Die Jaegerin
verständigen!«
Daeron fluchte. Seine Augen zuckten zwischen der Eingangshalle und der Jägerin hin und her. Wenn sie jetzt Alarm schlug, war alles vergebens. Er packte ein Tuch und schob es ihr in den Mund. »Pass auf sie auf, Catherine. Ich bin gleich zurück!«
Mit großen Schritten stürmte er aus dem Salon, zog die Tür hinter sich zu und ließ Catherine allein mit der Jägerin zurück. Sie ist gefesselt. Sie kann ihr nichts tun! Ein erneutes Hämmern an der Tür lenkte seine Aufmerksamkeit nach vorne.
»Ich komme ja schon!«, rief er ungehalten und riss die Tür auf. Vor ihm stand ein schmächtiger Mann, bekleidet mit einem Morgenmantel. Seine Wangen glühten vor Aufregung. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Daeron glaubte in ihm den Bewohner des Nachbarhauses zu erkennen. »Was ist los?«
»Gott sei Dank!«, entfuhr es dem dürren Kerl mit einem erleichterten Seufzen. Er zog ein Tuch aus seinem Morgenmantel und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich dachte schon, Ihnen sei etwas zugestoßen.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Wegen des zerbrochenen Küchenfensters.«
So war die Jägerin also ins Haus gekommen. Der Mann sprach unermüdlich weiter, erzählte von Einbrechern und Mörderpack, das sich nur des Nachts hervorwagte, um unbescholtene Bürger zu bedrohen. »Machen Sie sich keine Sorgen«, beruhigte Daeron ihn. »Ich selbst habe die Scheibe zerbrochen. Das Fenster hat geklemmt, und als ich es mit einem Ruck befreien wollte, ist es so heftig heruntergesaust, dass die Scheibe zersprang.«
Aus dem Salon erklang ein Poltern, gefolgt von einem Klirren. Catherine! Daeron fuhr herum. Er spürte, wie sein Nachbar an ihm vorbei ins Haus spähte, und wandte sich ihm rasch wieder zu. Er musste diesen Mann sofort loswerden! »Junge Kätzchen«, erklärte Daeron rasch und schob ihn über die Schwelle nach draußen. »Entschuldigen Sie, ich muss wohl dafür sorgen, dass sie beim Umhertollen nicht die ganze Einrichtung zerstören. Vielen Dank noch einmal für Ihre Wachsamkeit.« Mit diesen letzten Worten ließ er die Tür ins Schloss fallen und stürzte in den Salon.
Catherine lag vor dem Kamin und versuchte gerade wieder auf die Beine zu kommen. Die Jägerin saß nicht länger im Sessel.
»Wo ist sie?« Mit zwei Schritten war Daeron bei Catherine und half ihr hoch. Die Wunde an ihrer Stirn schloss sich bereits wieder.
»Aus dem Fenster!« Catherine deutete auf den Vorhang, der sich unter einer Windbö aufbauschte. Dahinter hob sich die zerbrochene Scheibe vor dem nächtlichen Garten ab.
Daerons Blick schoss zum Tisch. Die Waffen der Jägerin lagen noch immer darauf. »Du wartest hier!«, rief er Catherine zu und sprang mit einem Satz aus dem Fenster.
11
Behindert von ihren Fesseln stolperte Alexandra durch die Nacht. Wenigstens war es ihr gelungen, den Knebel auszuspucken, der ihr den Atem genommen hatte. Sie war immer noch erstaunt, wie einfach es gewesen war, die Vampyrin zu überrumpeln. Ein einziger harter Tritt hatte genügt und sie war mit dem Kopf gegen den Kamin geprallt und zu Boden gegangen. Alexandra hatte nicht lange überlegt. Mit einem Satz war sie durch das Fenster in den Garten gesprungen. Ein Strauch Stechginster hatte ihren Sturz gedämpft und ihr Mantel die meisten Scherben abgehalten, sodass sie sich nicht mehr als ein paar kleine Schnitte zuzog. Kaum der Rede wert, wenn man bedachte, dass sie soeben einem Haus mit zwei Vampyren entkommen war. Eine der größeren Scherben hob sie auf, ehe sie ihre Flucht durch die Gärten fortsetzte. Die Fesseln behinderten sie, doch sie wagte nicht innezuhalten, um sie zu lösen. Zu ihrer Erleichterung waren die Zäune, die die Grundstücke umgaben, nicht einmal kniehoch, sodass sie ihre Hände nicht zum Klettern brauchte. Dennoch war es mühsam. Immer wieder wandte sie sich um, suchte nach Verfolgern. Einmal glaubte sie eine Gestalt in den Schatten auszumachen. Hastig duckte sie sich unter eine Verandatreppe und spähte angestrengt in die Dunkelheit. Nachdem sie keine weiteren Bewegungen ausmachen konnte, setzte sie ihre Flucht fort. Endlich erreichte sie das Ende der Gärten und trat, ein ganzes Stück von der Clyde Street entfernt, auf die Straße. Sie rief einem Kutscher, der ihr mit seiner Droschke entgegenkam, zu, er möge anhalten, und wartete, bis er vom Bock stieg und ihr den Verschlag öffnete.
»Nach Edinburgh.« Rasch nannte sie ihm die Adresse ihrer Unterkunft und schickte sich dann an, ihre gefesselten Hände beim
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