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Die Jaeger

Die Jaeger

Titel: Die Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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konnte.
    Als mir klar wurde, dass ich jetzt nichts für Kurt tun konnte, lief ich zurück zum Pfarrhaus. Kurz bevor ich es erreichte, sah ich, wie Pfarrer Bernhard das Haus verließ. Ich rief ihn, doch er hörte mich nicht. Für einen Moment hatte ich jedoch wieder den Eindruck, dass seine Gestalt zu flackern schien, und rieb mir die Augen. Er ging hinter das Haus in den Garten, der in ein Wäldchen mündete. Ich folgte ihm. Als er das Wäldchen erreichte, blieb ich mit offenem Mund zurück, denn Pfarrer Bernhard legte hastig seine Kleidung ab und verwandelte sich in einen Bären.
     

Eine Frage der Existenz
     
    Ich hatte in den letzten Tagen eine Menge erlebt – meine erste Begegnung mit Grabflüchtern, Matzes Wahnsinn, Vivianes Rückzug, Kurts vampirische Wiedergeburt – aber die Verwandlung Pfarrer Bernhards setzte dem Ganzen die Krone auf. Ich hätte niemals vermutet, dass dieser sanfte, mitfühlende Mann, der jeden Sonntag eine mitreißende Predigt hielt, etwas anderes als ein Mensch sein könnte. Was war er? War er gefährlich? Hatte Mullendorf mit ihm ein weiteres Problem am Hals? Oder hielt er vielleicht sogar Probleme fern? Ich dachte daran, dass ein Bär sich an Matzes Leiche zu schaffen gemacht und damit all unsere Spuren vernichtet hatte. War das Pfarrer Bernhard gewesen? Hatte er es getan, um uns zu schützen? Wusste er von Robert und Leif?
    Mir schwirrte der Kopf.
    Um mich abzulenken, oder vielmehr, um mit meinen Gedankengängen mit jemandem zu teilen, machte ich mich auf den Weg zu Robert.
    Er war zu Hause, doch er schien nicht in der Stimmung für meine Neuigkeiten und Vermutungen zu sein. Abwesend nickte er hin und wieder und sagte »hm« oder »aha«, aber mehr Anteilnahme an meiner Entdeckung zeigte er nicht. Das war seltsam. Denn ein weiteres übernatürliches Wesen im Dorf musste ihn doch stutzig machen.
    »Was ist mit dir los?«, fragte ich schließlich. »Du wirkst, als müsstest du das Rätsel um die Weltformel lösen.«
    Er schüttelte den Kopf. Zu schnell für meinen Geschmack.
    »Es ist nichts«, erwiderte er. Viel zu schnell.
    »Ist es die Sache mit Kurt?«, hakte ich nach.
    Wieder Kopfschütteln.
    »Was dann?« Ich ließ nicht locker.
    Er sah mich an. »Ich muss weg von hier. Sofort.«
    Ich habe ihn wohl völlig entgeistert angesehen, denn er lenkte ein. »Vielleicht nicht sofort, aber bald. Morgen. Übermorgen spätestens.«
    »Warum? Hat es mit Kurt zu tun? Leif hat ihn vorhin noch zur Räson gebracht, indem er ihm die Berichte von einem Reservat zeigte; er verhält sich endlich ruhig. Von ihm geht keine Gefahr mehr aus.« Leif hatte mich angerufen und Entwarnung gegeben.
    »Nein, es hat nichts mit Kurt zu tun.«
    »Was ist es dann?«
    »Es hat mit mir und meiner Vergangenheit zu tun, mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    Ich schluckte. Das bedeutete nichts Gutes. Jetzt entdeckte ich auch eine aufgeschlagene Zeitung auf dem Tisch. Das Sauger-Journal.
    »Hast du was da drin gelesen, was darauf hindeutet, dass sie wieder hinter dir her sind?«
    »Das ist egal, Moona. Fakt ist, dass ich nicht hier bleiben kann.«
    Meine Aufregung um Pfarrer Bernhard war vergessen. Ich wollte Robert nicht verlieren.
    »Aber vielleicht ist es gar nicht so schlimm?«, versuchte ich, ihn zu beruhigen. »Vielleicht nur falscher Alarm.«
    Wieder Kopfschütteln. Langsam ging mir diese Art auf die Nerven. Er könnte ruhig mehr Vertrauen zu mir haben und mich einweihen, nach allem, was wir bereits miteinander erlebt hatten.
    Ich betrachtete die Zeitung. Er hatte die Seite mit den Kleinanzeigen aufgeschlagen. Jemand suchte eine Heizdecke, um der Vampirstarre bei Kälte entgegenzuwirken. Ein anderer – ein Mensch – bot sich als Blutspender an. Er verlangte erschreckend wenig Geld dafür. Ein weiterer offerierte seine Dienste als Vampir-Schmuggler. »Absolut sicheres Versteck, hoher Komfort, kleiner Preis« lautete seine Anzeige. Als mein Blick zur nächsten Anzeige rutschen wollte, landete Roberts Hand auf der Seite und riss sie weg.
    »Es ist egal, was da steht«, sagte er. »Es ändert nichts daran, dass ich weg muss.«
    Er klang ungewöhnlich hart. Und wiederholte sich sogar.
    Ich sah in seine Augen. In ihnen schimmerte Sorge. Und Angst. Angst um mich oder um sich? Er hatte mir von seiner Vergangenheit in der Sekte erzählt, und von den Dingen, die er dort getan hatte. Und dass sie ihn und jeden, der ihm nahestand, töten würden.
    »Wegen mir musst du dir keine Sorgen machen«, sagte ich leise. »Ich kann auf

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