Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)
Sie aus wie eine Kämpferin.“
Mhh, ich hatte mich offensichtlich getäuscht, was die Chemie zwischen ihm und mir anging. Es war eine kränkende Chemie, auf die ich gern verzichtete. Zu allem Überfluss fasste er an meinen Oberarm und kniff in mein Winkelement. Sofort entriss ich mich seinem Griff. Ich wusste auch, dass nicht alles an mir fest und knackig war. Schönen Dank auch! Ich rieb mir über die schmerzende Stelle an meinem Arm. Auch Fett hat Gefühle. „Scherzkeks!“, murmelte ich und sah ihn giftig an.
Er starrte einfach nur zurück.
Eine Ewigkeit schien zu vergehen, während wir mit unseren Blicken versuchten, den anderen niederzuzwingen. Am Ende gewann er.
Ich gratuliere, Padre. Sie gewinnen den Starr-Wettbewerb. „Also, Pater. Schluss mit den Höflichkeiten! Sagen Sie mir jetzt, was Sie von mir wollen!“, verlangte ich.
Pater Michael drehte sich herum und ging zwischen den Holzbänken entlang, während er fragte: „Wie wäre es mit einer Tasse Tee, Miss Ada?“
5. Ich leuchte
„Sie haben sich bestimmt gefragt, wieso Mister Hawk Sie immer so angestarrt hat, nicht wahr? Kann ganz schön unangenehm sein, mhh?“, fragte der Pater.
Ich saß auf dem Stuhl, den er mir angeboten hatte. Der Pater selbst lief um seinen Schreibtisch herum und nahm dahinter Platz.
Wir saßen in seinem Büro, das sich hinter dem Vorhang verborgen hatte. Die Einrichtung war langweilig hell und traf absolut nicht meinen Geschmack. Der Boden war mit beigem Teppich ausgelegt. Die Möbel darauf waren allesamt aus Buche. Die offenen Fächer der Schränke waren gefüllt mit theologischen Büchern und Aktenordnern. Ich entdeckte auch ein altes Kofferradio, ein einfaches Holzkreuz und Kerzenhalter, die antik aussahen. Der Schreibtisch war ordentlich aufgeräumt. Alles stand an seinem Platz. Der Stiftehalter aus Leder, der Tacker und Locher und auch die alte Lampe mit dem bunten Glasschirm. Das altmodische Telefon mit der Wählscheibe verblüffte mich am meisten.
Ich nahm meine Tasse und führte sie an meinen Mund, um einen Schluck von dem ungesüßten Gebräu zu nehmen. Unter seinen wachsamen Augen, die schon zuvor jedes meiner Röllchen begutachtet hatten, wagte ich es nicht, mir Zucker in den Tee zu tun. Und ich hasse es, Tee ohne Zucker zu trinken! „Ja, das können Sie wohl laut sagen. In manchen Ländern wird es sogar als Beleidigung angesehen,“ antwortete ich und besah mir ungeniert die lateinischen Sprüche, die auf Stoff gestickt an den Wänden hingen.
„Bernard meinte es nicht als Beleidigung. Er ist ein „Seher“.“
Aha! Das erklärte natürlich alles!
Bei diesen Worten wandte ich meinen Blick wieder ihm zu und sah ihn ungläubig an.
„Ein „Seher“ kann Jäger sehen,“ fügte er hinzu.
Ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte das Gefühl, der gute Pater hatte zu viel von seinem Messwein getrunken.
„Alle fünfzig Jahre wird ein Jäger oder Jägerin geboren. Mit dem einundzwanzigsten Geburtstag werden sie „reif“. Ab diesem Tag schimmert ihre Aura mehr denn je und sie müssen ihr Erbe als Jäger auf Monster und Vampire antreten,“ erklärte er mir.
Das wurde ja immer besser! Ob ich das Telefon schnell genug erreichen konnte, um die Männer mit den weißen Jacken anzurufen?
„Sie haben gerade erst Ihren einundzwanzigsten Geburtstag gefeiert, Miss Ada?“, fragte Pater Michael.
„Ja, vor sechs Tagen, um genau zu sein,“ antwortete ich, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er lehnte sich zurück und nahm eine entspannte Haltung ein, als wäre damit alles glasklar. Als ich jedoch nicht reagierte, seufzte er und begann erneut: „Sie, Miss Ada, sind so eine Jägerin! Und Bernard hat Ihre Aura schimmern sehen!“
Ich glotzte ihn versteinert an. Mir war nie aufgefallen, dass ich leuchtete. Und dieser alte Zausel hatte gesehen, wie ich…Pah! Nie im Leben!
„Bernard hat auch Ihren Vorgänger erkannt. Er ist allerdings bereits vor einer Weile verstorben,“ sagte er, und sein Gesicht verzog sich schmerzlich bei dieser Erinnerung. Rasch bekreuzigte er sich und fuhr dann fort: „Und nun hat er Sie zu mir geführt, damit Sie sich Ihrem Schicksal fügen.“
Energisch schüttelte ich den Kopf. „Nö, nö, nö! Ich füge mich nicht! Nicht für irgendein angebliches Schicksal, nicht für Bernard und schon gar nicht für Sie! Ich werde jetzt gehen. Auf nimmer wiedersehen!“, sagte ich aufgebracht und stürmte zur Bürotür. Ich konnte gar nicht schnell genug von diesem
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