Die Jaegerin
erweisen?
Papier um Papier blätterte Alexandra durch, auf der Suche, nach der Seite aus dem Buch, als sie plötzlich den Rand einer Tuschezeichnung entdeckte, die halb unter anderen Blättern verborgen war. Mit einem Ruck zog sie das Blatt hervor und starrte auf die Abbildung eines reich verzierten Kreuzes.
Sie bemerkte die Kälte einen Herzschlag zu spät. Als sie herumfuhr, blickte sie in die Züge des Vampyrs. Seine Augen sind nicht farblos, sondern braun , schoss es ihr durch den Kopf. Dann traf sie ein Hieb an der Schläfe und löschte ihr Bewusstsein aus.
*
»Gib mir die Fesseln.« Daeron streckte Catherine die Hand entgegen. Sobald er die Stricke zwischen seinen Fingern spürte, griff er zu. Einen Moment noch ruhte sein Blick auf der bewusstlosen Jägerin. Die dunklen Locken waren ihr ins Gesicht gerutscht und verbargen die blutige Platzwunde, die er ihr mit seinem Schlag zugefügt hatte. Vielleicht wäre es tatsächlich besser, sie unschädlich zu machen. Etwas in ihm sträubte sich jedoch dagegen. Womöglich musste es nicht so weit kommen. Zunächst einmal würden sie herausfinden, was sie wusste. Mit geschickten Handgriffen durchsuchte er sie und warf die Pistole und den Silberdolch, die er fand, zur Seite. Dann drehte er sie auf den Bauch und fesselte ihr die Arme mit strammen Knoten auf den Rücken.
»Was machen wir jetzt mit ihr?«
Catherines Stimme veranlasste ihn, sich umzudrehen. »Zunächst einmal würde mich interessieren, warum sie mir letzte Nacht gefolgt ist. Wenn sie vorhat uns zu vernichten, wärst du das leichtere Ziel gewesen.« Er zurrte die Fesseln fest, hob die bewusstlose Jägerin auf und legte sie in den Sessel, ehe er sich erneut Catherine zuwandte. »Sie könnte eine wertvolle Verbündete sein.«
»Eine Jägerin!«, schnappte Catherine. »Sie würde uns töten, sobald wir ihr auch nur einmal den Rücken zukehren.«
Daeron griff nach Catherines Händen und strich beruhigend über ihre Handrücken. »Nicht wenn es uns gelingt, sie davon zu überzeugen, dass wir auf ihrer Seite sind.«
»Du hast sie im Mary King’s Close angegriffen und jetzt hast du sie niedergeschlagen!« Catherine schüttelte den Kopf. »Sie wird alles, was wir ihr erzählen, für eine Lüge halten.«
Plötzlich grinste Daeron. »Spätestens wenn sie merkt, dass wir ihr Blut nicht trinken, sollte sie uns glauben.« Dann seufzte er und zog Catherine in seine Arme. »Du weißt, dass wir auf die Hilfe eines Menschen angewiesen sind«, sagte er leise neben ihrem Ohr. »Wenn wir den Unendlichen jemals vernichten wollen, brauchen wir jemanden, der in der Lage ist, geweihten Boden zu betreten.«
»Lass uns jemanden anheuern, der das für uns tut!«
Der Gedanke war ihm auch schon gekommen. Allerdings befand er ein solches Vorgehen für weitaus riskanter, als einer Vampyrjägerin zu vertrauen, die dasselbe wollte wie Catherine und er. Ein bezahlter Söldling konnte womöglich der Verlockung nicht widerstehen, einen derart kostbaren Schatz, der das Schwarze Kreuz zweifelsohne war, an sich zu bringen. Die Jägerin hingegen würde es zu eben jenem Zweck einsetzen, für den auch Daeron und Catherine es haben wollten. Wir müssen sie nur davon abhalten , uns zu vernichten. Das war der schwierigste Teil. Was musste sich das verdammte Kreuz auch ausgerechnet in einer Kirche befinden! Er küsste Catherine auf die Stirn, dann schob er sie ein Stück von sich und sah ihr in die Augen. »Versuchen wir es zuerst mit der Jägerin.«
Catherine nickte. »Aber versprich mir, dass du auf der Hut bist. Sie wird alles daransetzen, uns zu töten.«
»Ich passe auf mich auf – und auf dich auch.«
Hinter ihm erklang ein leises Stöhnen. Daeron wandte sich um. Die Jägerin regte sich und schlug die Augen auf. Einen Moment noch war ihr Blick verschleiert, als er sich auf Daeron richtete. Abrupt setzte sie sich auf und zerrte an ihren Fesseln. Als Daeron vor sie trat, versuchte sie aus dem Sessel zu rutschen und ihm zu entkommen, doch er packte sie bei den Schultern und hielt sie fest. Trotz der Fesseln wehrte sie sich mit erstaunlicher Hartnäckigkeit gegen seinen Griff. Sie trat nach ihm, sodass Daeron gezwungen war, ihre Beine zwischen seine Knie zu klemmen.
»Sie können sich nicht mehr bewegen«, verkündete er das Offensichtliche, als sie noch immer nicht aufhörte sich zu winden. Mit jeder ihrer Bewegungen stieg ihm ihr beinahe schon vertrauter Geruch in die Nase. Diesmal jedoch mischte sich der verlockende Duft ihres
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