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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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finster an, als wären sie froh zu sehen, dass er bekommen hatte, was er verdiente. Unter ihnen war auch eine hagere, blonde Frau. Augustin glaubte, die Frau wiederzuerkennen, die er kurz gesehen hatte, als sie am vergangenen Nachmittag mit Griffin von der Ausgrabungsstätte weggefahren war. Sie wirkte besorgt und erschreckt.
    Er wurde zwischen einem leeren Regal und einem Arbeitstisch auf den Boden geworfen. Die Tür wurde zugeschlagen und der Schlüssel herumgedreht, sodass er in beinahe völliger Dunkelheit dalag. Die Schmerzen waren so stark, dass ihm fast die Tränen kamen und er nicht wusste, ob er lachen oder weinen sollte. Er schob eine Hand unter sein Hemd und tastete die Rippen ab. Anscheinend waren sie nur gequetscht und nicht gebrochen. Er musste daran denken, wie er als Kind unbekümmert von einem Wasserfall gesprungen war und dann schmerzlich hatte spüren müssen, dass der Teich darunter nicht so tief war, wie er ausgesehen hatte. Nachdem seine Mutter den Schock überwunden hatte, hatte siemit seinen stählernen Knochen geprahlt. Als er sich hochstemmte, unterdrückte er einen Schrei. Es gefiel ihm, derartig heftige Schmerzen zu spüren, sie aber aushalten zu können. Seit Wochen hatte er sich nicht mehr so männlich gefühlt. Er humpelte zur Tür. Der Kälte nach zu urteilen, war sie tatsächlich aus Stahl. Und innen hatte sie weder Griff noch Riegel.
    Nach einer Weile hörte er draußen Schritte. Der Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt, die Tür aufgeschoben. Die Nachmittagssonne blendete ihn so sehr, dass er zuerst nur drei Silhouetten erkennen konnte. Dann wurde eine gelbe Glühbirne angeschaltet, die von der Decke hing. Zwei Leute kamen herein. Der dritte blieb draußen und schloss die Tür.
    Augustin zwinkerte. Vor ihm standen Griffin und die blonde, junge Frau, die ein Tablett mit Verbandszeug trug.
    «Also, da ist er», brummte Griffin und verschränkte die Arme.
    «Ich will meine Brieftasche zurück», sagte Augustin. «Und mein Handy.» Obwohl er leise gesprochen hatte, schmerzten seine Rippen.
    «Aber sicher», schnaubte Griffin. Er wandte sich an die Frau. «Und? Ich dachte, Sie wollten ihn untersuchen?»
    Sie stellte das Verbandszeug auf dem Boden ab. Sie wirkte unbeholfen, bestand nur aus Haut und Knochen und hatte ziemlich spitze Gesichtszüge. Offenbar war sie sich dessen auch bewusst, denn sie fühlte sich unter seinen Blicken sichtlich unwohl. Ihre Haut war blass und mit Sommersprossen übersät, glänzte feucht und roch nach großzügig aufgetragener Sonnenmilch. Ein schlichtes, silbernes Kreuz baumelte an einer Kette um ihren schmalen, langen Hals. Sie trat einen Schritt zurück und neigte leicht den Kopf, sodass ihr die Haarsträhnen wie ein Perlenvorhang vors Gesicht fielen.
    «Und wer sind Sie?», wollte Augustin barsch wissen.
    «Ich bin hier, um Sie zu untersuchen», sagte sie. «Es wird nur einen Moment dauern.»
    «Mich untersuchen?»
    «Ich will mich nur vergewissern, dass Sie sich nichts verstaucht oder gebrochen haben.» Sie runzelte die Stirn, vielleicht hatte sie sein französischer Akzent verunsichert. «Sie wissen, was gebrochen bedeutet, oder?», fragte sie.
    «Ja», sagte Augustin spöttisch. «Ich weiß, was gebrochen bedeutet. Und wenn etwas gebrochen ist?»
    Sie warf Griffin einen trotzigen Blick zu. «Dann bringe ich Sie ins Krankenhaus.»
    Bestens,
dachte Augustin. Er legte eine Hand auf seine Seite und zuckte stöhnend zusammen. «Ich glaube, ich habe mir tatsächlich etwas gebrochen», sagte er.
    Der Frau entwich ein Lachen wie ein Schluckauf. Sofort legte sie eine Hand vor den Mund, als hätte sie etwas Unverschämtes getan. Sehr zu Augustins Überraschung nahm ihn das für sie ein. «Dann sind Sie also Ärztin, ja?», fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. «Nein, eigentlich nicht.»
    «Ich hatte einen schlimmen Unfall», ereiferte er sich. «Ich könnte schwer verletzt sein. Ich muss unbedingt ins   …»
    An der Tür klopfte es. Ein junger Mann mit kurzgeschorenem blondem Haar schaute herein.
    «Was ist?», fragte Griffin genervt.
    «Die Leute von der Fluggesellschaft», sagte der junge Mann. «Sie wollen mit Ihnen sprechen.»
    «Ich bin beschäftigt.»
    «Die Kreditkarte ist auf Ihren Namen ausgestellt. Sie wollen mit Ihnen sprechen.»
    Griffin seufzte übertrieben auf. Der Chef stolperte über seine eigene Wichtigkeit. «Untersuchen Sie ihn und dann verschwindenSie hier», wies er die Frau schroff an. «Und lassen Sie sich nicht von ihm

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