Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)
sich gab. Das Gedudel ging mir tierisch auf den Keks! Wahrscheinlich würde ich mich nie mit dieser Musik anfreunden, auch wenn mein Musikgeschmack weitreichend war. Entnervt warf ich das Rätsel weg und seufzte laut auf.
„Gibt es ein Problem, Miss Ada? Sie klingen etwas genervt,“ kam es von der anderen Seite des Zimmers trocken zu mir herübergeschallt.
„Woran könnte das wohl liegen?“, fragte ich, während ich meine Beine über die Kante des Sofas schwang und mich aufsetzte.
„Ich habe keine Ahnung,“ antwortete der Padre, ohne seinen Blick von dem Monitor abzuwenden.
„An dieser Musik, Herr Gott noch mal!“, rief ich aus und warf die Arme in die Luft.
Der Kopf des Paters drehte sich zu mir, und er sah mich mit seinen großen dunklen Augen erstaunt an. Verwirrt blinzelte er ein paar Mal. „Was ist damit, Miss Ada?“
„Diese Musik nervt! Ich kenne jede Note; jeden Sprung in jeder Scheibe. Ich kann es nicht mehr hören!“, schimpfte ich. „Können wir nicht was anderes auflegen?“
Der Pater lehnte sich in seinem Stuhl zurück und rollte ein Stück vom Schreibtisch weg. „Es gibt keine anderen Platten als die, die Sie schon auswendig kennen.“
Na toll! Ich war gestrandet in einer musikalischen Einöde!
Angestrengt grübelte ich nach. Dann kam mir eine Idee. „Dürfte ich Ihnen zur Abwechslung ein bisschen was Modernes vorspielen?“, fragte ich ihn und stand von dem Sofa auf.
„Sie wollen mich also musikalisch bekehren,“ schlussfolgerte er.
„Mhh, nicht bekehren. Weiterbilden trifft es eher,“ antwortete ich ihm.
Skeptisch beäugte er mich, und seine Augen wurden vor Angst größer, als ich mich ihm näherte. „Was haben Sie vor, Miss Ada?“ Seine Finger verkrampften sich um die Armlehnen. Er sah aus, als würde er auf gar keinen Fall seinen Platz räumen. Und wenn er mich K.O. schlagen musste.
„Dürfte ich kurz an den Computer?“
„Wozu?“
Dieses einfache kleine Fragewort kam mir so schnell entgegengeflogen, dass es mich erschreckte. Wovor hatte er Panik? Dass ich das Gerät in die Luft jagte, sobald ich in die Suchleiste eine nicht-kirchliche Website eingab? Oder fürchtete er um seinen antiken Tisch? Ein weiterer Kratzer oder eine Delle würde wahrlich kaum auffallen!
„Ich möchte Ihnen etwas vorspielen,“ beantwortete ich seine Frage.
Pater Michael sah mich mit geschürzten Lippen an und schwieg. Seufzend verdrehte ich die Augen und zog ihn schließlich aus dem Stuhl heraus. Schnell schlüpfte ich auf die Sitzfläche und machte es mir bequem. Pater Michael stellte sich wie ein Wachhund neben mich. Ein Arm stützte sich auf die Tischplatte. Der andere klammerte sich an die Rückenlehne des Schreibtischstuhls. Eindringlich beobachtete er, was ich tat. Er war gespannt wie ein Flitzebogen, bereit jeder Zeit einzugreifen oder notfalls den Stecker zu ziehen.
Gezielt flogen meine Finger über die Tastatur und riefen die Seite auf, die ich haben wollte. In die Suchleiste gab ich den Namen einer Band ein und fand schnell das Video, das ich dem Pater unbedingt vorspielen wollte. Es dauerte nicht lange und die ersten Klänge schallten uns entgegen. Nach einigen Momenten sah ich erwartungsvoll zum Pater auf. „Na, und? Klingt gut, hä?!“, meinte ich und sah ihn freudestrahlend an. Es war einer meiner Lieblingssongs, und er musste ihm einfach gefallen! Dachte ich. Leider konnte ich nur beobachten, wie sich seine Mundwinkel nach unten zogen. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Mit verschränkten Armen stand er da und blickte zu mir herunter, als hätte ich ihm soeben etwas Ekliges gezeigt. „Sie haben einen absonderlichen Musikgeschmack, Miss Ada! Ich bleibe bei meiner Musik. Auch wenn es Ihnen nicht gefällt,“ sagte er entschlossen.
So leicht gab ich aber nicht auf. „Das war doch erst der erste Versuch. Versuchen wir es noch mal,“ schlug ich vor und suchte nach dem nächsten Testsong.
„Schon etwas besser. Aber dennoch nicht meines,“ bemerkte Pater Michael. Machte er das mit Absicht? Gab er nur vor, dass ihm nichts von dem gefiel, was ich ihm empfohlen hatte? Wenn ja, konnte er sich echt gut verstellen.
Ich verdrehte die Augen. Er war ein wirklich schwieriger Fall. Es brauchte noch zwei weitere Songs, bis ich endlich die aufmerksame Stille vernahm, als der Pater genauestens auf die ihm neuartigen Klänge lauschte. Zufrieden über meine Leistung lächelte ich ihn an. „Mein Musikgeschmack ist doch nicht so absonderlich, mhh?“, sagte ich und sah
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