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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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abgetragen.
    Mat warf die Würfel in den Halbkreis zurück, als er heraustrat, und einer der Männer rief: »He, Südländer, du kannst nicht einfach aufhören, während du gewinnst!«
    »Besser, als wenn ich gerade am Verlieren bin«, sagte Mat lachend. Unbewusst berührte er seinen Mantel an der Hüfte, und Rand verzog das Gesicht. Dort trug Mat einen Dolch mit einem Rubin im Griff, einen Dolch, ohne den man ihn nie antraf, einen Dolch, ohne den er nicht sein konnte. Es war eine verfluchte Klinge aus der toten Stadt Shadar Logoth, von etwas Bösem verdorben und verdreht, das beinahe so schlimm war wie der Dunkle König. Das Böse hatte vor zweitausend Jahren Shadar Logoth getötet, aber es lebte immer noch in den verlassenen Ruinen. Dieser Fluch würde Mat umbringen, wenn er den Dolch behielt. Er würde ihn aber noch schneller umbringen, wenn er ihn ablegte. »Ihr bekommt noch eine Chance, es zurückzugewinnen.« Sarkastisches Schnauben der knienden Männer deutete an, dass sie nicht daran glaubten.
    Perrin hatte die Augen niedergeschlagen, als er Mat zu Rand hinüber folgte. Perrin schlug neuerdings immer die Augen nieder, und seine Schultern sackten herunter, als trüge er eine Last, die selbst bei deren Breite zu schwer war.
    »Was ist los, Rand?«, fragte Mat. »Du bist so weiß wie dein Hemd. He! Woher hast du diese Kleider? Wirst du jetzt ein Shienarer? Vielleicht kaufe ich mir auch einen Mantel wie den und ein feines Hemd.« Er schüttelte seine Manteltasche, was ein Klimpern von Münzen erzeugte. »Ich scheine beim Würfeln Glück zu haben. Ich brauche sie kaum zu berühren, schon gewinne ich.«
    »Du musst gar nichts kaufen«, sagte Rand müde. »Moiraine hat alle unsere Kleidungsstücke durch neue ersetzen lassen. Soweit ich weiß, sind die alten jetzt schon verbrannt worden, außer denen natürlich, die ihr gerade tragt. Elansu wird wahrscheinlich auch zu euch kommen und sie einsammeln. Also würde ich mich an eurer Stelle rasch umziehen, bevor sie sie euch vom Leibe reißt.« Perrin blickte immer noch nicht auf, doch seine Wangen färbten sich rot. Mats Grinsen wurde breiter, aber es wirkte doch etwas gezwungen. Auch sie hatten ihre Erfahrungen in den Bädern gemacht, und nur Mat bemühte sich vorzugeben, er mache sich nichts daraus. »Und ich bin nicht krank. Ich muss lediglich hier raus. Die Amyrlin ist da. Lan sagte … er sagte, wenn sie da ist, wäre es besser für mich, schon eine Woche unterwegs zu sein. Ich muss abhauen, doch alle Tore sind verschlossen!«
    »Das hat er gesagt?« Mat runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht. Er sagt doch niemals etwas gegen eine Aes Sedai. Warum dann jetzt? Schau mal, Rand, ich mag die Aes Sedai genauso wenig wie du, aber sie werden uns ganz gewiss nichts tun.« Er senkte die Stimme und blickte sich nach hinten um, ob irgendeiner der Spieler ihnen lauschte. Man fürchtete die Aes Sedai zwar, aber in den Grenzlanden waren sie keineswegs verhasst, und eine respektlose Bemerkung konnte einem durchaus eine Rauferei oder Schlimmeres einbringen. »Nimm doch mal Moiraine. Sie ist gar nicht so übel, auch wenn sie eine Aes Sedai ist. Du denkst schon wie der alte Cenn Buie, wenn er zu Hause in der Weinquellenschenke seine übertriebenen Geschichten erzählt. Ich meine, sie hat uns nichts getan, und das werden die anderen auch nicht. Warum sollten sie auch?«
    Perrin hob den Blick. Gelbe Augen schimmerten wie poliertes Gold in dem schummrigen Licht. Moiraine hat uns nichts getan? dachte Rand. Perrins Augen waren bei ihrem Aufbruch von den Zwei Flüssen genauso dunkelbraun gewesen wie die Mats. Rand hatte keine Ahnung, wie es zu dieser Veränderung gekommen war – Perrin wollte nicht darüber sprechen, wie er überhaupt nicht viel sprach, seit das geschehen war –, aber es war zur selben Zeit geschehen, in der seine Schultern heruntergesackt waren und sich die Distanz in seinem Verhalten bemerkbar gemacht hatte, als fühle er sich selbst in der Gegenwart seiner Freunde einsam. Perrins Augen und Mats Dolch. Nichts von alledem wäre geschehen, hätten sie nicht Emondsfelde verlassen, und es war Moiraine gewesen, die sie weggebracht hatte. Er wusste, dass er jetzt ungerecht war. Sie wären vielleicht alle durch Trollocs getötet worden und dazu auch viele Emondsfelder, wenn sie nicht in ihr Dorf gekommen wäre. Aber das ließ Perrin auch nicht wieder lachen wie früher oder nahm den Dolch von Mats Gürtel. Und was ist mit mir? Wenn ich zu Hause wäre und immer noch am

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