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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schöne Augen gemacht, als er mit den Behütern übte«, sagte Min und schaukelte auf zwei Beinen ihres Hockers.
    Die kleinen Kugeln flackerten einen Augenblick über Egwenes Händen. »Sie kann anschauen, wen sie will«, sagte Egwene leichthin. »Ich kann mir nicht vorstellen, warum mich das interessieren sollte.«
    »Es lässt dich vermutlich völlig kalt. Er sieht schon wahnsinnig gut aus, wenn man ihm seine steifen Umgangsformen nachsieht. Da kann man schon mal hinsehen, besonders, wenn er kein Hemd anhat.«
    Die Kugeln wirbelten erregt durch die Luft. »Ich habe gewiss keine Lust, Galad anzusehen, ob mit oder ohne Hemd.«
    »Ich sollte dich nicht aufziehen«, sagte Min zerknirscht. »Entschuldige bitte. Aber du siehst ihn wohl ziemlich gern – verzieh dein Gesicht nicht so –, genau wie beinahe jede andere Frau in der Weißen Burg außer den Roten. Ich habe gesehen, wie Aes Sedai hinunter auf das Übungsgelände schielten, wenn er mit dem Schwert Paraden übte; vor allem Grüne. Sie behaupten, sie schauen sich nur nach ihren Behütern um, aber wenn Galad nicht da ist, stehen erheblich weniger herum. Selbst die Köchinnen und Mägde kommen heraus, um ihn zu beobachten.«
    Die Kugeln blieben mit einem Mal in der Luft stehen, und Egwene sah sie einen Augenblick lang eindringlich an. Sie verschwanden. Plötzlich kicherte sie. »Er sieht aber auch wirklich gut aus, findest du nicht? Selbst beim Laufen wirkt es, als ob er tanze.« Das Rot ihrer Wangen wurde noch dunkler. »Ich weiß, dass ich ihn nicht so anstarren sollte, aber ich kann mir nicht helfen.«
    »Ich auch nicht«, sagte Min, »und ich kann schließlich sehen, wie er wirklich ist.«
    »Aber wenn er gut ist …?«
    »Egwene, Galad ist zum Haareausraufen gut. Er würde jederzeit jemandem wehtun, wenn er damit einem höheren Zweck dient. Er würde nicht einmal bemerken, wen er verletzt hat, weil er sich nur auf diesen höheren Zweck konzentriert. Gleichwohl würde er erwarten, dass man ihn versteht und seine Handlungen billigt.«
    »Na, du wirst es wohl wissen«, sagte Egwene. Sie hatte Mins Fähigkeit, andere Menschen nur anzusehen und alle möglichen Sachen über sie zu wissen, bereits erlebt. Min erzählte nicht alles, was sie gesehen hatte, und sie sah auch nicht immer etwas, aber es war häufig genug vorgekommen, um Egwene zu überzeugen. Sie blickte zu Nynaeve hinüber. Die tigerte immer noch im Zimmer herum und führte Selbstgespräche. Dann griff sie nach Saidar und nahm ihr Jonglieren wieder auf, wenn auch offensichtlich unkonzentriert.
    Min zuckte die Achseln. »Ich denke, ich kann es dir durchaus sagen. Er hat noch nicht einmal bemerkt, dass Else zusah. Er fragte sie, ob sie wisse, ob du nach dem Abendessen vielleicht in den Südgarten kommst, da heute schließlich ein freier Tag war. Ich habe sie bedauert.«
    »Arme Else«, murmelte Egwene, und die Lichtkugeln über ihren Händen tanzten noch lebhafter. Min lachte.
    Die Tür schlug vom Wind getrieben auf. Egwene quiekte und ließ die Kugeln verschwinden, bevor sie sah, dass es nur Elayne war.
    Die goldhaarige Tochter-Erbin von Andor schob die Tür zu und hängte ihren Umhang an einen Haken. »Ich habe es gerade erfahren«, sagte sie. »Die Gerüchte stimmen. König Galldrian ist tot. Dann wird es einen Krieg um seine Nachfolge geben.«
    Min schnaubte. »Bürgerkrieg. Krieg um die Nachfolge. Dumme Bezeichnungen für die gleiche Sache. Hast du was dagegen, wenn wir nicht darüber sprechen? Wir hören doch nichts anderes. Krieg in Cairhien. Krieg auf der Toman-Halbinsel. Sie haben vielleicht in Saldaea den falschen Drachen geschnappt, aber in Tear herrscht unvermindert Krieg. Das meiste sind sowieso nur Gerüchte. Gestern hörte ich, wie eine der Köchinnen behauptete, sie habe gehört, dass Artur Falkenflügel auf Tanchico zu marschiere. Artur Falkenflügel!«
    »Ich dachte, du wolltest nicht darüber reden«, sagte Egwene.
    »Ich sah Logain«, warf Elayne ein. »Er saß auf einer Bank im Innenhof und weinte. Er rannte weg, als er mich sah. Ich kann mir nicht helfen, er tut mir einfach Leid.«
    »Besser, er weint als wir anderen alle, Elayne«, sagte Min.
    »Ich weiß, was er ist«, meinte Elayne ruhig. »Oder genauer, was er war. Er ist es nicht mehr, und ich kann ihn nun durchaus bedauern.«
    Egwene ließ sich gegen die Wand sacken. Rand . Logain erinnerte sie immer an Rand. Sie hatte nun einige Monate keinen Traum mehr von ihm gehabt, jedenfalls nicht die Art von Träumen wie damals auf der

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