Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
Vom Netzwerk:
vor ihm. Er erreichte sein Motorrad, sprang auf den Sitz, warf den Motor an und schaute sich um. Seine Verfolger waren weit zurückgefallen und nach Atem ringend stehen geblieben. Augustin gab triumphierend Gas und winkte ihnen vergnügt zu, als er durch die Bäume auf den Feldweg raste.
    Der Pick-up rammte ihn von der Seite. Augustin wurde auf die Motorhaube geschleudert, knallte gegen die schräge Windschutzscheibe, durch die er für einen flüchtigen Moment Griffin sah, der von dem Zusammenprall genauso geschockt war wie er selbst. Er wirbelte durch die Luft und fragte sich eher neugierig als ängstlich, ob diese verdrehte Welt das Letzte sein sollte, was er jemals sah.

Kapitel 40
    I
    Das Graben war nicht leicht. Sand und Schotter waren über die Jahrhunderte fest wie Beton geworden. Beim Aufkratzen des Bodens hatte sich Gaille bereits die Nägel eingerissen und die Finger blutig gescheuert. Doch die Angst trieb sie an. Mittlerweile floss das Wasser die Wände hinab und sammelte sich in Pfützen zu ihren Füßen.
    «Könnten Sie bitte ein Streichholz anzünden?», fragte Lily schwer atmend.
    «Wir haben nur noch ein paar.»
    «Aber ich glaube, ich habe etwas gefunden.»
    «Was?», fragte Stafford.
    «Keine Ahnung. Warum brauche ich wohl ein Streichholz?»
    Sie waren schon so lange in der Dunkelheit, dass Gaille das Flackern in den Augen schmerzte. Dazu dieser Schwefelgeruch! Sie zündete die Kerze an und ging zu Lily. Da war tatsächlich etwas am Boden der Wand. Eine Reihe Hieroglyphen.
    «Was bedeuten sie?», fragte Lily.
    Gaille schüttelte den Kopf. Die verblichenen Schriftzeichen waren in dem schwachen Licht kaum zu erkennen, geschweige denn zu entziffern. Aber allein die Tatsache, dass sie überhaupt dort waren, erregte ihr Interesse. Aufgrund der roh behauenen Wände des Eingangs und der Grabkammern hatte sie angenommen, dass dieses Grabmal wie viele andere in der Gegend nie zu Ende gebaut und aufgegeben worden war. Vielleicht weil sich der Kalkstein als qualitativ minderwertig herausgestellt hatte oder weil die Amarna-Zeitzu einem Ende gekommen war, bevor derjenige, der hier bestattet werden sollte, gestorben war. Da der Grundriss dieser Anlage dem des nahen Königsgrabs glich, hatte sie außerdem vermutet, dass der Schacht lediglich eine Sickergrube zum Schutz der Grabkammer war. Doch als sie nun darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass sie voreilige Schlüsse aus ihren Beobachtungen gezogen hatte. Die Sickergrube im Königsgrab war notwendig, weil der Eingang des Grabmals am Boden des Wadis lag, sodass die Gefahr von Überschwemmungen bestand. Der Eingang zu diesem Grabmal lag jedoch nicht am Boden des Wadis. Er befand sich so nah am Gipfel der Felswand, dass sich die Erbauer nicht um Überschwemmungen hatten sorgen müssen, jedenfalls so lange nicht, bis sich die Spalte darüber gebildet hatte. Eine Sickergrube war in diesem Fall also ziemlich unnötig. Und wenn, dann hätte sie nicht derart tief sein müssen. Sie befanden sich jetzt bereits in einer Tiefe von ungefähr sechs Metern und hatten noch nicht einmal den Boden erreicht. Vielleicht hatte dieser Schacht einen ganz anderen Zweck.
    «Und?», fragte Lily.
    Gaille reichte Lily die Kerze und kratzte etwas mehr Sand von der Wand. «Ich nehme an, Sie beide haben noch nie das Grabmal von Sethos   I. besucht, oder?», fragte sie.

II
    Augustin lag eine Weile benommen auf dem Feldweg, ehe er aufschaute. Über ihm standen Griffin und seine Wachleute. Sie sahen besorgt auf ihn hinab und hielten ihn offenbar für schwer verletzt oder sogar tot, doch er überraschte sie damit, dass er versuchte, sich aufzurappeln. Allerdings gelang es ihmnicht. Sie hoben ihn hoch und verfrachteten ihn unsanft auf die Ladefläche des Pick-ups. Ihm taten alle Knochen weh, sein ganzer Körper pochte. Er glaubte, kotzen zu müssen, und drehte sich zur Seite, doch das Gefühl ging vorbei. Er ließ sich wieder nach hinten fallen und schaute hinauf zu dem Wachmann, der über ihm stand. «Wenn du mein Motorrad kaputt gemacht hast, du blödes Arschloch   …», drohte er.
    Der Mann lächelte und schaute weg.
    Sie bogen vom Feldweg und rumpelten über die Steinbrücke. Die Schmerzen wurden schlimmer. Sie hielten vor einem niedrigen Backsteingebäude an. Griffin stieg aus, entriegelte und öffnete die Stahltür. Augustin brüllte, als er von der Ladefläche des Pick-ups in das Gebäude geschleppt wurde. Einige von Petersons jungen Teammitgliedern versammelten sich und starrten ihn

Weitere Kostenlose Bücher