Die Jagd beginnt
den Ruhm. Eine Zeit lang hatte ich das Gefühl, ich wolle viele Dinge haben …« Licht, sie ist so schön. Egwene, Selene, ich bin keine von beiden wert. »Etwas schien mich besessen zu machen.« Saidin wollte mich einfangen, aber ich habe es mit einem Schwert abgewehrt. Oder ist das auch wahnsinnig? Er atmete tief durch. »Das Horn von Valere gehört nach Shienar. Lord Agelmar wird wissen, was damit zu tun ist.«
Hurin kam zurück. »Das Feuer ist wieder da, Lord Rand, und größer als zuvor. Und ich hörte Rufe. Alles unten zwischen den Hügeln. Ich glaube nicht, dass sie den Berg hochkommen.«
»Ihr missversteht mich, Rand«, sagte Selene. »Ihr könnt jetzt nicht zurück. Euer Kurs liegt fest. Diese Freunde der Dunkelheit werden nicht einfach abziehen, weil Ihr ihnen das Horn abgenommen habt. Im Gegenteil. Wenn Ihr keine Gelegenheit findet, sie alle zu töten, werden sie Euch jagen, wie zuvor Ihr sie gejagt habt.«
»Nein!« Loial und Hurin rissen bei Rands Heftigkeit erstaunt die Augen auf. Er sprach sanfter weiter: »Ich weiß keinen Weg, sie alle zu töten. Von mir aus können sie ewig leben.«
Selenes langes Haar schlug Wellen, als sie den Kopf schüttelte. »Dann könnt Ihr nicht zurück, sondern nur vorwärts. Ihr könnt die Sicherheit der Mauern Cairhiens in viel kürzerer Zeit erreichen als Shienar. Erscheint Euch der Gedanke an ein paar weitere Tage in meiner Gesellschaft so unerträglich?«
Rand sah die Truhe an. Selenes Gesellschaft war alles andere als unangenehm, doch in ihrer Nähe zwang ihn irgendetwas, so zu denken, wie er nicht denken wollte. Sicher, wieder nach Norden zurückzureiten bedeutete, ein Zusammentreffen mit Fain und seinen Anhängern zu riskieren. Da hatte sie Recht. Fain würde niemals aufgeben. Auch Ingtar würde nicht aufgeben. Wenn Ingtar nach Süden weiterzog, würde er früher oder später nach Cairhien kommen.
»Cairhien«, stimmte er zu. »Ihr werdet mir zeigen müssen, wo Ihr wohnt, Selene. Ich war noch nie in Cairhien.« Er fasste nach dem Deckel der Truhe, um ihn zu schließen.
»Ihr habt den Freunden der Dunkelheit noch etwas abgenommen?«, fragte Selene. »Ihr habt vorher auch von einem Dolch gesprochen.«
Wie konnte ich den vergessen? Er ließ die Truhe, wo sie war, und zog den Dolch aus dem Gürtel. Die blanke Klinge war gekrümmt wie ein Horn, und die Querträger am Griff waren goldene Schlangen. In den Griff eingelassen war ein Rubin, so groß wie sein Daumennagel. Er schimmerte wie ein böse dreinblickendes Auge im Mondschein. Doch so kunstvoll geschmiedet und so mit einem Fluch belastet, wie er war, fühlte er sich kein bisschen anders an als jedes andere Messer.
»Seid vorsichtig«, sagte Selene. »Schneidet Euch nicht.«
Rand schauderte innerlich. Wenn es schon gefährlich war, ihn bei sich zu tragen, dann wollte er nicht wissen, was ein Schnitt erst anrichten würde. »Er stammt aus Shadar Logoth«, erklärte er. »Er wird jeden schädlich beeinflussen, der ihn länger trägt und ihn bis auf die Knochen verderben, so wie Shadar Logoth verdorben wurde. Ohne die Heilkunst der Aes Sedai wird der Fluch schließlich den Träger töten.«
»Also deshalb ist Mat so krank«, sagte Loial leise. »Das hätte ich nicht vermutet.« Hurin starrte den Dolch in Rands Hand an und wischte sich die Hände an der Vorderseite seines Mantels ab. Der Schnüffler wirkte nicht gerade glücklich.
»Keiner von uns sollte ihn länger als notwendig in die Hand nehmen«, fuhr Rand fort. »Ich muss eine Möglichkeit finden, ihn zu tragen …«
»Er ist gefährlich.« Selene sah die Klinge so finster an, als seien die Schlangen echt und giftig. »Werft ihn weg. Lasst ihn liegen oder vergrabt ihn, falls er nicht in andere Hände fallen soll, aber entledigt Euch seiner.«
»Mat braucht ihn«, sagte Rand entschlossen.
»Er ist zu gefährlich. Das habt Ihr selbst gesagt.«
»Er braucht ihn. Die Am … Die Aes Sedai sagte, er werde sterben, wenn sie ihn nicht benutzen könnten, um ihn zu heilen.« Sie haben ihn immer noch am Gängelband, aber dieser Dolch wird es zerschneiden. Bis ich ihn loswerde und das Horn dazu, haben sie auch mich am Gängelband, aber ich werde nicht nach ihrer Pfeife tanzen, so sehr sie sich auch bemühen.
Er legte den Dolch in die Truhe, genau in die Krümmung des Horns – er hatte gerade Platz darin –, und klappte den Deckel zu. Das Schloss schnappte hörbar zu. »Das sollte uns davor beschützen.« Er hoffte es wenigstens. Lan hatte gesagt, wenn man
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