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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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helfen oder sie ihrem Schicksal überlassen?«
    »Ja«, sagte Egwene, und gleichzeitig fragte Nynaeve: »Welche Art von Schwierigkeiten? Wieso interessiert Ihr euch dafür?« Nynaeve betrachtete die roten Fransen an Liandrins Stola. »Und ich dachte, Ihr könntet Moiraine nicht ausstehen!«
    »Setzt nicht zu viel voraus, Kind«, herrschte Liandrin sie an. »Aufgenommen zu sein bedeutet noch nicht, dass Ihr das Recht habt, Euch als Schwester zu fühlen. Aufgenommene wie Novizinnen haben einer Schwester zuzuhören und zu tun, was man ihnen aufträgt.« Sie atmete tief durch und fuhr dann fort. Ihre Stimme klang wieder kalt und überlegen, doch auf ihren Wangen waren weiße Flecken zu sehen, so sehr ärgerte sie sich. »Eines Tages, da bin ich sicher, werdet auch ihr einer guten Sache dienen und lernen, dass ihr dazu selbst mit denen zusammenarbeiten müsst, die ihr nicht leiden könnt. Ich sage euch: Ich habe mit vielen zusammengearbeitet, mit denen ich bestimmt kein Zimmer teilen würde, wenn es an mir läge. Würdet ihr nicht auch mit jemandem gemeinsame Sache machen, den ihr am meisten hasst, wenn es eure Freunde retten könnte?«
    Nynaeve nickte zögernd. »Aber Ihr habt uns immer noch nicht gesagt, in welcher Gefahr sie sich befinden. Liandrin Sedai.«
    »Die Gefahr droht von Shayol Ghul her. Sie werden gejagt, und wie ich hörte, nicht zum ersten Mal. Wenn ihr mit mir kommt, könnten wenigstens ein paar dieser Gefahren ausgeschaltet werden. Fragt mich nicht wie, denn ich kann es euch nicht sagen, aber ich sage euch ganz eindeutig, dass es so ist und nicht anders.«
    »Wir kommen mit, Liandrin Sedai«, sagte Egwene. »Wohin mitkommen?«, fragte Nynaeve. Egwene warf ihr einen resignierenden Blick zu.
    »Zur Toman-Halbinsel.«
    Egwenes Mund klappte auf, und Nynaeve murmelte: »Es herrscht Krieg auf der Toman-Halbinsel. Hat diese Gefahr etwas mit dem Heer Artur Falkenflügels zu tun?«
    »Schenkt Ihr Gerüchten Glauben, Kind? Aber selbst, wenn sie sich bewahrheiten, kann euch das dann aufhalten? Ich glaubte, diese Männer wären eure Freunde.« An Liandrins Worten war etwas, das ihnen sagte, ihr könne das nicht passieren.
    »Wir kommen mit«, sagte Egwene. Nynaeve öffnete den Mund noch mal, doch Egwene fuhr fort: »Wir gehen, Nynaeve. Wenn Rand unsere Hilfe braucht – und Mat und Perrin –, dann helfen wir auch.«
    »Selbstverständlich«, meinte Nynaeve, »aber warum gerade wir? Was können wir schon tun, das Moiraine oder Ihr, Liandrin, nicht fertig bringt?«
    Die weißen Flecken auf Liandrins Wangen verstärkten sich. Egwene wurde bewusst, dass Nynaeve die Ehrenbezeichnung vergessen hatte, als sie Liandrin ansprach. Aber diese sagte nur: »Ihr beiden kommt aus dem gleichen Dorf. Auf irgendeine Art und Weise, die ich selbst nicht verstehe, besteht eine Verbindung zwischen euch. Darüber hinaus kann ich nichts sagen. Und ich werde keine weiteren dummen Fragen mehr beantworten. Kommt ihr nun ihretwegen mit mir?« Sie wartete auf ihre Zustimmung. Als sie nickten, entspannte sie sich sichtlich. »Gut. Ihr werdet mich eine Stunde vor Sonnenuntergang an der nördlichsten Ecke des Ogierhains treffen. Bringt eure Pferde mit und alles, was ihr für die Reise benötigt. Erzählt niemandem etwas davon.«
    »Wir dürfen die Umgebung der Burg nicht ohne Erlaubnis verlassen«, sagte Nynaeve bedächtig.
    »Ihr habt meine Erlaubnis. Sagt es niemandem. Absolut niemandem. In den Sälen der Weißen Burg wandeln Schwarze Ajah.«
    Egwene schnappte nach Luft und hörte, wie Nynaeve genauso überrascht keuchte, doch Nynaeve fasste sich schneller. »Ich glaubte, alle Aes Sedai verleugneten deren Existenz.«
    Liandrins Mund verzog sich spöttisch. »Viele verleugnen sie, aber Tarmon Gai’don kommt näher, und die Zeit zum Verleugnen ist verronnen. Die Schwarzen Ajah, das ist das Gegenteil von all dem, wofür die Weiße Burg steht, aber sie existieren, Kind. Sie sind überall. Jede Frau könnte ihnen angehören und dem Dunklen König dienen. Falls eure Freunde vom Schatten verfolgt werden, glaubt ihr dann, die Schwarzen Ajah würden euch am Leben lassen, um ihnen zu helfen? Erzählt niemandem von unserem Plan – absolut niemandem! –, oder ihr erlebt vielleicht die Ankunft auf der Toman-Halbinsel nicht mehr. Eine Stunde vor Sonnenuntergang. Lasst mich nicht im Stich.« Damit war sie weg und schloss energisch die Tür hinter sich.
    Egwene ließ sich aufs Bett fallen und umschlang ihre Knie. »Nynaeve, sie gehört zu den Roten Ajah.

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