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Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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machen«, erwidere ich.
    Krugman fängt brüllend an zu lachen und stampft mit dem Fuß auf wie ein tanzender Kobold. Die Älteren hinter ihm sehen sich an und lächeln, einige stimmen laut wiehernd ein.
    »Also wirklich«, sagt Krugman und schlägt sich auf den Bauch. »Ich bin mitten in die Kabbelei zweier Liebender geraten! Wer hätte gedacht, dass es so unterhaltsam ist. So viel … Drama .«
    Und dann schaltet er sein Lächeln ab, und auch sein Lachen verstummt abrupt. Das Lächeln der anderen Älteren erstirbt ebenfalls. Krugman starrt uns mit hängenden Backen an. »Tatsache ist, es ist weder noch, denn diese ganze Diskussion ist rein akademisch. Ihr steigt alle in diesen Zug. Ihr habt den offiziellen Befehl der Zivilisation gelesen – ihr sollt alle dorthin fahren. Alle. Diskussion beendet. Der Zug müsste in einigen Stunden zur Abfahrt bereit sein.«
    Die nächsten Worte spricht Sissy leise und ruhig, doch die Älteren zucken bei jeder Silbe zusammen. »Ich glaube nicht«, sagt sie. »Wir steigen nicht in diesen Zug.«
    Krugman drückt das Kinn an die Brust und sieht Sissy ärgerlich an. »Und was hat dir nun wieder den Schlüpfer verdreht?«
    »Ich schätze, jetzt ist es eh raus«, flüstert sie beinahe, »also sage ich es einfach. Wir haben Zweifel in Bezug auf die Zivilisation. Wir wissen nicht, ob es der Ort ist, als den Sie ihn dargestellt haben.«
    »Das dachte ich mir schon«, sagt Krugman. Er atmet langsam aus, und sein Mundgeruch weht uns an. »Ich werde versuchen, dieses offenkundige Misstrauen nicht als Beleidigung aufzufassen. Ich werde mir alle Mühe geben, mich durch eure irrige Annahme, ich hätte euch bezüglich der Zivilisation in irgendeiner Hinsicht angelogen, nicht … verraten zu fühlen. Ist das ein zu harsches Wort? Nein, ich glaube nicht.«
    Er spuckt einen Speichelklumpen aus. »Nach allem, was ich für euch getan habe, allem, womit ich euch versorgt habe, bekomme ich das? Nicht nur Undankbarkeit, sondern auch Argwohn? Was habe ich getan, um so viel Misstrauen zu verdienen?«
    »Raten Sie mal«, erwidert Sissy, und ihre Worte schneiden durch die dicke Luft.
    Krugman lächelt und beugt sich vor, um ihren Unterarm zu begutachten. Seine Zunge zuckt in seinem Mundwinkel. »Ich glaube, es hat sich entzündet«, sagt er kaum merklich feixend.
    Sie verbirgt den Arm hinter ihrem Rücken.
    »Ich habe euch wie Gäste in meinem Haus behandelt«, sagt er. »Aber es ist immer noch mein Haus. Es gibt Regeln und Vorschriften, an die sich alle halten müssen. Ich bedaure es, dass du dich entschieden hast, mit diesen Regeln in Konflikt zu geraten. Aber es war deine Wahl.«
    Er betrachtet die Mädchen auf dem Bahnsteig liebevoll. Als sein Blick sie streift, senken sie den Kopf und wenden sich nach innen wie Mimosen, die berührt wurden. »Die Statuten und Vorschriften, die ihr so geringschätzt, sind nichts weiter als die Decke, die dieser Gemeinschaft Wärme und Behaglichkeit gibt.«
    »Tut mir leid, aber ich kann hier nicht viel Wärme und Behaglichkeit spüren«, erwidert Sissy.
    »Also, du hast heute wirklich eine Menge interessanter Bemerkungen auf Lager.« Er schnippt mit den Fingern, und ein Mädchen bringt ihm auf einem Tablett ein Glas mit Whisky. Er kippt es in einem Zug hinunter, wischt sich mit dem Handrücken den Mund ab und verschmiert ein paar Tropfen Whisky auf seiner Wange. »Darf ich dir einen kleinen Vorschlag machen? Du hast eine Menge durchgemacht, okay. Du siehst müde aus. Warum ruhst du dich in den nächsten paar Stunden nicht ein wenig aus? Mach die Mission zu deinem persönlichen Shangri-La-Luxushotel, bis ihr morgen – alle – mit diesem Zug in die Zivilisation aufbrecht. In der Zwischenzeit kannst du dich einfach zurücklehnen, aufhören, lästige Fragen zu stellen, und den Rest deiner Zeit an diesem glücklichen Ort genießen.«
    »Sie sagen, die Zivilisation ist ein Paradies?«, frage ich und trete vor Sissy. Krugmans Benehmen hat mich wieder misstrauisch gemacht, und mein Optimismus schwindet von Sekunde zu Sekunde.
    »Absolut«, sagt er.
    Ich zögere. »Dann bin ich ein wenig verwirrt. Vielleicht können Sie mir helfen.«
    »Womit?«
    »Wenn die Zivilisation ein so wundervoller Ort ist …«
    »Ja?«
    »… frage ich mich, warum der Forscher sich entschieden hat, nicht dorthin zu reisen. Warum ist er nicht in den Zug gestiegen?«
    Das Grinsen in Krugmans Gesicht ist wie weggewischt. Die Blicke der Älteren hinter ihm schwenken zu mir, hart wie kalter

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