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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Grenzlanden nicht gerade häufig anzutreffen, wie überall, aber hier kannte und akzeptierte man sie, und Loial war außerdem schon so lange in Fal Dara, dass er kaum noch Aufsehen erregte. Der dunkle Mantel des Ogiers mit dem steifen Kragen war bis zum Hals zugeknöpft und fiel unterhalb der Hüfte weit ausgebreitet bis über die hohen Schaftstiefel. Eine seiner Taschen war ausgebeult und wurde von irgendetwas Schwerem heruntergezogen. Wenn Rand sich nicht täuschte, waren das Bücher. Selbst beim Kiebitzen hatte Loial immer ein Buch griffbereit.
    Trotz allem musste Rand unwillkürlich grinsen. Loial löste häufig diese Reaktion bei ihm aus. Der Ogier wusste so gut über viele Dinge Bescheid und so wenig über andere … Und er schien alles wissen zu wollen. Und doch konnte Rand sich noch gut an das erste Zusammentreffen mit Loial erinnern, als er seine behaarten Ohren sah und seine Augenbrauen, die wie lange Schnurrbartenden herunterhingen, und die Nase, die beinahe so breit war wie das ganze Gesicht. Er hatte geglaubt, er sei ein Trolloc. Er schämte sich dessen immer noch. Ogier und Trollocs. Myrddraal und Kreaturen aus den dunklen Ecken von Mitternachtsgeschichten. Wesen aus Geschichten und Legenden. Als das hatte er sie betrachtet, bevor er Emondsfelde verließ. Aber seither hatte er zu viele Fleisch gewordene Legenden erlebt, um sich je wieder so sicher zu sein. Aes Sedai und unsichtbare Beobachter und ein Wind, der ihn fing und festhielt. Das Lächeln verging ihm.
    »All die Legenden sind Wirklichkeit«, sagte er leise.
    Loials Ohren zuckten, und sein Kopf drehte sich Rand zu. Als er sah, wer da stand, grinste der Ogier übers ganze Gesicht, und er kam herüber. »Ach, da bist du ja!« Seine Stimme klang wie das Brummen einer Hummel. »Ich habe dich bei der Willkommensfeier gar nicht gesehen. Das war etwas, das ich noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Zwei Sachen: das Willkommen der Shienarer und die Amyrlin. Sie sieht müde aus, nicht? Es ist bestimmt nicht einfach, Amyrlin zu sein. Schlimmer als ein Ältester zu sein, denke ich.« Er schwieg einen Moment und blickte nachdenklich drein. Das dauerte aber nur einen Atemzug lang. »Sag mal, Rand, würfelst du manchmal auch? Sie spielen hier ein einfaches Spiel mit nur drei Würfeln. Im Stedding benützen wir vier. Weißt du, sie lassen mich einfach nicht mitspielen. Sie sagen nur ›Ehre den Erbauern‹ und setzen nicht gegen mich. Ich finde das nicht anständig. Was meinst du? Die Würfel, die sie benutzen, sind ziemlich klein …« – er blickte stirnrunzelnd auf eine seiner Hände, die groß genug war, um einen menschlichen Kopf zu bedecken –, »… aber ich glaube immer noch …«
    Rand packte ihn am Arm und unterbrach ihn. Die Erbauer! »Loial, Fal Dara wurde doch von Ogiern erbaut, ja? Kennst du irgendeinen Weg hinaus, außer durch die Tore? Ein Loch zum Hinauskriechen? Ein Abflussrohr? Egal was, Hauptsache, es ist groß genug für einen Mann, um durchzukriechen. Es wäre auch gut, wenn der Wind nicht hineinkäme.«
    Loial verzog schmerzlich berührt das Gesicht. Die Enden seiner Augenbrauen strichen ihm beinahe über die Wangen. »Rand, Ogier bauten Mafal Dadaranel wohl, aber diese Stadt wurde in den Trolloc-Kriegen zerstört. Das hier …« – er berührte leicht die Steinmauer mit breiten Fingerspitzen – »… wurde von Menschen erbaut. Ich kann dir einen Plan von Mafal Dadaranel zeichnen – ich habe einmal die Pläne in einem alten Buch im Stedding Schangtai gesehen –, aber ich weiß nicht mehr über Fal Dara als du. Es ist allerdings wirklich gut gebaut, nicht wahr? Schmucklos, aber eine gute Arbeit.«
    Rand sackte gegen die Mauer und schloss die Augen. »Ich brauche einen Weg nach draußen«, flüsterte er. »Die Tore sind versperrt, und sie lassen keinen passieren, aber ich brauche einen Weg hinaus.«
    »Aber warum denn, Rand?«, fragte Loial bedächtig. »Niemand hier will dir etwas tun. Geht es dir gut, Rand?« Plötzlich erhob er die Stimme. »Mat! Perrin! Ich glaube, Rand ist krank.«
    Rand öffnete die Augen und sah, wie sich seine Freunde in dem Knäuel von Würfelspielern aufrichteten. Mat Cauthon mit seinen langen Storchenbeinen lächelte verklärt, als sehe er etwas Lustiges, das sonst niemand sehen konnte. Perrin Aybaras Haar war zerzaust und seine Schultern und Arme muskelbepackt von seiner Lehre bei einem Hufschmied. Sie trugen beide die typische Kleidung der Zwei Flüsse, einfach und wetterfest, aber auch

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