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Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Titel: Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Losbohm
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nach draußen. Es gibt ein Telefon und Internet. Wenn er etwas braucht, ruft er jemanden an und der ruft wieder jemanden an und so weiter und so fort,“ endete ich mit einem Lächeln.
    Der Reporter lächelte und gab mir ein Zeichen mit meiner Erzählung weiter zu machen…
     
    Nach meiner Ankunft brauchte ich etwas Zeit für mich allein, und ich war froh, dass der Pater umsichtig genug war und mich in Ruhe ließ. Aber die Rücksicht ließ bald nach, und er begann mit dem Unterricht. Er erklärte mir zuerst die Sache mit den Lehrern. Er sagte mir, dass er der einzige praktizierende Lehrer sei, was ich nicht verstand. „Und was ist, wenn Sie sterben?“, fragte ich daher.
    Er lächelte mich über den Tisch hinweg an. „Ich sterbe nicht so bald. Ich verlasse nie die Kirche. Ich bin nicht derjenige, der in den Straßen aufräumt. Ich begegne den Monstern nicht.“
    Ich runzelte die Stirn. „Niemals?“
    „Niemals.“
    „Und wenn Sie von einer mysteriösen Krankheit dahingerafft werden?“, hakte ich neugierig nach.
    Der Pater legte den Kopf schief und musterte mich. „Machen Sie sich etwa Sorgen um mich, Miss Ada?“
    Ich musste mir auf die Innenseiten meiner Wangen beißen, um nicht loszulachen. „Oh Gott, nein!“, erwiderte ich. „Ich mache mir nur Sorgen um mich selbst. Ich habe nämlich keine Lust mich bei Ihnen anzustecken, während ich Sie pflege.“
    Seine Augen waren bei meinen Worten zu schmalen Schlitzen geworden, und er verzog verärgert den Mund. „Sie brauchen deswegen keine Angst zu haben, Miss Ada. Ich werde nicht krank. Gott bewahrt mich davor. Und Sie werden sich nicht bei mir anstecken. Ich würde es auch gar nicht wollen, dass Sie mich pflegen. Herr im Himmel, das wäre für mich genauso furchtbar wie für Sie,“ erwiderte er und blickte zur Decke.
    „DAS denke ich allerdings nicht, mein Lieber,“ ging es mir durch den Kopf.
     
    Er fuhr mit seiner Unterrichtsstunde fort. Ich gab mir die größte Mühe alles mitzubekommen. Nach einer Weile war er fertig.
    „Also gut. Mal sehen, ob ich das jetzt richtig verstanden habe. Alle fünfzig Jahre gibt es einen Jäger oder Jägerin.“
    Pater Michael nickte.
    „Die Lehrer waren und sind ausnahmslos Kirchenmänner. Sie haben mir erzählt, dass Sie von Gott vor Krankheiten geschützt werden.“
    Erneutes Nicken des Paters.
    „Gleichzeitig sorgen Sie aber trotzdem dafür, dass ein Nachfolger bereits eingewiesen wird, der im äußersten Notfall einspringen kann, richtig?“, meinte ich und blickte ihn fragend an.
    „Richtig,“ erwiderte er kurz.
    „Was wäre solch ein Notfall? Wenn Gott Sie schützt, dürften Sie doch eigentlich ewig leben,“ warf ich ein.
    Pater Michael lächelte daraufhin nur. Es war etwas Merkwürdiges daran. Es wirkte so wissend und unheimlich. Und dann dämmerte es mir. „Oh, mein Gott!“, rief ich aus und zeigte mit dem nackten Finger auf ihn, „soll das heißen, Sie sind …? Man, wie alt sind Sie?“
    „Ich könnte Ihr Großvater sein. Oder vielleicht Ihr Ururururgroßvater?“, antwortete er und lachte laut über seinen Witz.

9. Keine Flüche, keine Schimpfwörter
     
     
     
    „Heißt das, der Pater ist unsterblich?“, fragte der Reporter und sah mich mit großen Augen an.
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein, er muss auch irgendwann sterben. Er hat es mir einmal so erklärt: er lebt so lange, wie Gott ihn auf Erden braucht.“
    „Und wenn das für Immer bedeutet?“
    „Dann ist es so.“
    „Und was ist mit Ihnen, Miss Pearce? Könnte er Sie auch in Ihrem jetzigen Alter erstarren lassen?“
    Ich schüttelte lächelnd den Kopf. „Das geht leider nicht. Dafür bin ich nicht vorgesehen.“
     
    Ich konnte den Pater auf diese Offenbarung hin nur entsetzt anglotzen. Das Ganze erinnerte mich ein bisschen an die Geschichte des Dorian Gray, eines meiner Lieblingsbücher. Nur das dieser seine Seele verkauft hatte, um sein jugendliches Äußeres zu behalten. Ich fragte mich, was der Pater hatte hergeben müssen, damit er nicht älter wurde. „Sie wollen mich doch verarschen, Padre!“, rutschte es mir heraus, und es brachte ihn sofort zum Verstummen.
    Er wurde wieder ernst. „Verwenden Sie keine Schimpfwörter in meiner Kirche, bitte!“
    Ich blinzelte ihn ungläubig an. „Was soll ich denn stattdessen sagen? Verhohnepipeln?“
    „Zum Beispiel.“
    Ich rümpfte die Nase. So ein blödes, veraltetes Wort! Was mich wieder zum eigentlichen Thema brachte. „Nun, für einen alten Knacker sehen Sie verdammt gut aus,

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