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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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am unsichersten sei, müsse man am sichersten auftreten. »Die Truhe wird uns auf jeden Fall schützen«, sagte Selene mit angespannter Stimme. »Und jetzt möchte ich die letzten Stunden Schlaf in dieser Nacht genießen.«
    Rand schüttelte den Kopf. »Wir sind ihnen zu nahe. Fain scheint manchmal in der Lage zu sein, mich aufzuspüren.«
    »Sucht das Einssein, wenn Ihr Angst habt«, sagte Selene.
    »Ich möchte am Morgen so weit wie möglich von diesen Schattenfreunden entfernt sein. Ich werde Eure Stute satteln.«
    »Einfach stur!« Sie klang wütend, aber als er sie anblickte, verzog sich ihr Mund zu einem Lächeln, das allerdings die dunklen Augen nicht erreichte. »Ein halsstarriger Mann ist am besten, wenn er einmal …« Ihre Stimme verklang, und das bereitete ihm Kopfzerbrechen. Frauen schienen gewisse Dinge immer ungesagt zu lassen, und in seiner begrenzten Erfahrung mit ihnen hatte er festgestellt, dass gerade das, was sie nicht sagten, oft die größten Schwierigkeiten bereitete. Sie sah schweigend zu, als er ihren Sattel auf den Rücken der weißen Stute schnallte und sich bückte, um den Sattelgurt anzuziehen.
    »Hol sie alle her«!, fauchte Fain. Der Trolloc mit der Ziegenschnauze schob sich nach hinten von ihm weg. Das Feuer, mittlerweile hoch mit Holz aufgeschichtet, beleuchtete die Hügelkuppe. Schatten huschten über Fain hinweg. Seine menschlichen Anhänger kauerten am Feuer und fürchteten sich davor, draußen im Dunklen sein zu müssen, wo sich der Rest der Trollocs befand. »Hol sie her, jeden, der noch lebt! Und wenn sie weglaufen wollen, dann erzähl ihnen, was mit dem hier geschah.« Er deutete auf den ersten Trolloc, der ihm die Nachricht überbracht hatte, dass sie al’Thor nicht finden konnten. Seine Schnauze öffnete und schloss sich krampfartig auf dem blutverschmierten Boden, und seine Hufe rissen zuckend Furchen in den Staub. »Geh«!, flüsterte Fain, und der Trolloc mit der Ziegenschnauze rannte in die Nacht hinaus.
    Fain sah die anderen Menschen verächtlich an. Sie können immer noch nützlich sein. Dann drehte er sich um und blickte in die Nacht hinaus in Richtung Brudermörders Dolch. Al’Thor befand sich irgendwo dort oben in den Bergen. Mit dem Horn. Bei dem Gedanken knirschte er hörbar mit den Zähnen. Er wusste nicht genau, wohin, aber irgendetwas zog ihn zu den Bergen hinauf. Zu al’Thor. So viel war ihm vom … Geschenk des Dunklen Königs geblieben. Er hatte kaum noch daran gedacht, hatte sich bemüht, nicht daran zu denken, bis plötzlich, als das Horn weg war – weg!  –, al’Thor da war und ihn anzog, wie Fleisch einen halb verhungerten Hund.
    »Ich bin kein Spürhund mehr. Kein Hund mehr!« Er hörte, wie sich die anderen unruhig am Feuer bewegten, aber er beachtete sie nicht. »Du wirst dafür bezahlen, was du mir angetan hast, al’Thor! Die Welt wird dafür bezahlen!« Sein wahnwitziges Lachen gackerte durch die Nacht. »Die Welt wird dafür bezahlen!«

KAPITEL 20

    Saidin
    R and zog mit ihnen durch die Nacht und erlaubte ihnen lediglich eine kurze Rast bei Sonnenaufgang, um den Pferden eine Rast zu gönnen. Und er musste auch Loial eine Pause gewähren. Da das Horn von Valere in seiner mit Gold und Silber verzierten Truhe seinen Sattel in Anspruch nahm, lief der Ogier ohne Klagen vor seinem großen Pferd her. Er hielt sie auch nicht auf. Irgendwann in der Nacht hatten sie die Grenze nach Cairhien überquert.
    »Ich möchte es wieder anschauen«, sagte Selene, als sie anhielten. Sie stieg ab und ging zu Loials Pferd hinüber. Ihre langen blassen Schatten zeigten nach Westen. Die Sonne blinzelte gerade eben über den Horizont. »Heb es mir herunter, Alantin! « Loial löste die Schnallen. »Das Horn von Valere.«
    »Nein«, sagte Rand und kletterte vom Rücken des Braunen. »Nein, Loial.« Der Ogier schaute von Rand zu Selene. Seine Ohren zuckten zweifelnd, aber er nahm die Hände weg.
    »Ich möchte das Horn sehen«, verlangte Selene. Rand war sicher, dass sie nicht älter war als er selbst, aber in diesem Moment erschien sie ihm so alt und so kalt wie die Berge und majestätischer als Königin Morgase, wenn sie besonders streng war.
    »Ich glaube, wir sollten den Dolch in der Truhe belassen«, sagte Rand. »Nach alledem, was ich gehört habe, kann es genauso gefährlich sein, ihn anzuschauen, wie ihn zu berühren. Lasst ihn, wo er ist, bis ich ihn in Mats Hände legen kann. Er … er kann ihn zu den Aes Sedai bringen.« Und was werden sie für diese

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