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Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Titel: Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Losbohm
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unheimlichen Pater wegkommen.
    Fast wäre ich über meine eigenen Füße gestolpert, so schnell lief ich. Leider war ich nicht schnell genug, und Pater Michael holte mich noch vor der Kirchentür ein. „Sie können sich nicht davor verstecken!“, sagte er in einem verärgerten Ton. War er etwa sauer, dass ihm ausnahmsweise mal niemand sein Märchen abkaufte?
    „Ich will das aber nicht! Wieso ich?“, schrie ich ihn an.
     
    „Wissen Sie, Mister Meyers, ich bin klein und war übergewichtig und hasse, ich wiederhole, HASSE es zu rennen! Ich war so was von rein gar nicht für den Job der Jägerin geeignet. Kennen Sie diese Spanx-Hosen?“, fragte ich den Reporter.
    Er zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf.
    „Das sind neu-modische Schummelschlüpfer, wie sie unsere Omis gern tragen. Sie drücken das Fett weg und zaubern einen flachen Bauch. In Hollywood ist das der letzte Schrei und umso mehr, wenn das Geheimnis der Diven aus Versehen gelüftet wird,“ erklärte ich ihm und musste über meinen eigenen Witz prusten. Als ich mich wieder beruhigt hatte, fuhr ich fort: „Jedenfalls, wenn ich so einen Schummelschlüpfer anzog, hatte ich zwar einen flachen Bauch, aber das Fett von dort musste ja auch irgendwo hin geschoben werden. Und wo soll es sonst hin quellen, als nach oben und unten? Stellen Sie sich eine Sanduhr vor und Sie können erahnen, wie meine körperliche Verfassung war.“
    „Sie sehen heute aber nicht mehr aus, als hätten Sie diese Schlüpfer nötig,“ meinte Mister Meyers und beäugte mich von Kopf bis Fuß, auf eine derart widerliche, anrüchige Weise, die mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken laufen ließ.
    „Das liegt nur an dem verhassten Rennen und dem knallharten Training, das man als Jägerin durchlaufen muss und an Pater Michaels gnadenlosem Drill.“ Ich winkte dem Pater zu, der hinter dem Vorhang am Ende der Kirche hervorgetreten war und lächelte ihn breit an. Ich sah, wie er verständnislos die Nase rümpfte und dann wieder verschwand. Er mochte den Gedanken nicht, dass ich an die Öffentlichkeit ging. Aber er hatte Verständnis für meine Beweggründe. Als der Pater wieder von dannen gezogen war, drehte sich der Reporter wieder zu mir herum. „Wer war das?“
    „Pater Michael höchstpersönlich,“ antwortete ich ihm lächelnd.
    „Ein beeindruckender Mann, dieser Pater,“ erwiderte er.
    Ich zuckte mit den Schultern. Ich wusste nur zu genau, welchen Eindruck der Padre bei der ersten Begegnung hinterließ. „Also, wo war ich? Ach ja…“
     
    Ich jammerte herum, stampfte mit dem Fuß auf und erschrak mich selbst darüber, wie laut es in der Kirche klang.
    „Sie sollten sich selbst sehen, Miss Ada,“ meinte der Pater mit verschränkten Armen vor der Brust und einer hochgezogenen Augenbraue. „Sie benehmen sich wie ein Kleinkind! Es fehlt nur noch, dass Sie sich auf den Boden legen und mit den Armen und Beinen strampeln.“
    „Kein Problem! Das können Sie gern haben,“ erwiderte ich und schon ging ich auf die Knie, aber ich sah noch, wie er mit den Augen rollte.
    „Jetzt hören Sie schon auf!“, fuhr er mich an, packte meinen Arm und zog mich hoch. „Das ist doch lächerlich. Seien Sie erwachsen!“
    Ich war erstaunt, wie viel Kraft in Pater Michaels Hand lag. Welche Muskeln verbarg er unter seiner Soutane? Wie aufregend!
    „Ich will aber nicht erwachsen sein! Ich musste früh genug erwachsen werden und musste aufhören, Kind zu sein. Jetzt will ich aufhören, erwachsen zu sein und Kind sein. Nennen Sie mir nur einen Grund, wieso ich das alles tun sollte, was Sie von mir verlangen? Wer hat je für mich gekämpft? Und kommen Sie mir bloß nicht wieder mit „weil es Ihr Schicksal ist“!“, versuchte ich seinen Tonfall nachzuäffen.
    „Weil es Ihre Bestimmung ist,“ gab er zum Besten.
    „Meep! Falsche Antwort. Das ist das Gleiche. Versuchen Sie es noch mal, Padre!“, verlangte ich.
    „Es ist die Pflicht, die Ihnen von Geburt an auferlegt wurde.“
    Das war schon besser, aber es reichte mir trotzdem nicht, was ich ihm auch mitteilte. Der Padre schüttelte daraufhin den Kopf und ließ mich los. „Hören Sie! Sie können sich davor nicht verstecken. Es gibt zwei Möglichkeiten. Die Erste: Sie nehmen Ihr Schicksal an und vertrauen mir und lernen…“
    „Ich nehme die zweite Möglichkeit!“, fuhr ich dazwischen und sah ihn entschlossen an.
    Pater Michael seufzte und sprach dann weiter. „Wenn Sie die zweite Möglichkeit wählen, werden Sie

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