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Die Jaeger der Nacht

Die Jaeger der Nacht

Titel: Die Jaeger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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um.
    Ihr Gesicht straft ihre energische Haltung und Stimme Lügen. Tränen strömen über ihre Wangen.
    »Ashley …«
    »Es ist die einzige Möglichkeit, die uns jetzt noch bleibt.« Sie starrt mir in die Augen. »Und das weißt du auch, oder nicht?«
    Uns. Das Wort hallt in meinen Ohren wider.
    »Ich will dich da nicht … im Moment sind sie nur hinter mir her«, erkläre ich ihr. »Du kannst dein Leben weiterführen.«
    »Ich hasse dieses Leben! Mehr als du.«
    »Nein, du bist gut darin. Ich habe dich beobachtet, du könntest weiter …«
    »Nein! Ich hasse es mit jeder Faser meines Körpers. Ich werde niemals allein in dieses Leben zurückkehren. Immer etwas vortäuschen, die eigene Lust begraben.« In ihren Augen blitzt ein ungefiltertes Gefühl auf, das ich zunächst für Wut halte. Aber dann sagt sie: »Du hast etwas mit mir gemacht, Gene. Und nun kann ich nicht mehr in mein altes Leben zurück, nicht allein, nicht ohne dich.« Sie schnieft. »Die Kuppel – das ist jetzt unsere einzige Chance, zusammen zu sein.«
    »Die Kuppel ist ein Gefängnis. Hier draußen bist du wenigstens frei.«
    »Hier draußen bin ich in meiner eigenen Haut gefangen. Verdrängtes Verlangen, unterdrücktes Lächeln, unechtes Kratzen, unechte Reißzähne – das sind die Gitter eines viel schlimmeren Gefängnisses.«
    Meine Gedanken rasen, drehen sich wie wild im Kreis. Aber ihr Blick lässt alles langsamer werden und gibt mir einen Anker. Ich trete auf sie zu und berühre ihr Gesicht. Meine Finger liegen auf ihren Wangen, auf ihrem Kinn, streichen über ihren kleinen Leberfleck, der feucht von Tränen ist.
    »Okay«, sage ich und lächele trotz unserer Lage, »lass es uns versuchen.«
    Sie erwidert mein Lächeln und kneift die Augen zu, weitere Tränen fließen. Sie zieht mich fest an sich.
    In diesem Moment ertönt von draußen ein lauter, durchdringender Schrei. Wir sehen uns an. Es folgt ein weiterer Schrei qualvollen Schmerzes. Dann Stille. Und noch ein Höllenschrei. Wir stürzen ans Fenster.
    Jemand versucht, aus der Bibliothek zu fliehen. Mucki. Über den Kopf hält er einen Sonnenumhang. Der war jedoch nie für den Einsatz in hellem Tageslicht gedacht, sodass die Wirkung der Sonnenstrahlen ungefiltert und verheerend ist. Mucki stolpert, rappelt sich wieder auf. Seine Beine drängen mit schwammiger Antriebskraft vorwärts. Als er näher kommt, sehe ich, wie seine Haut, die von beinahe radioaktiver Blässe glänzt, unter der kräftigen Sonne zerfließt. Er schreit wieder und wieder. Aber selbst wenn der Sonnenumhang nicht perfekt ist, wird Mucki es bis zum Hauptgebäude schaffen. Und dort kann er den anderen erzählen, dass ich ein verkleidetes Hepra bin. Ein Hepra in diesem Gebäude.
    Ashley June analysiert die Situation mit eisiger Schärfe. »Vielleicht haben wir nicht mehr bis zum Sonnenuntergang Zeit.« Ungläubig beobachten wir, wie Mucki die Eingangstür aufreißt und sich ins Haus fallen lässt. Jetzt ist er drinnen. Er ist drinnen.
    Ich will es nicht wahrhaben und schüttele den Kopf. »Du solltest gehen. Sie wissen nur von mir. Du darfst nicht mit mir gesehen werden. Das würde dich belasten, es wäre wie ein Schuldbeweis.«
    »Ich bleibe bei dir, Gene.«
    »Nein. Ich versuche ins Freie zu kommen. Das kann ich schaffen, wenn ich schnell genug bin. Und du kommst nach, sobald du kannst, wenn nicht heute, dann morgen. Wir treffen uns in der Kuppel. Solange sie dich nicht verdächtigen, kann dir nichts passieren. Sie sind nur hinter mir her.«
    Ein grässliches Jaulen hallt durch den Flur, ein Jaulen, das das ganze Gebäude erschüttert. Huschen an den Wänden, dann weiteres dumpfes Poltern. Wieder ein Jaulen, leiser, aber qualvoller.
    Ashley June erstarrt unvermittelt. Ich sehe, wie ein Gedanke sie eiskalt trifft. Sie strafft die Schultern. Voller Furcht.
    »Was ist?«
    Ashley June wendet sich ab. Ihre Stimme klingt zittrig, als sie spricht, und sie bringt es nicht über sich, mich anzusehen. »Gene«, sagt sie, »geh und guck auf den Überwachungsmonitoren nach, ob du erkennen kannst, was los ist.«
    »Und was machst du?«
    »Ich bleibe hier«, sagt sie mit seltsam schriller Stimme und einem sonderbaren Leuchten in den Augen.
    Ich gehe zurück zu den Monitoren, selber neugierig, was im Institut vor sich geht. Zunächst ist kaum was zu sehen. Alle schlafen noch. Alles ist grau und still. Aber ein Monitor in der Ecke fällt mir ins Auge. Etwas bewegt sich. In der Halle, wo Mucki mit strampelnden Beinen auf dem Boden

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