Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
Vom Netzwerk:
Scheibe. Knurrend vergräbt es das Gesicht in dem kalten nassen Fleisch.
    Sissy springt plötzlich auf und geht zum Ausgang. Der Ältere bei der Tür versucht, sie aufzuhalten, doch sie stößt seinen Arm weg. Ich höre, wie die Tür aufgerissen wird, Licht strömt in den Raum. Als ich sie einhole, hat sie den Kopf in den Nacken gelegt und atmet, die Augen gegen das helle Licht zugekniffen, tief durch.
    Aber dann drängt Epap an mir vorbei und läuft zu ihr.
    »Sissy, was ist los?«, fragt er.
    Sie wendet sich ab. »Lass mich in Ruhe!«
    »Was ist denn los?« Er ist ehrlich verwirrt. Sein Blick zuckt zwischen Sissy und dem Immensarium hin und her. Und dann zu mir. »Was hast du ihr angetan? Hast du sie angefasst? Im Dunkeln?«
    »Wovon redest du?«, frage ich.
    »Nein, im Ernst. Hast du sie angefasst?«
    »Hör auf, Epap!«, geht Sissy laut, aber resigniert dazwischen. »Niemand hat mich angefasst.«
    »Sissy?«, fragt er.
    Sie antwortet nicht, sondern geht mit untypisch weichen Knien davon. Epap läuft ihr nach und legt unsicher die Hände auf ihre Schultern. Sie entwindet sich seinem schwachen Griff und stößt seine dünnen Arme weg.
    Das bringt ihn richtig auf. »Was ist los, Sissy?«
    Sie fährt zu ihm herum. »Wie konntest du mir das antun? Warum hast du mich dorthin gebracht?«
    »Was?«
    »Wie konntest du denken, dass ich so etwas sehen will?«
    »Nein, nein, du verstehst nicht. Es war absolut sicher. Diese Scheibe ist undurchdringlich wie das Glas der Kuppel. Und die Tür ist sicher verriegelt. Was den Brunnen betrifft, hast du die Lehrerin ja gehört, er ist voll Wasser. Schatter können ihn nicht überwinden. Ich hätte dich nie irgendeiner Gefahr ausgesetzt, Sissy, das weißt du …«
    Ihr Gesicht glüht vor Wut. »Davon rede ich nicht!«
    »Sissy! Ich verstehe nicht, Sissy!« Er rauft sich die Haare. »Ich dachte, es würde dir gefallen. Warum auch nicht? Nach allem, was wir durchmachen mussten, ist es, als würde man sagen: Nehmt das, ihr Trottel, und seht zu, wie es euch gefällt, in einem gläsernen Gefängnis zu sitzen! Seht zu, wie es euch gefällt, wie die Tiere angegafft zu werden! « Er schreit jetzt beinahe. »Wieso sollte dir das nicht gefallen?«
    Kopfschüttelnd geht Sissy zu mir und zieht an meinem Ellbogen. »Kommst du mit mir?«, fragt sie leise. »Wir müssen all dem auf den Grund gehen.«
    Epap ist perplex. Er weiß nicht, was er mit seinen baumelnden Armen, seinem wippenden Kopf und den Teilen von sich anfangen soll, die in sich zusammenfallen. Er sieht Sissys Hand an meinem Ellbogen, sein Blick trifft auf meinen, und seine Augen leuchten in schmerzhafter Klarheit auf.
    »Was findest du an ihm?«, fragt er und zeigt auf mich. Als Sissy nicht antwortet, läuft er uns nach. »Was an ihm macht dich so an? Er muss nur pfeifen, und schon kommst du hechelnd angerannt.« Epap packt ihren Ellbogen, reißtsie herum und zerrt ihre Hand von meinem Arm. Sissy holt aus, um ihm einen Schlag ins Gesicht zu verpassen, die Nase zu brechen, ihn k.o. zu schlagen.
    Aber dann lässt sie den Arm wieder sinken. Ihre geballte Faust zittert neben ihrem Körper.
    Epap lässt sich nicht einschüchtern. »Guck doch, wem die Mädchen der Mission hinterherrufen. Guck doch, wem sie verstohlene Blicke zuwerfen. Guck, wegen wem sie rot werden. Das bin ich, Sissy! Ich! Nicht er! Hast du sie nicht gesehen, Sissy? Hast du nicht gesehen, wie sie mir nachlaufen, über mich reden und mich ansehen? Denn das solltest du vielleicht mal tun. Dann würdest aufhören, mich für selbstverständlich zu nehmen. Dann würdest du anfangen, mich wirklich zu sehen.«
    Sissy starrt grimmig zurück.
    »Was muss ich tun, Sissy? Zählen all die Jahre – unser ganzes Leben – denn gar nichts? Kaum kreuzt dieser neue Typ auf, gerätst du in Verzückung? Was hat er, was ich nicht habe? Ich verbiege mich in alle Richtungen und mache mich krumm für dich, und zum Dank machst du mich fertig. Du machst mich fertig , Sissy.« Er tritt noch einen Schritt näher, bedrängt sie regelrecht, doch sie weicht nicht zurück. »Begreifst du nicht, was ich dir geben kann? Alle wollen sie mich, aber ich will dich – für dich bin ich bereit, alles zu geben.«
    Er hält inne, und ihr Gesichtsausdruck wird sanfter. Seine Augen leuchten kurz auf, als sie einen Schritt auf ihn zumacht und dann an ihm vorbeigeht.
    Seine Gesichtszüge fallen in sich zusammen.
    »Tut mir leid, Epap«, sagt sie.
    Sie fasst meinen Ellbogen und zieht mich sanft mit sich. Wir

Weitere Kostenlose Bücher