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Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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Seil zu keinem Moment los, verstanden? Niemals loslassen!«
    Ich starre in den Fluss, das Wasser ist ein wirbelnder Wahnsinn. Es wird nicht funktionieren, wir werden abgetrieben werden. Jacob hat Recht. Mittlerweile ist die Strömung zu stark.
    »Drei …«, ruft Sissy.
    Sobald wir eintauchen, werden wir unter Wasser und dann von tückischen Strömungen in sechs verschiedene Richtungen gezogen werden. Wir springen in einen schwarzen nassen Tod.
    »Zwei …«
    Neben mir erstarrt Jacob unvermittelt, als wäre ihm etwas klar geworden.
    »Eins!« Sissy beugt die Knie, bereit, in die schwarzen Fluten zu tauchen. Die anderen sind eine Reihe von grauen Flecken, die sich für den Sprung wappnen.
    Ich beuge die Knie und springe …
    » STOPP !«, ruft Jacob und wirft sich nach hinten vom Rand weg.
    Das Seil spannt, ich werde ruckartig zurückgerissen und lande krachend auf dem Deck. Sekunden später hört man auch die anderen auf die Planken plumpsen wie ein verspätetes Echo.
    »Jacob!«, ruft Sissy. »Was machst du?«
    »Wir sollen über den Wasserfall fahren!«, brüllt er. »Wir sollen auf dem Fluss bleiben!«
    »Wovon redest du?«, ruft Sissy. Regentropfen prasseln in ihr Gesicht.
    »Die Jäger können nicht schwimmen!«, ruft Jacob. Seine Augen leuchten vor Aufregung. »Im Wasser ertrinken sie sofort. Das hat uns der Forscher erzählt. Erinnert ihr euch? Er hat gesagt, bei ihnen setzt ein Panikreflex ein, wenn sie tiefer als bis zum Kinn unter Wasser sind. Sie erstarren und gehen binnen Sekunden unter.«
    »Na und?«, fragt Sissy.
    »Denkt doch mal drüber nach. Für sie bedeutet ein Wasserfall den sicheren Tod. Sie würden sich nie darüber hinauswagen, es wäre Selbstmord. Aber für uns muss das nicht unbedingt so sein. Wir können schwimmen. Wir können einen Wasserfall überleben. Es ist wie ein Schlüsselloch, durchdas nur wir passen. Es ist die Brücke in die Freiheit, die nur wir überqueren können. Deswegen stand auf der Tafel, dass wir auf dem Fluss bleiben sollen.«
    »Ich weiß nicht«, sagt Sissy.
    Jacob lässt sich nicht beirren. »Ich glaube, dass der Forscher uns von den Wasserfällen erzählt hat, um uns darauf vorzubereiten. Aber er hat sie immer als malerisch und wunderschön beschrieben. Wie eine Pforte ins Paradies.« Er wedelt mit den Armen, und ich muss plötzlich an die Skizze denken, die Epap gestern gezeichnet hat, das Bild eines Wasserfalls, dargestellt als eine Oase der Schönheit. »Wir sollen dem Fluss folgen«, sagt Jacob. »Und den Wasserfall hinunterfahren.«
    »Ich glaube, du denkst nicht ganz klar, Jacob«, sagt Sissy. »Das da vor uns ist ein Wasserfall !«
    »Ich weiß, ich weiß, ich weiß«, sagt er und kneift die Augen zu. Er ballt die Fäuste und löst sie wieder. »Aber wir sollen auf dem Boot bleiben! Das weiß ich!«
    »Wovon redest du?«
    »›Bleibt auf dem Fluss‹«, ruft Jacob. »Das stand auf der Tafel! Das wollte der Forscher. Wir sollen auf dem Boot bleiben. Und immer weiterfahren.«
    »Solange es vernünftig ist!«, sagt Sissy. »Wir fahren auf einen Wasserfall zu! Was du vorschlägst, ist Wahnsinn.«
    »Bitte, Sissy«, sagt Jacob mit flehendem Blick. »Lass uns keinen Zentimeter abweichen. Lass uns genau das machen, was der Forscher gesagt hat. Nämlich auf dem Fluss bleibenund das Boot nicht verlassen. Weil uns das ins Gelobte Land bringen wird. Zu der Milch, dem Honig, dem Obst und dem Sonnenschein. Zu den Straßen voller anderer Menschen, Sportstadien, Spielplätzen, Vergnügungsparks mit Tausenden von herumtollenden Kindern. Wenn wir uns an seine Anweisung halten, kommen wir dorthin.« Er wirft den Kopf so heftig hin und her, dass seine Augen tränen. »Dafür lohnt es sich auf jeden Fall, etwas zu riskieren. Bitte, Sissy.«
    Sie beißt sich auf die Unterlippe und starrt konzentriert auf den Fluss. Sie sieht Jacob an. »Wir bleiben immer zusammen, oder?«, fragt sie die anderen.
    »Immer, Sissy«, sagt Jacob mit belegter Stimme.
    »Das heißt, was immer ich entscheide, wir sind alle dabei, richtig?«, fragt sie. Er nickt. »Du vertraust mir also?«
    »Ja, das tue ich.«
    Sie atmet tief ein. »Wir springen von Bord. Jetzt.«
    Jacob lässt den Kopf hängen.
    In diesem Moment erhellt ein Blitz den Himmel und lässt die Umrisse der Berge im Osten deutlich hervortreten, ein kauernder schwarzer Koloss, der jetzt so nahe ist, dass ich den Moschusduft eines Mahagoniwalds riechen kann. Für eine Millisekunde sehe ich den Fluss. Reißende Fluten drängen mit

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