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Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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das mich unterbricht, siehst du irgendjemanden, der mich anspricht oder es auch nur wagt, mir in die Augen zu sehen?«, sagt Krugman mit leiser, vor Wut gepresster Stimme. »War ein Brandmal nicht genug, oder was?«
    »Wenn hier jemand gebrandmarkt werden sollte«, entgegnet Sissy, »dann Sie.«
    Krugmans Kinnlade klappt nach unten. Seine fetten Backen schwabbeln seitwärts, als wäre er geschlagen worden. »Du hässliche, großfüßige, starrsinnige Schlampe«, flüstert er. »So redest du nicht ungestraft vor den Älteren mit mir. So sprichst du nicht im Angesicht all der Mädchen mit mir, ohne dass es Konsequenzen hat.« Er macht drei schnelle Schritte auf Sissy zu und hebt seine aufgedunsene Hand.
    Ich trete schützend vor sie. »Das reicht!«
    Krugman bleibt wie angewurzelt stehen. Seine Augen sind Lavahöhlen der Wut, seine Wangen rot angelaufen. Seine Nasenflügen blähen sich, seine gewaltige Brust hebt und senkt sich bebend. Er starrt mich an, als wolle er mich mit Blicken durchbohren und bis zu Sissy vordringen.
    »Ich habe es auf die nette Art versucht«, sagt er. »Ich habe höflich gebeten. Das war offensichtlich der falsche Ansatz. Aber ich kann auch auf die harte Tour. Ist es das, was du willst?«, fragt er und starrt Sissy wütend an. »Denn Daddy kann auch hart mit dir umspringen, wenn du willst.«
    Und dann schießt er mit beängstigendem Tempo auf mich zu und stößt mich in die Gruppe der Älteren hinter ihm. Irgendetwas Hartes schlägt auf meinen Hinterkopf, mein Körper wird schlaff, und ich sinke zu Boden.
    »Gene!«, höre ich Sissy durch den Nebel in meinem Kopf rufen.
    Haut klatscht auf Haut. Ich versuche, wieder zu mir zu kommen, und sehe gerade noch, dass Sissy wie ein kleines Hündchen im Nacken gepackt und zu einem der Waggonsgeschleift wird. Ein dicker, behaarter Arm liegt um ihren Hals wie eine Würgeleine.
    »Sperrt sie in den Zug!«, ruft Krugman den anderen Älteren zu.
    »Lasst sie los!«, rufe ich, nachdem ich mich irgendwie wieder hochgerappelt habe und nach vorn stürze. Ich packe den Mann, der Sissy festhält, und kriege nur Speck und schwabbeliges Fett zu fassen. Ich verpasse ihm einen Schlag ins Gesicht, spüre knirschende Knochen und sehe die Fettfalten in seinem Gesicht zittern. Er lässt Sissy los, sinkt auf ein Knie, wischt sich das Gesicht ab und verschmiert das Blut aus seiner offenen Platzwunde.
    »Jetzt hast du es getan«, sagt er, und ich spüre eine Eiseskälte bis in die Knochen.
    Ich verpasse ihm einen Tritt ins Gesicht, und er fällt vornüber auf den Bahnsteig.
    Vor mir taucht eine wütende Meute auf, fuchtelnde Arme und um sich tretende Beine bearbeiten meinen Torso. Ich wehre so viele Schläge und Tritte wie möglich ab, aber es sind zu viele. Ich werde herumgewirbelt, die Luft wird aus mir herausgeprügelt. Vor meinen Augen wird alles grau. Arme umschlingen mich, Hände packen meinen Körper wie Krallen eines Enterhakens.
    Hinter mir höre ich klappernde Klingen und einen Funkenregen.
    Sissy.
    Sie hält in jeder Hand einen Dolch, einen aus ihrem Gürtel, einen aus einem Geheimfach in ihrem Stiefel. Sie lässt sie in ihren Händen kreisen, doch ihr Gesichtsausdruck macht deutlich, dass es keine harmlose Vorführung ist. Sie wird auf jeden losgehen, der ihr zu nahe kommt. Sie wird jedem, der dumm genug ist, ihr nicht aus dem Weg zu gehen, eine Erinnerung verpassen, die er sein Leben lang nicht vergessen wird.
    Krugman unterschätzt sie und stürzt unvermittelt auf sie zu. Sissy springt hoch und holt mit der rechten Hand aus. Als Krugman noch näher kommt, lässt sie die Hand nach unten sausen. Ich erwarte das widerliche Geräusch einer in fettes Fleisch eindringenden Klinge, doch stattdessen höre ich einen dumpfen Aufprall.
    Sissy hat Krugmans Schädel mit dem Griff ihres Dolches getroffen.
    Er schwankt, verdreht die Augen und bricht stöhnend auf dem Bahnsteig zusammen. Sein massiger Leib schwabbelt hin und her.
    Nachdem ihr Anführer niedergestreckt ist, weichen die anderen Älteren hastig zurück.
    Sissy und ich laufen zu den Stufen. Die meisten Mädchen sehen uns ängstlich nach, doch in einigen Blicken erkenne ich auch eine Art Ehrfurcht.
    »Er hat es nicht anders verdient«, erklärt Sissy ihnen.
    Einer der Älteren mit einem hageren, pockennarbigen Gesicht wie eine Erdnussschale widerspricht ihr. »Du irrst dich. Du irrst dich gewaltig . Du wirst schon sehen. Gewaltig.«
    Die anderen Älteren fangen an zu lachen, erst ein leises Glucksen, das sich über

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