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Die Jaeger

Die Jaeger

Titel: Die Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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Clubhaus?«
    »Wo sonst? Ein richtiges Restaurant haben wir ja hier nicht. Das Clubhaus kommt ihrem Vorhaben noch am nächsten.«
    »Aber dort ist heute ein Diavortrag über Kanadas wilden Westen, ihr seid nicht alleine.« Ich hatte das Poster an einem Laternenmast gesehen, als ich zur Tankstelle geradelt war.
    »Den habe ich abgesagt. Also, ganz allein sind wir trotzdem nicht, du und Robert, ihr seid auch eingeladen.«
    Letzteres sagte er wie beiläufig, als wäre es total unwichtig.
    »Ein Doppeldate? Wieso das denn?« Ich mochte Karen nicht und hatte auch nicht das Gefühl, dass ihr viel an mir lag.
    »Sie will damit zum Ausdruck bringen, wie froh sie ist, hier in Mullendorf sein zu dürfen, und sie will vergessen machen, dass du mit ihr am Anfang ein paar Schwierigkeiten hattest. Ich wollte es ihr ausreden, denn du hegst doch bestimmt keinen Groll gegen sie, aber sie ließ sich nicht beirren. Sie ist so fürsorglich und einfach liebenswert. Und dazu extrem sexy.« Er strahlte, wurde aber sofort wieder ernst. »Allerdings wäre es schön, wenn du dich mit Robert nach kurzer Zeit verziehen würdest, damit ich allein mit ihr bin. Klar?«
    Irgendetwas störte mich an der ganzen Sache, aber ich achtete in dem Moment nicht auf meine innere Stimme. Resigniert nickte ich nur. Da hatte ich wenigstens noch eine Gelegenheit, Robert zu sehen und ihn vielleicht umzustimmen, bevor er verschwand.
    Schnell schüttelte ich den Gedanken an Roberts Flucht ab. »So liebenswert ist deine Liebste nun doch nicht, denn offensichtlich hat sie übersehen, dass ich arbeiten muss, während ihr euch vergnügt.«
    »Nein, du sollst nachkommen, hat sie gesagt. Sobald der Laden dicht ist, fährst du ins Clubhaus. Ich lass dir mein Auto hier.«
    Das war wirklich großzügig von Leif. Offensichtlich hatte es ihm diese Frau wirklich angetan.
    Ich nickte mein Einverständnis, dann machte ich mich an die Arbeit, denn in diesem Moment betrat ein älteres Ehepaar die Tankstelle und wollte fünfzig Liter Benzin und dazu noch Scheibenwischerflüssigkeit bezahlen. Leif klemmte sich ans Telefon und rief vermutlich Robert an, um ihm von der Einladung zu erzählen. Ich konnte nebenbei hören, dass Robert dagegen war, aber Leif wollte seiner Flamme unbedingt die Freude gönnen, dass er sich mit mir sehen ließ, bevor wir uns von dem Rendezvous zurückzogen und ihm das Feld überließen.
    Nachdenklich füllte ich Regale auf, brachte neue Papierhandtücher auf die Toilette und an die Zapfsäulen, schmierte frische Brötchen und befüllte den Kaffeeautomaten, während Leif, immer noch pfeifend, die teuerste Schachtel Pralinen aussuchte, mit einer Schleife versah und sich dann verabschiedete, um sich für seinen großen Abend mit Karen zurechtzumachen. Und dann irgendwann das Haus verließ.
    Ehrlich gesagt, genoss ich die Arbeit an diesem Abend, die Ablenkung, die sie mir bot. Dennoch schwirrten immer wieder Gedanken um Robert durch mein Hirn. Nun war es also soweit. Robert hatte mir von Anfang an gesagt, dass er vermutlich nicht lange in Mullendorf bleiben würde. Er hatte eigentlich gar nicht vorgehabt, hier überhaupt Fuß zu fassen. Erst nach meinem Hinweis, dass sich niemals jemand nach Mullendorf verirrte, war er geblieben. Und auch ein bisschen meinetwegen. Dieser Gedanke war zwar tröstlich, aber er tat auch sehr weh. Wir hatten uns gerade erst gefunden und sollten uns nun schon wieder verlieren. Eine Träne rollte meine Wange hinunter, doch ich wischte sie schnell weg. Vielleicht konnte ich Robert heute Abend wenigstens dazu bringen, zumindest einen kurzen Weg mit mir zusammen zu gehen. Ich könnte ihn zur Grenze bringen. In Begleitung eines Menschen war er möglicherweise sicherer.
    Ich beugte mich Richtung Boden, weil ich eine Tüte Chips hatte fallenlassen, die eigentlich ins Regal sollte, und richtete mich wieder auf. Jedoch viel zu hastig. Denn ich übersah dabei, dass die Klappe des Schranks offen stand. Mit einem lauten Krachen schlug mein Kopf dagegen. Für mehrere Sekunden sah ich nur Sterne. Sie tanzten vor meinen Augen wild durcheinander, manche bunt, andere schwarz, die meisten jedoch silbrig-weiß, während ich mir den schmerzenden Schädel hielt.
    »Scheiße«, murmelte ich und versuchte erneut, hochzukommen, dieses Mal so weit wie möglich vom Schrank entfernt. Die Sterne tanzten wieder. Wütend knallte ich die Klappe zu und wollte nach der Beule am Kopf tasten, als sich die Sterne plötzlich zu einem undurchlässigen Nebel verdichteten,

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