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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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wie?»
    «Erinnerst du dich, wie interessiert sie an meiner Software war?»
    Die elfte CD enthielt Bilder islamischer Artefakte, die zwölfte von Silber- und Goldmünzen.
    «Sie will, dass du für sie arbeitest?»
    «Die Ausgrabung in Siwa wird erst mal nicht beginnen, oder?», hatte Gaille gesagt. «Und ich hasse es, untätig zu sein, besonders wenn ich dafür auch noch bezahlt werde. Ich bin nicht gerne eine Last.»
    «Du bist doch keine Last», hatte er matt entgegnet. «Wie kannst du dich als Last empfinden?»
    «Ich fühle mich so.»
    Die dreizehnte CD widmete sich vordynastischen Grabgemälden. Bei der vierzehnten schaute er nicht mehr genau hin. Als er halb durch war, hatte er das Gefühl, etwas übersehen zu haben. Er ging eine Seite zurück, dann eine weitere. Und da war sie, oben rechts, der Zwilling der Schale, die er gesehen hatte. Allerdings war sie verkehrt herum dargestellt und lag auf dem Rand. Sie hatte die gleiche Form, die gleiche Farbe, das gleiche Muster. Leider gab es keine Beschreibung, sondern nur eine Referenznummer.
    Er holte Omar, der ein Ringbuch aus dem Aktenschrank nahm. Knox las die Nummer vor, während Omar durch die Seiten blätterte und mit einem Finger die Spalten entlangfuhr, bis er sie gefunden hatte. Verwirrt runzelte er die Stirn. «Das kann nicht stimmen», sagte er. «Das ist keine Schale.»
    «Was denn sonst?»
    «Ein Deckel. Für ein Lagergefäß.»
    Knox stöhnte auf. Jetzt, wo Omar es gesagt hatte, war es offensichtlich. Aber es half ihm nicht weiter. Ägypten war die Kornkammer der Antike gewesen. In den Häfen Alexandrias waren riesige Mengen Handelsgüter umgeschlagen worden. Die Herstellung von Gefäßen zur Lagerung und zum Transport war ein wichtiges Gewerbe gewesen. «Mein Fehler», gestand er ein.
    Doch Omar gab keine Ruhe. «Er stammt auch nicht aus dieser Gegend», sagte er. «Nicht einmal aus Ägypten.»
    «Woher dann?»
    Er sah Knox an, als wäre er das Opfer eines schlechten Scherzes geworden. «Aus Qumran», sagte er tonlos. «In diesen Gefäßen sind die Schriftrollen vom Toten Meer gefunden worden.»

Kapitel 2
    I
    Der Bahnhof von Assiut, Oberägypten
    Gaille Bonnard bereute bereits, dass sie den Bahnhof betreten hatte, um Charles Stafford und sein Gefolge abzuholen. Normalerweise fühlte sie sich in Menschenmassen wohl, sie mochte den Lärm und die überschwänglich freundlichen Leute, die hier in Oberägypten noch nicht von den Touristenschwärmen verdorben waren. Doch in den letzten Wochen waren Spannungen spürbar geworden. In der Stadt fand an diesem Nachmittag ein Protestmarsch statt, was vermutlich erklärte, warum Gaille im Gegensatz zu der üblichen Flut von Uniformen nur drei Sicherheitsbeamte auf dem Bahnsteig entdecken konnte. Verschlimmert wurde die Situation noch dadurch, dass ein Zug ausgefallen war und doppelt so viele Passagiere wie sonst auf den nächsten warteten und sich schon für den bevorstehenden Streit um die Sitzplätze wappneten.
    Als die Schienen erzitterten, schoben sich die Leute in Position. Der uralte Zug rollte in den Bahnhof, Fenster und Türen waren bereits geöffnet, vollbeladene Passagiere sprangen heraus und kämpften sich durchs Getümmel. Händler gingen an den Fensterreihen vorbei und boten Baladi-Brot in durchsichtigen Tüten, Päckchen mit Kürbis- und Sonnenblumenkernen, Sesamriegel, allerlei Süßigkeiten und Getränke an.
    Am anderen Ende des Bahnsteigs stieg ein auffallend gutaussehenderMann um die dreißig aus dem Erste-Klasse-Abteil: Charles Stafford. Trotz des Dreitagebarts erkannte sie ihn von den Fotos auf den Umschlägen seiner Bücher wieder, die Fatima ihr am Abend zuvor geliehen und die sie aus reiner Höflichkeit überflogen hatte. Gaille hatte wenig übrig für diese Art von Populärgeschichte, in der wilde Spekulationen durch einen äußerst selektiven Umgang mit Beweisen untermauert wurden. Überall lauerten Verschwörungen oder Geheimbünde, unter jedem Hügel warteten verlorene Schätze, und nie wurde eine andere Meinung erwähnt, es sei denn, um sie lächerlich zu machen und abzutun.
    Er blieb in der Tür stehen, um eine verspiegelte Sonnenbrille aufzusetzen, schulterte dann eine schwarze, lederne Laptop-Tasche und trat auf den Bahnsteig. Eine untersetzte junge Frau in einem marineblauen Kostüm folgte ihm und schob ein paar widerspenstige Strähnen ihres hellroten Haares unter ein geblümtes Kopftuch. Dahinter kam ein ägyptischer Diener, der sich mit einem Kofferset aus braunem Leder

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