Die Jagd am Nil
Hammer auf und schlug wild auf die Wand ein, reagierte all seine Wut und Angst an ihr ab, bis der Putz staubig und zerbröckelt auf dem Boden lag. Schwer atmend lehnte er sich gegen die Mauer. Dann spürte er, dass er nicht mehr allein war. Als er sich umdrehte, sah er Griffin, der ihn voller Entsetzen anstarrte.
«Und?», fragte Peterson und schaltete sofort von Defensive auf Angriff um. «Habt ihr ihn gefasst?»
Griffin schüttelte den Kopf. «Tawfiq hat auf ihn gewartet.»
«Ihr habt sie entkommen lassen? Ist Ihnen denn nicht klar, welchen Schaden die beiden anrichten können?»
«Weit werden sie nicht kommen. Der einzige Weg aus diesen Feldern führt über die alte Brücke. Nathan erwartet sie dort.»
Peterson nickte. Immerhin etwas. Aber diese Situation war zu heikel, um sie einem anderen zu überlassen. Er musste persönlich das Kommando übernehmen. «Machen Sie hier alles dicht», befahl er Griffin. «Ich will keine Spur mehr davon sehen, wenn ich zurückkomme. Verstanden?»
«Ja.»
Peterson warf den Hammer gleichgültig in die Ecke, als wäre das, was er gerade mit der Wand getan hatte, das Normalste der Welt. Dann vergewisserte er sich, dass die Wagenschlüssel in seiner Tasche steckten, und marschierte so zielstrebig auf das Loch in der Mauer zu, dass Griffin zur Seite springen musste.
Kapitel 11
I
«Monotheismus», erklärte Stafford.
«Entschuldigung?», entgegnete Fatima stirnrunzelnd.
«Monotheismus. Das ist der Schlüssel. Moses war der ursprüngliche Verfechter des
einen
wahren Gottes.
Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Und was unterscheidet Echnaton von jedem anderen Pharao?»
«Monotheismus?», schlug Fatima vor.
«Genau. Monotheismus. Vor seiner Zeit hatten die Ägypter immer eine Vielzahl von Göttern gehabt. Doch unter Echnaton hat sich alles geändert. Für ihn gab es nur einen Gott. Die Sonnenscheibe, Aton. Alle anderen waren Geschöpfe des menschlichen Geistes und der Kunst. Und seine Überzeugung war mehr als ein Lippenbekenntnis. Er hielt sich daran. Er schloss die Tempel der rivalisierenden Götter, besonders die von Amun, dem Hauptrivalen Atons. Er hat Amuns Namen sogar von allen Monumenten in ganz Ägypten tilgen lassen. Das werden Sie doch anerkennen, nehme ich an?»
«Anerkennen? Ich habe ein Buch über das Thema geschrieben.»
«Gut. Manetho – derjenige, der behauptet hat, dass Osarsiph Moses wäre – hat seine Geschichte auf die Berichte des Tempels von Amun in Heliopolis gegründet. Und was glauben Sie wohl, was die Priester Amuns von Echnaton gehalten haben, von dem Mann, der ihre Tempel geschlossen und den Namen ihres Gottes im ganzen Land ausgelöscht hat? Meinen Sie nicht, dass sie ihnals Eindringling betrachtet haben? Und seine Anhänger als Aussätzige?» Stafford trank einen Schluck Wein und wischte sich dann mit seiner behaarten Hand den Mund ab. «Gut», sagte er, das Schweigen als Zustimmung nehmend. «Befassen wir uns wieder mit Moses. Ein hebräisches Kind, wurde uns erzählt, das in einem Binsenkörbchen auf dem Nil ausgesetzt und von der Tochter des Pharaos gerettet wurde, die ihm den Namen Moses gab, weil es das hebräische Wort für ‹herausholen› war. Aber die ganze Geschichte klingt ein bisschen märchenhaft, oder? Denn warum sollte die Tochter eines Pharaos einem Findelkind einen hebräischen Namen geben? Woher sollte sie überhaupt wissen, dass es ein hebräisches Kind war? Außerdem hätte sie gar nicht Hebräisch sprechen können, vor allem weil die Sprache damals noch gar nicht existiert hat. Nein. Die tatsächliche Erklärung ist simpel. Mos bedeutet ‹Sohn› auf Ägyptisch, abgeleitet taucht dieser Wortstamm in den Namen vieler Pharaonen auf, wie in Thutmosis, Sohn des Thot. Der Mythos vom Findelkind war nur ein Versuch, Moses im Nachhinein zu einem geborenen Juden zu erklären. Die Wahrheit ist jedoch, dass er als ägyptischer Prinz geboren wurde.»
«In der Bibel steht, dass er einen ägyptischen Soldaten ermordet hat, oder?», erwiderte Fatima skeptisch. «Und dass er in das Land Midian floh. Ich kann mich nicht erinnern, dass Echnaton das getan hat.»
«Man wird nie eine perfekte Übereinstimmung finden», sagte Stafford. «Die Frage ist, ob die Übereinstimmung schlüssig ist. Das ist sie eindeutig. Und zwar schon, bevor man die bemerkenswerten Parallelen der Lehren von Echnaton und Moses betrachtet.»
«Welche Parallelen sind das im Einzelnen?»
«Das werde ich Ihnen erzählen, wenn Sie mir die Gelegenheit
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