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Die Jaeger der Nacht

Die Jaeger der Nacht

Titel: Die Jaeger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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bleiben wir vor dem Umbilicus stehen.
    »Mach ihn auf«, sagt sie.
    In dem Kasten liegt mitten auf dem Förderband ein großer Umschlag. Ich sehe Ashley June an und sie nickt mit einem auffordernden Blick aus ihren großen, durchdringenden Augen.
    Ich nehme den Umschlag heraus und taste über die in fetten Großbuchstaben aufgedruckte Anweisung:
    DRINGEND: SOFORT ÖFFNEN
    »Ich dachte mir, dass er mittlerweile angekommen sein müsste. Es ist der Brief, der die Hepra über die angebliche technische Störung der Kuppel informiert. Damit werden sie aus der Kuppel in das Weite gelockt. Damit werden sie von geschützter zu ahnungsloser Beute. Dadurch wird die Jagd erst möglich. Damit werden die Hepra getötet.«
    Ich starre erst sie und dann wieder den Brief an. »Warum zeigst du mir das?«, frage ich.
    »Weil ich nicht fair zu dir war, Gene.« Ich will sie unterbrechen, doch sie schüttelt den Kopf. »Nein, das ist wichtig, also lass mich ausreden. Ich habe das Gefühl, als hätte ich dich gezwungen, in etwas einzuwilligen, das du später bereuen wirst.«
    »Das ist nicht …«
    »Nein, Gene, hör zu! Ich will nicht, dass du den Eindruck hast, zu etwas überredet worden zu sein. Also möchte ich dir noch eine Chance geben, wirklich darüber nachzudenken und selbst zu entscheiden, was du tun willst.«
    »Wovon redest du?«
    »Wenn du diesen Brief zurück in den Umbilicus legst, findet die Jagd statt. Wir finden statt. Aber du kannst ihn auch nicht zurücklegen. Das liegt ganz bei dir. Es liegt wirklich an dir, das meine ich ernst.«
    »Wenn ich ihn zerreiße, wird die Jagd verschoben. Vielleicht für ein paar Tage, möglicherweise sogar für eine ganze Woche. Aber so lange halte ich nicht durch. Vorher würde ich entlarvt.«
    »Ich weiß«, sagt sie.
    »Warum tust du das?«
    »Weil ich mir vorstellen kann«, sagt sie mit bebender Stimme, »dass dich so etwas innerlich auffressen könnte. Ich könnte nicht mit dem Wissen leben, dass ich dir das angetan habe. Aber nun liegt es buchstäblich in deiner Hand. Du hast die Wahl.«
    Ich starre auf den fetten quadratischen Umschlag in meinen Händen. Ich schüttele den Kopf. Ich kann nicht entscheiden.
    »Tu das nicht«, sage ich, doch sie wendet sich ab und beißt sich auf die Unterlippe. In ihren Augen schimmern Tränen.
    Ich betrachte die Kuppel, die Lehmhütten darunter, deren Türen und Fenster geschlossen sind. Ich denke an die Hepra, die ruhig atmend in ihren Betten schlafen, während unter ihrer zarten Haut das Blut pulsiert.
    Die ersten Sonnenstrahlen lugen über die Gipfel der Berge im Osten. Ein rosa-orangefarbener Streifen strahlt über das Weite und fällt auf die Kuppel. Im gebrochenen Licht glänzt der Teich wie ein Spiegel. Die Morgenröte.
    Ashley June schafft es nicht, mir in die Augen zu sehen. Ihre Blicke zucken links und rechts an mir vorbei. Ich starre sie an und warte darauf, dass unsere Blicke sich treffen. Im orangefarbenen Sonnenaufgang lodert ihr rotes Haar wie Feuer. Ihre grünen Augen funkeln hinter dem Tränenschleier wie Diamanten, als sie endlich meine finden.
    Mehr braucht es nicht, mich endgültig zu bekehren, mich niederzustrecken. Das warme Licht der Morgenröte, das schönste Mädchen, das ich je gekannt habe, die Aussicht auf ein gemeinsames Leben mit ihr, von dem zu träumen ich nie gewagt hätte …
    »Okay«, flüstere ich. Ich öffne die Klappe und lege den Brief zurück in den Umbilicus. Mit scheppernder Endgültigkeit fällt die Klappe zu.
    Danach gehen wir schnell zurück, weil wir nicht von einem früh erwachten Hepra gesehen werden wollen. Obwohl wir uns danach sehnen, zusammen zu sein, entscheiden wir, dass es besser ist, wenn jeder in seine eigene Unterkunft zurückkehrt. Die Anweisung des Direktors, getrennt zu schlafen – oder vielmehr in getrennten Zimmern aufzuwachen –, klang ziemlich aufgeladen. Und selbst wenn niemand mehr wach ist, um es zu bemerken, ist es wahrscheinlich das Klügste, zum jetzigen Zeitpunkt keine unnötige Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Außerdem müssen wir, wenn die Hepra-Jagd heute Nacht beginnt, einen klaren Kopf haben, und dabei können ein paar Stunden Schlaf – auf die wir zusammen höchstwahrscheinlich nicht kommen würden – nicht schaden.
    »Wir tun das Richtige«, sagt sie aufmunternd vor der Tür des Instituts.
    »Ich weiß«, erkläre ich ihr, erkläre ich mir. »Ich weiß.«
    »Du musst mich nicht bis zu meinem Zimmer bringen. Von hier aus schaffe ich es alleine. Jetzt, wo die

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