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Die Jaeger

Die Jaeger

Titel: Die Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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worden sein soll.«
    Ich wurde hellhörig. »Was für ein Dämon?«
    Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Ich hoffe, ich kriege die Geschichte noch zusammen. Es ist schon lange her, dass ich sie gelesen habe. Es heißt, dass vor ein paar hundert Jahren, als Mullendorf noch zu einer Grafschaft gehörte, eine junge Frau vom Grafen auserwählt wurde, seine Geliebte zu werden. Doch sie hasste ihn und weigerte sich. Aus Rache über die verschmähte Liebe, wollte er sie als Hexe verbrennen lassen. Doch bevor es dazu kommen konnte, unternahm das Dorf etwas zu ihrer Rettung. Alle Mullendorfer Frauen, egal ob jung oder alt, arm oder noch ärmer, versammelten sich und sprachen einen Zauber, um sie zu befreien. Es ist ihnen tatsächlich gelungen, doch dabei entfesselten sie einen Dämon, älter als Mullendorf, älter als die Zeit selbst. Er soll den Frauen so große Kraft gegeben haben, dass sie den Grafen und seine ganze Familie mit einem Wimpernschlag töteten. Doch der Dämon gab sich damit nicht zufrieden und wütete weiter, er erfüllte den Frauen jeden Gedanken: Wenn eine meinte, dass ihr Mann schlecht mit ihr umging und sie ihm nur für einen winzigen Augenblick den Tod wünschte, fand man ihn am nächsten Morgen entsetzlich zugerichtet. Und wenn eine mit ihrem Kind schimpfte, dann lag es am darauffolgenden Tag kalt in seinem Bettchen. Schließlich waren die Frauen so unglücklich darüber, dass sie alles daransetzten, den Dämon wieder loszuwerden. Sie haben ihn in die Mullendorfer Erde verbannt. Irgendwo da unten schlummert er und wartet darauf, erneut an die Oberfläche geholt zu werden. An manchen Tagen kann man sein Herz schlagen hören, heißt es. Aber ich habe es noch nie gehört.«
    Ich lauschte ihm mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen. Hatte Matze diesen Dämon gemeint? Hatte der Fremde davon gesprochen? Dann durfte dieses Monster niemals ans Tageslicht kommen.
    »Das ist eine schreckliche Legende«, sagte ich. »Ist die wirklich wahr?«
    Pfarrer Bernhard lachte. »Es ist eine Legende, Moona. Die sind nicht wirklich wahr, aber sie enthalten womöglich einen wahren Kern, oder auch nicht. Ich weiß es nicht.«
    Ich nickte und dankte ihm.
    »Wenn das nächste Mal ein Fremder danach fragt, kannst du sie ihm erzählen. Und vergiss nicht, Trinkgeld dafür zu nehmen.« Er schmunzelte. Ich versuchte ebenfalls ein Lächeln, doch dieses Mal gelang es mir nicht so gut, denn als ich in diesem Moment aus dem Fenster der Pfarrstube sah, erblickte ich Leif, der Kurt verfolgte, der eilig die Dorfstraße hinunterlief.
    Ich verabschiedete mich schnell vom Pfarrer und rannte hinaus.
    Leif bemühte sich, nicht panisch zu wirken, als ich ihn fragte, was er trieb. Kurt war verschwunden.
    »Dieser Idiot hat zwei Kunden angefallen und ihnen erzählt, dass er ein Grabflüchter sei, der sie das Fürchten lehren wird. Er wird uns die Vampirjäger auf den Hals hetzen.«
    Am liebsten hätte ich mich weggedreht und ihm gesagt, dass das allein sein Problem sei, aber das war es leider nicht.
    »Wo ist er?«
    »Keine Ahnung. Eben war er noch hier und wollte ein paar ehemalige Schulkameraden aufmischen, die ihn immer gehänselt hatten, doch jetzt ist er weg. Und ich kann nicht so schnell laufen, wie ich gerne möchte, um nicht selbst verdächtig zu werden.«
    Ich wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment ertönte ein Schrei aus dem Rathaus, wo ein ehemaliger Klassenkamerad von Kurt als Hausmeister arbeitete.
    Leif sah sich kurz um, ob er beobachtet wurde, als die Luft rein war, lief er schneller als der Wind –  und das meine ich wortwörtlich –  zum Rathaus.
    Ich blieb zurück, jetzt selbst mit einem panischen Ausdruck in den Augen, und überlegte, was ich tun konnte, um Kurt von seinem Trip abzubringen. Er war wirklich gefährlich, er konnte uns mit seinem Verhalten in größte Bedrängnis bringen. Und sich ebenfalls. Wenn die Vampirjäger ihn entdeckten, kam er ins Reservat. Ich konnte mit ihm sprechen, ihm die Lage erklären, doch das hatte Leif vermutlich schon getan. Außerdem, so wie er sich verhielt, war ich als Mensch nicht sicher vor ihm. Er hatte die beiden Touristen auf bestialische Weise getötet. Er war nicht mehr Kurt, sondern ein Monster, das man nicht durch menschliche Argumentation beeinflussen konnte. Bei diesem Gedanken fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, den Pfarrer zu fragen, ob es tatsächlich möglich war, den Dämon heutzutage wieder zum Leben zu erwecken und woher Matze davon gewusst haben

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