Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Ausstrahlung, die der seinen überlegen war. »Das Haus Jagad steht zu Euren Diensten. Fal Dara steht zu Euren Diensten.«
    Von allen Seiten ertönten Hurrarufe und hallten von den Mauern der Festung wider wie sich brechende Wogen.
    Rand lief es kalt den Rücken hinunter. Er eilte auf die Tür und ihre Sicherheit zu. Jetzt war ihm gleich, wen er anrempelte. Ist doch bloß deine verfluchte Einbildung. Sie weiß noch nicht einmal, wer du bist. Noch nicht. Blut und Asche, wenn sie Bescheid wüsste … Er wollte lieber nicht daran denken, was geschehen würde, sollte sie wissen, wer er war oder was er war. Was geschähe wohl, wenn sie es schließlich herausfände? Er fragte sich, ob sie irgendetwas mit dem Wind oben auf dem Turm zu tun gehabt hatte. Aes Sedai brachten solche Sachen fertig. Als er sich durch die Tür zwängte, sie hinter sich zuschlug und den Lärm der Willkommensrufe dämpfte, der immer noch den Hof erfüllte, atmete er erleichtert auf.
    Die Gänge hier waren ebenso leer wie die anderen, und so rannte er beinahe. Hinaus und über einen kleineren Hof mit einem plätschernden Brunnen im Zentrum, durch einen weiteren Korridor und hinaus auf den mit breiten Steinplatten gepflasterten Stallhof. Der Stall des Lords war an die Mauer der Festung angebaut, lang und hoch und mit großen Fenstern. Die Pferde wurden auf zwei Stockwerken gehalten. Die Schmiede auf der anderen Hofseite lag verwaist; Hufschmied und Gehilfen waren fort, um die Willkommensfeier zu sehen.
    Tema, der Stallmeister mit dem ledern wirkenden Gesicht, empfing ihn mit einer tiefen Verbeugung an der Stalltür, wobei er zuerst seine Stirn und dann seine Brust mit der Hand berührte. »Geist und Herz zu Euren Diensten, Lord. Wie kann Euch Tema helfen, Lord?« Er trug nicht den Haarknoten eines Soldaten; Temas Haar saß auf dem Kopf wie ein umgedrehter grauer Topf.
    Rand seufzte. »Zum hundertsten Mal, Tema, ich bin kein Lord.«
    »Wie der Lord wünscht.« Die Verbeugung des Stallmeisters war diesmal noch tiefer.
    Sein Name war es und eine zufällige Ähnlichkeit, die ihm das eingebrockt hatten. Rand al’Thor. Al’Lan Mandragoran. Der Sitte von Malkier entsprechend bedeutete das königliche ›al‹ vor Lans Namen, dass er ein König war, auch wenn er den Titel nie benutzte. Für Rand war das ›al‹ nur ein Teil seines Namens. Er hatte allerdings gehört, dass vor langer, langer Zeit, bevor man die Zwei Flüsse überhaupt so nannte, das ›al‹ bedeutet hatte: »Sohn des …« Einige der Diener in der Festung von Fal Dara hatten sich in den Kopf gesetzt, dass er also ein König sei oder zumindest ein Prinz. All seine Einwände hatten lediglich bewirkt, dass er zum bloßen Lord degradiert worden war. Jedenfalls glaubte er das; er hatte niemals so viele tiefe Verbeugungen und Kratzfüße erlebt, noch nicht einmal bei Lord Agelmar.
    »Ich brauche meinen Braunen zum Ausreiten, Tema.« Er machte nicht den Fehler anzubieten, das Pferd selbst zu satteln; Tema würde nicht zulassen, dass Rand sich die Hände schmutzig machte. »Ich denke, ich werde ein paar Tage lang das Land um Fal Dara herum erforschen.« Wenn er einmal auf dem Rücken des großen braunen Hengstes saß, könnte er in ein paar Tagen den Erinin erreichen oder die Grenze nach Arafel überschreiten. Dann finden sie mich nicht mehr.
    Der Stallmeister verbeugte sich beinahe bis zum Boden hinunter und blieb auch noch in der Haltung. »Vergebt mir, Lord«, flüsterte er heiser. »Vergebt, denn Tema kann nicht gehorchen.«
    Rand lief vor Verlegenheit rot an und sah sich schnell um – es war sonst niemand in Sichtweite –, dann packte er den Mann bei den Schultern und zog ihn hoch. Er war vielleicht nicht in der Lage, Tema und die anderen von solch unterwürfigem Benehmen abzuhalten, aber wenigstens wollte er verhindern, dass jemand anders es beobachtete. »Warum nicht, Tema? Tema, sieh mich bitte an. Warum nicht?«
    »Es wurde so befohlen, Lord«, sagte Tema immer noch im Flüsterton. Er schlug unentwegt die Augen nieder, nicht aus Angst, sondern aus Scham, weil er nicht tun konnte, was Rand wünschte. Shienarer schämten sich derart, wie andere Menschen, wenn sie als Dieb gebrandmarkt wurden. »Kein Pferd darf diesen Stall verlassen, bevor ein neuer Befehl erlassen wurde. Das gilt für alle Stallungen der Festung, Lord Rand.«
    Rand öffnete den Mund, um dem Mann zu sagen, dass es schon in Ordnung sei, aber stattdessen leckte er sich nur die Lippen. »Kein Pferd aus irgendeinem der

Weitere Kostenlose Bücher