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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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mir geht es gut, Ingtar.« Rand ließ das Nichts verfliegen. Er fühlte sich ein wenig besser. Sein Magen hob sich immer noch, aber es war nicht mehr so schlimm. Ingtar nickte und ließ sein Pferd zur Seite drehen, sodass er die Männer bei ihrer Arbeit beobachten konnte.
    Das Begräbnis war einfach. Zwei Löcher wurden in den Boden gegraben und die Leichen hineingelegt, während die anderen Shienarer schweigend zusahen. Die Totengräber begannen, ohne weiteres Aufhebens Erde in die Gräber zu schaufeln.
    Rand war entsetzt, aber Loial erklärte ihm leise: »Die Shienarer glauben, wir alle kämen aus der Erde und müssten wieder zur Erde zurückkehren. Sie benützen niemals Särge und Leichentücher, und die Körper sind niemals bekleidet. Die Erde muss den Körper zurückbekommen. Die letzte Umarmung der Mutter, so nennen sie das. Und es werden auch keine Worte gesprochen, bis auf ›Das Licht leuchte dir, und der Schöpfer schütze dich. Die letzte Umarmung der Mutter heißt dich zu Hause willkommen.‹« Loial seufzte und schüttelte das mächtige Haupt. »Ich glaube nicht, dass irgendjemand das nun aussprechen wird. Was Ingtar auch sagt, Rand, es gibt kaum einen Zweifel daran, dass Changu und Nidao die Wachen am Hundetor töteten und die Schattenfreunde in die Festung ließen. Sie waren für alles verantwortlich.«
    »Wer hat dann den Pfeil auf … auf die Amyrlin abgeschossen?« Rand schluckte. Wer hat auf mich geschossen? Loial sagte nichts.
    Uno kam mit dem Rest der Männer und den Packpferden an, als die letzten Erdbrocken auf die Gräber geschaufelt wurden. Irgendjemand erzählte ihm, was sie vorgefunden hatten, und der Einäugige spuckte aus. »Die ziegenküssenden Trollocs machen das manchmal am Rand der Fäule, wenn sie dir den letzten verdammten Nerv töten oder dich auf ihre verfluchte Weise warnen wollen, ihnen zu folgen. Seng mich, wenn das hier klappen sollte.«
    Bevor sie weiterritten, hielt Ingtar neben den beiden unauffälligen Gräbern inne, zwei Haufen aufgeschütteter Erde, die zu klein erschienen, um die Körper von Männern aufzunehmen. Nach einem Moment sagte er: »Das Licht leuchte Euch, und der Schöpfer schütze Euch. Die letzte Umarmung der Mutter heißt Euch zu Hause willkommen.« Als er den Kopf hob, blickte er einen der Männer nach dem anderen an. Alle Gesichter waren ausdruckslos, auch das von Ingtar. »Sie retteten am Tarwin-Pass Lord Agelmars Leben«, sagte er. Ein paar der Lanzenträger nickten. Ingtar wendete sein Pferd. »Welche Richtung, Hurin?«
    »Nach Süden, Lord Ingtar.«
    »Nehmt die Spur auf! Die Jagd beginnt!«
    Der Wald wurde bald von einer sanft gewellten Ebene abgelöst, die manchmal durch einen seichten Bach unterbrochen wurde, der sich sein Bett in den weichen Boden eingeschnitten hatte. Die Bodenwellen blieben niedrig – höchstens fanden sie einmal einen geduckten Hügel, der die Bezeichnung nicht wert war. Wunderbares Land für Pferde. Ingtar nützte das aus, ließ sie mit gleichmäßigen, raumgreifenden Schritten vorwärts eilen. Gelegentlich sah Rand in der Ferne etwas, das wie ein Bauernhaus aussah, und einmal sogar glaubte er, ein Dorf entdeckt zu haben, aus dessen meilenweit entfernten Schornsteinen Rauch quoll. Etwas glänzte weiß in der Sonne. Aber das Land in ihrer unmittelbaren Nähe blieb menschenleer. Lange Grasstreifen wurden hier und da durch Unterholz und ein paar Bäume unterbrochen; von Zeit zu Zeit sahen sie sogar ein kleines Dickicht, aber nie mehr als hundert Schritte breit.
    Ingtar sandte Kundschafter aus. Zwei Männer ritten voraus. Man sah sie nur, wenn sie gerade eine Erhebung überquerten. Er hatte sich eine silberne Pfeife um den Hals gehängt, damit er sie zurückrufen konnte, falls Hurin sagte, die Spur weiche von der bisherigen Richtung ab, aber das war nicht der Fall. Süden. Immer nach Süden.
    »Wir werden das Schlachtfeld von Talidar in drei oder vier Tagen erreichen, wenn das so weitergeht«, sagte Ingtar, während sie so dahinritten. »Artur Falkenflügels größter Sieg auf dem Schlachtfeld, als die Halbmenschen die Trollocs aus der Fäule gegen ihn führten. Die Schlacht dauerte sechs Tage und Nächte, und als sie vorüber war, flohen die Trollocs in die Fäule zurück und wagten es nie mehr, ihn herauszufordern. Zur Erinnerung an seinen Sieg ließ er dort eine Säule errichten, hundert Spannen hoch. Er ließ aber nicht seinen eigenen Namen einmeißeln, sondern die Namen aller Männer, die dort fielen, und obenauf eine

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