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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Benommen setzte sich Augustin auf die Fußbank und legte den Kopf in die Hände. Er wusste, dass er gerade seine beste Chance vertan hatte. Und vielleicht auch Gailles.

Kapitel 42
    I
    Durch den Sturm war die Windschutzscheibe von Naguibs Lada völlig beschlagen. Er konnte nichts sehen. Er kurbelte das Fenster ein Stückchen runter, stellte die Heizung an und grübelte über sein Treffen mit Tarek und den
ghaffirs
nach, über die Auswirkungen dessen, was er erfahren hatte. Die Sache begann ihm über den Kopf zu wachsen. Er musste seinem Chef davon berichten.
    «Kann das nicht bis morgen warten?», seufzte Gamal. «Ich habe zu tun.»
    «Es könnte wichtig sein.»
    «Ja? Was denn?»
    «Ich glaube, in Amarna stimmt etwas nicht.»
    «Nicht schon wieder!», sagte Gamal. «Die Welt dreht sich nicht nur um Sie, ist Ihnen das klar?»
    «Das Mädchen, das wir gefunden haben, hatte ein Artefakt aus Amarna bei sich. Ich glaube, sie hat dort etwas gefunden, vielleicht eine unentdeckte Grabstätte. Sie kennen doch Captain Khaled, den Leiter der dortigen Touristenpolizei? Er hat den örtlichen
ghaffirs
verboten   …»
    «Hey, hey, hey! Nehmen Sie sich in Acht! Sie wollten doch gerade etwas Ungeheuerliches andeuten, oder?»
    «Ich wollte nur sagen, ich glaube, dass er etwas weiß. Ich finde, wir sollten da ermitteln.»
    «In der Touristenpolizei?», meinte Gamal aufgebracht. «Sind Sie verrückt? Haben Sie aus der Sache in Minia nichts gelernt?»
    «Das war etwas anderes. Das war die Armee.»
    «Jetzt hören Sie mir mal zu! Sie sind nur noch dank Ihrer Freunde im Dienst. Wenn Sie wieder diesen Weg gehen, werden die sich nicht ein zweites Mal für Sie einsetzen, glauben Sie mir. Niemand wird das tun.»
    «Aber ich wollte doch nur   …»
    «Hören Sie eigentlich nie zu? Ich will kein Wort mehr hören. Verstanden? Kein einziges Wort mehr!»
    «Ja, Sir», seufzte Naguib. «Verstanden.»

II
    Als Claire zu Griffin kam, verstaute er gerade Papiere aus den Aktenschränken in Pappkartons, die Michael und Nathan hinaus zum Pick-up trugen. «Und?», fragte er mürrisch. «Wie geht es unserem Gast?»
    «Er braucht einen richtigen Arzt.»
    Griffin nickte. «Wir fliegen heute Abend von Kairo nach Frankfurt. Ich sage Ramiz, dass er ihn freilassen soll, sobald wir in der Luft sind.»
    «Wo sind die anderen?»
    «Im Hotel, beim Packen. Wir müssen auch gleich los.» Er schaute auf seine Uhr. «Sie haben fünf Minuten, um Ihre Sachen zusammenzusuchen.»
    «Ich habe alles im Hotel.»
    «Gut.» Er packte den letzten Karton und schlug die Schublade zu. «Dann fahren wir.» Sie gingen hinaus zum Pick-up und holperten vom Gelände. Claire schaute besorgt zurück zum Magazin.
    «Was ist?», fragte Griffin, der ihre Unruhe spürte.
    «Er hat mir von diesen Geiseln in Assiut erzählt.»
    «Er wollte Sie manipulieren. Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen nicht mit ihm reden.»
    Claire schaute sich um. Mickey und Nathan schaukelten auf der Ladefläche umher und lachten wie Kinder. Sie hatte schon häufig gedacht, dass sie wie Kinder waren. Für die schlimmen Dinge, die hier geschehen waren, waren die Studenten nicht verantwortlich. Sie hatten angenommen, dass sie Peterson vertrauen konnten, weil er ein Mann Gottes war. Sie konnte es ihnen nicht verübeln, sie hatte ja das Gleiche getan. Und sie waren ihre Kameraden, ihre Freunde, egal was dieser Franzose behauptete. Ihnen gegenüber musste sie loyal sein. «Ja», sagte sie und verdrängte den Gedanken an Augustin. «Das haben Sie.»

III
    Das Wetter änderte sich mit erstaunlicher Schnelligkeit. In einem Moment fiel heißer Sonnenschein durch das Fenster auf Knox’ Gesicht, im nächsten Moment war der Himmel mit dicken, dunklen Wolken bedeckt, und die Temperatur sank. Der Regen tröpfelte ein paar Eröffnungsakkorde auf das Dach des Toyotas, dann prasselte es donnernd los. Die Scheinwerfer sprangen an, die Scheibenwischer schnellten hin und her. Wie der gesamte Verkehr um sie herum wurden sie langsamer und bahnten sich einen Weg durch die großen Pfützen, die sich schnell auf der Straße bildeten.
    Peterson betätigte den Blinker und bog von der Straße am Nil auf einen gewundenen, schmalen Weg. Sie rumpelten von Schlagloch zu Schlagloch und wirbelten riesige Wasserfontänen auf. Das Unwetter wurde immer schlimmer, die Wolken waren so schwarz, als wäre es Mitternacht. Nach ungefähr zwanzig Minuten kamensie nur noch im Schneckentempo voran, dann beschleunigte der Wagen noch einmal und bog von dem

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