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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Leben, wäre ich dann auch, was ich jetzt bin? Zumindest würde ich mir keine Gedanken darüber machen, was die Aes Sedai mit mir anstellen.
    Mat sah ihn immer noch fragend an, und Perrin hatte den Kopf weit genug gehoben, um ihn mit gerunzelter Stirn anzusehen. Loial wartete geduldig. Rand konnte ihnen nicht sagen, warum er sich von der Amyrlin fern halten musste. Sie wussten ja nicht, was er war. Lan wusste es, und Moiraine auch. Und Egwene und Nynaeve. Er wünschte, keiner von ihnen wüsste Bescheid, und vor allem Egwene nicht, aber wenigstens glaubten Mat und Perrin und auch Loial immer noch, er sei unverändert. Er dachte sich, er würde lieber sterben als ihnen die Wahrheit zu sagen, als das Zögern und die Besorgtheit zu erblicken, die er manchmal bei Egwene und bei Nynaeve bemerkte, auch wenn sie sich sehr bemühten, dies zu verschleiern.
    »Irgendjemand … beobachtet mich«, sagte er schließlich. »Folgt mir. Nur … es ist niemand da.«
    Perrins Kopf zuckte hoch, und Mat leckte sich die Lippen und flüsterte: »Ein Blasser?«
    »Natürlich nicht«, schnaubte Loial. »Wie könnte einer der Augenlosen nach Fal Dara hineinkommen und dann noch in die Festung? Es ist ein Gesetz, dass niemand innerhalb der Stadtmauern sein Gesicht verbergen darf, und die Lampenanzünder sind gehalten, die Straßen nachts gut zu beleuchten, sodass es keinen Schatten gibt, in dem sich ein Myrddraal verbergen könnte. Das kann einfach nicht geschehen.«
    »Mauern können einen Blassen nicht aufhalten«, murmelte Mat. »Nicht, wenn er unbedingt hereinwill. Ich bezweifle, dass Gesetze und Lampen daran etwas ändern können.« Er klang nicht wie jemand, der vor einem halben Jahr noch geglaubt hatte, Blasse seien bloß Schreckgespenster aus den Erzählungen von Gauklern. Auch er hatte zu viel gesehen.
    »Und dann war da noch der Wind«, fügte Rand hinzu. Seine Stimme zitterte kaum, als er ihnen erzählte, was auf dem Turm geschehen war. Perrins Fäuste verkrampften sich, bis seine Knöchel knackten. »Ich will nur weg von hier«, schloss Rand. »Ich will nach Süden. Einfach irgendwohin.«
    »Aber wenn die Tore geschlossen sind«, sagte Mat, »wie kommen wir dann hinaus?«
    Rand sah ihn mit großen Augen an. »Wir?« Er musste allein gehen. Es wäre für jeden anderen in seiner Nähe zu gefährlich. Er wäre gefährlich, und selbst Moiraine konnte ihm nicht sagen, wie viel Zeit er noch hatte. »Mat, du weißt, dass du mit Moiraine nach Tar Valon gehen musst. Sie sagte doch, das sei der einzige Ort, an dem man dich von diesem verdammten Dolch befreien kann, ohne dich umzubringen. Und du weißt, was passiert, wenn du ihn behältst.«
    Mat berührte seinen Mantel über dem Dolch und schien noch nicht einmal zu bemerken, was er da tat. »Das Geschenk einer Aes Sedai ist ein Köder für Fische«, zitierte er. »Also, vielleicht möchte ich mir den Köder nicht in den Mund stecken. Vielleicht ist das, was sie in Tar Valon mit mir anstellen will, noch schlimmer, als gar nicht hinzugehen. Vielleicht lügt sie auch. ›Die Wahrheit, die dir eine Aes Sedai sagt, ist niemals dieselbe Wahrheit, wie du sie dir vorstellst.‹«
    »Hast du noch ein paar alte Sprichwörter auf Lager, die du loswerden möchtest?«, fragte Rand. »›Ein Südwind bringt einen warmen Gast, ein Nordwind ein leeres Haus‹? ›Ein mit Goldfarbe angestrichenes Schwein ist immer noch ein Schwein‹? Wie steht es mit ›Reden scheren kein Schaf‹? Oder ›Die Worte eines Narren sind Staub‹?«
    »Lass ihn, Rand«, sagte Perrin leise. »Es ist nicht nötig, ihn so hart anzupacken.«
    »Wirklich nicht? Vielleicht will ich nicht, dass ihr zwei mitkommt, immer herumstolpert, in Schwierigkeiten geratet und dann erwartet, dass ich euch heraushole. Habt ihr schon jemals daran gedacht? Licht noch mal, habt ihr je daran gedacht, dass ich die Nase davon voll haben könnte, stets euch vorzufinden, wenn ich mich umdrehe? Immer seid ihr da, und ich habe genug davon.« Der Schmerz auf Perrins Gesicht schnitt wie ein Messer in sein Innerstes, aber er machte beharrlich weiter. »Ein paar hier glauben, ich sei ein Lord. Ein Lord. Vielleicht gefällt mir das? Aber seht euch mal an! Zockt mit Stallburschen. Wenn ich gehe, dann gehe ich allein. Ihr zwei könnt nach Tar Valon gehen oder euch aufhängen, aber ich gehe allein von hier weg.«
    Mats Gesicht war erstarrt, und er hielt den Dolch durch den Stoff seines Mantels so fest, dass seine Knöchel weiß anliefen. »Wenn du es so haben

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