Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jaeger der Nacht

Die Jaeger der Nacht

Titel: Die Jaeger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
Vom Netzwerk:
hölzerne Buchrücken drückt gegen meinen Bauch. Dann schnappe ich mir den Aktenkoffer und schwinge ihn in weitem Bogen vor mir. Ein allgemeines Heulen und Jaulen bricht los, vor Schmerz und vor heißem Begehren. Ich renne durch den schmalen Korridor zum Foyer, Richtung Tür.
    Und dann …
    Einer von ihnen – Mucki – landet direkt vor mir, ein abgebrochener Zapfen aus schwarzem Eis. Ich renne einfach auf ihn zu, was ihn unvorbereitet erwischt. Als ich an ihm vorbeisprinte, greift er nach mir, streift meine Schulter (hat er mich gekratzt? Hat er mich geschnitten?) und wirbelt mich im vollen Lauf herum. Dann kommt er auf mich zu, während ich, den Aktenkoffer in der Hand, weiter hektisch mit den Armen rudere.
    Der Koffer trifft Mucki voll im Gesicht und schnappt dabei auf, sodass der FLUN herausfliegt, durch die Luft segelt und zuletzt ein Stück über den Boden rutscht.
    Der Schlag hat ihn für einen Moment verwirrt. Ich tauche nach dem FLUN , während er meinen Knöchel packt und mich mit derart roher Kraft zu sich zieht, dass er mir fast das Bein aus dem Hüftgelenk reißt. Ich spüre, wie sich seine Nägel durch meine Hose bohren und in meine Haut stechen.
    »Gah!« , schreie ich und merke kaum, dass ich dabei die Waffe entsichere.
    Er zerrt mich an sich, hält mein Bein vor seinen geöffneten Mund, die Reißzähne gebleckt.
    Ich drücke ab und der Lichtstrahl trifft meinen rechten Fuß.
    Aber das reicht: Er lässt mich fallen und weicht kurz zurück, bevor er sich erneut auf mich stürzt.
    Diesmal treffe ich ihn direkt zwischen die Augen. Er fällt nach hinten wie von einem Vorschlaghammer getroffen.
    Die anderen hinter ihm stürmen auf mich zu.
    Mucki schreit vor Schmerz und springt wieder auf. Ich müsste den FLUN auf die höchste Schusskraft einstellen, doch mir bleibt keine Zeit, an den Reglern herumzufummeln, sonst kriegen sie mich.
    Rotlippchen stößt einen hyänenartigen Schrei aus und fliegt auf mich zu.
    Ich feuere den letzten Schuss ab und treffe sie direkt in die Brust. Sie taumelt nach hinten, hält sich die Wunde und jault auf. Aber schon ist sie wieder auf den Beinen, das Gesicht vor Schmerz und Lust grässlich verzerrt.
    »Wer will mehr?!«, brülle ich. »Wer will mehr?!«
    Sie bleiben wie angewurzelt stehen. In ihren Augen mischt sich Unsicherheit mit heißem Verlangen. Sie reißen die Köpfe in den Nacken und wieder nach vorn, schnappen in die Luft und knirschen mit den Zähnen.
    »Wer will mehr?!« Es ist alles bloß Show. Ich habe den dritten und letzten Schuss bereits abgefeuert. Mir bleibt nur noch zu bluffen.
    »Du?!«, brülle ich und richte den FLUN auf Hagermann, der einen Schritt auf mich zu macht. »Oder wie wär’s mit dir?«, rufe ich und schwenke die Waffe zu Flatterkleid an der anderen Seite. Dabei gehe ich langsam rückwärts zur Tür.
    Mit jedem Schritt, den ich zurückweiche, rücken sie einen vor. Ihr Glucksen wird lauter und feuchter, das Begehren gewinnt langsam die Oberhand über die Furcht. In der ersten Reihe geht Mucki in die Hocke und setzt zum Sprung an. Weiter werden sie mich nicht kommen lassen.
    »Ihr seid die Tiere! Ihr seid die Hepra!«, brülle ich, drehe mich um und werfe ihnen den entleerten FLUN entgegen.
    Sie schreien im Einklang, Mitglieder eines Chors der Wahnsinnigen.
    Am Ende ist gerade das, was mein Verhängnis zu werden droht, meine Rettung: ihr unstillbarer Blutdurst. Als Mucki in vorderster Reihe abspringt, reißen die anderen ihn zurück und stolpern dann im Gedrängel über ihn. Das verschafft mir zwei Sekunden Vorsprung und mehr brauche ich nicht.
    Ich renne zum Ausgang und setze fünf Meter davor – während ich ihre Hände schon auf meinem Rücken, ihre Nägel schon in meinem Nacken spüre – zum Sprung auf die Klinke an. Nie werde ich das Gefühl des kühlen Metalls in meiner Hand vergessen. Mein Schwung drückt die Klinke herunter, die Tür fliegt auf, und blendendes Weiß erfüllt mein Sichtfeld. Das Brennen in meinen Augen ist ein wundervoller Schmerz.
    In ihre lustvollen Schreie mischt sich blindwütige Qual. Ich höre, wie sie eilig den Rückzug antreten.
    Aber ich bin noch nicht fertig mit ihnen. Noch längst nicht. Ich mache die Tür weiter auf – sie flitzen wie Irre aus dem Licht, Ratten gleich, die in alle Richtungen davonhuschen – und stelle den leeren Aktenkoffer als Keil auf die Schwelle. Auf diese Weise strömt so viel Licht selbst in die entlegenen Flügel der Bibliothek, dass der Rest des Tages für die

Weitere Kostenlose Bücher