im Hauptteil der Bibliothek ein schwaches Licht sehe. Das Loch in dem Fensterladen. Noch kein Lichtstrahl; es dauert noch Stunden, bis die Sonne auf diese Seite der Bibliothek gewandert ist. Im Augenblick ist es nur ein blasser Lichtpunkt, wie ein Auge, das mich anstarrt.
    Die Erschöpfung stürzt auf mich ein wie ein Wasserfall. Ich schleppe mich zu einem Sessel in der Nähe. Noch während mein Körper in das Polster plumpst und meine Lider sich senken wie Samtvorhänge in einem Theater, falle ich schon kopfüber in den Schlaf. Und in diesem letzten Moment, bevor ich mich dem Schlummer komplett ergebe, hebt ein kleiner Gedanke, wie ein Splitter, seine Hand, dass irgendwas fehlt, irgendwas nicht ganz richtig ist. Aber da ist es schon zu spät und ich schlafe fest.
    Ich wache mit rasendem Herzen auf. Selbst ohne die Augen zu öffnen, spüre ich Verkehrtheit. Meine Muskeln sind angespannt, mein Rücken ist steif. Langsam öffne ich meine Augen. Einen Moment lang sehe ich nur das streuende Licht auf der anderen Seite des Raumes, das träge durch das Loch in dem Fensterladen fällt und mit jeder Sekunde heller wird. Vor meinen Augen bildet sich der Strahl, zunächst noch abgeschrägt und dunstig, doch er wird allmählich länger, wie die Narbe einer Blüte.
    Nach seiner Intensität und dem Winkel zu urteilen, sind Stunden vergangen, seit ich auf dem Sessel zusammengeklappt bin.
    Und noch immer hängt das Gefühl in der Luft, dass irgendetwas nicht stimmt, nur schwerer als vorher. Ich stehe ganz langsam auf, meine Knochen ächzen vor Durst und Furcht. Das dunstige Licht wird gespalten und zersplittert, wie das Antlitz des Mondes, wenn man es durch die nackten Äste eines Winterwaldes betrachtet.
    Mit ausgestreckten Armen gehe ich darauf zu, trotz meiner Furcht immer noch benommen.
    Und dann …
    Lange Haarsträhnen streifen mein Gesicht, eine widerlich intime Berührung. Ein Schrei dringt unwillkürlich aus meiner Kehle. Es ist, als wäre ich in ein Spinnennetz gelaufen, nur viel schlimmer; Haarsträhnen, die sich bei der Berührung nicht auflösen, sondern nach oben über mein Gesicht, meine Wangen, meine Nase gezogen werden, sich in meinen Wimpern und Brauen verfangen, strähnige Finger, die mein Gesicht abtasten wie ein Blinder.
    Es kostet mich all meine Selbstbeherrschung, nicht nach den Haarsträhnen zu schlagen. Ich lasse mich auf den Boden fallen und blicke nach oben. Irgendjemand schläft in den Schlafhaltern. Body. Ihr langes schwarzes Haar fällt herab wie ein verseuchter Wasserfall, ihr weißes Gesicht schwebt über mir wie ein kränkelnder Mond. Der Rest ihres Körpers ist im Schatten der Decke verschwunden.
    Ich schließe die Augen, zähle die Sekunden und versuche sie mit schierer Willenskraft daran zu hindern, sich zu rühren. Ich spitze die Ohren. Nichts außer einem leisen Ächzen von Holz auf der anderen Seite des Raumes. Ich öffne die Augen und sehe die Bücher auf dem Boden, Hunderte, die von den Brettern gestoßen wurden und sich vor

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