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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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erkennen, aber die Gefahr ist deutlich sichtbar.«
    »Seht ihr?«, sagte Nynaeve zu den beiden Mädchen, die auf dem Bett saßen. »Ihr müsst vorsichtig sein. Wir alle müssen uns in Acht nehmen. Ihr müsst mir beide versprechen, dass ihr nicht mehr ohne jemanden die Macht benützt, der euch anleitet.«
    »Ich will gar nicht mehr darüber sprechen«, sagte Egwene.
    Elayne nickte eifrig. »Ja. Sprechen wir über etwas anderes. Min, wenn du ein Kleid anziehst, möchte ich darauf wetten, dass Gawyn dich bittet, mit ihm spazieren zu gehen. Du weißt ja, dass er dir schöne Augen macht, aber ich glaube, die Hosen und der Männermantel schrecken ihn ab.«
    »Ich ziehe mich so an, wie es mir passt, und das ändere ich auch nicht für einen Lord, selbst wenn er dein Bruder ist.« Min sagte das beinahe abwesend. Sie sah sie immer noch schief an und hatte die Stirn gerunzelt. Dieses Thema hatten sie schon ein paar Mal angeschnitten. »Manchmal ist es nützlich, für einen Jungen gehalten zu werden.«
    »Keiner, der dich zweimal ansieht, glaubt dir, dass du ein Junge bist.« Elayne lächelte.
    Egwene war nervös. Elayne brachte eine gezwungene Fröhlichkeit in die Unterhaltung, doch Min achtete kaum darauf, und Nynaeve wirkte, als wolle sie die anderen erneut warnen.
    Als sich die Tür abermals öffnete, schoss Egwene sofort hoch, um sie zu schließen. Sie war für jede Tätigkeit dankbar, die sie von ihren trüben Gedanken ablenkte. Bevor sie jedoch die Tür erreichte, trat eine dunkeläugige Aes Sedai ein, deren blondes Haar zu einer Unzahl von Zöpfen geflochten war. Egwene schnappte überrascht nach Luft, nicht nur, weil es eine Aes Sedai war, sondern vor allem, da es sich ausgerechnet um Liandrin handelte. Sie hatte gar nicht gewusst, dass Liandrin in die Weiße Burg zurückgekehrt war, aber davon einmal ganz abgesehen, schickte man üblicherweise nach einer Novizin, wenn eine Aes Sedai sie zu sprechen wünschte. Wenn eine der Schwestern selbst herkam, konnte dies nichts Gutes bedeuten.
    Im Zimmer war es – mit fünf Frauen – jetzt ziemlich eng. Liandrin blieb stehen, rückte ihre Stola mit den roten Fransen zurecht und musterte sie. Min rührte sich nicht, doch Elayne erhob sich, und die drei, die nun standen, knicksten vor Liandrin. Nynaeve allerdings bewegte kaum das Knie dabei. Egwene glaubte nicht, dass Nynaeve sich je daran gewöhnen würde, andere im Rang über sich zu haben.
    Liandrins Blick ruhte schließlich auf Nynaeve. »Und warum befindet Ihr Euch hier im Quartier der Novizinnen, Kind?« Ihre Stimme klang eisig.
    »Ich besuche Freundinnen«, sagte Nynaeve mit gepresster Stimme. Einen Augenblick später fügte sie widerwillig hinzu:
    »Liandrin Sedai.«
    »Die Aufgenommenen können unter den Novizinnen keine Freundinnen haben. Das solltet Ihr mittlerweile gelernt haben, Kind. Aber es ist gut, dass ich euch hier vorfinde. Ihr beide …« – ihr Finger fuhr dolchartig auf Elayne und Min zu – »… werdet gehen.«
    »Ich komme später wieder.« Min erhob sich gelassen und zeigte deutlich, dass sie es nicht eilig hatte. Sie schlenderte grinsend an Liandrin vorbei, die jedoch keine Notiz von ihr nahm. Elayne warf Egwene und Nynaeve einen besorgten Blick zu, bevor sie erneut knickste und ging.
    Nachdem Elayne die Tür hinter sich geschlossen hatte, musterte Liandrin Egwene und Nynaeve eingehend. Egwene wurde unter ihrem Blick sichtlich nervös, doch Nynaeve hielt sich aufrecht. Nur ihre Wangen wurden ein klein wenig roter.
    »Ihr beiden stammt aus dem gleichen Dorf wie die Jungen, die mit Moiraine kamen. Stimmt das?«, fragte Liandrin unvermittelt.
    »Habt Ihr etwas von Rand erfahren?«, fragte Egwene übereifrig. Liandrin zog eine Augenbraue hoch. »Verzeiht mir, Aes Sedai. Ich habe mich vergessen.«
    »Habt Ihr etwas von ihnen gehört?«, fragte Nynaeve beinahe fordernd. Bei den Aufgenommenen gab es keine Vorschrift, dass sie eine Aes Sedai nur ansprechen durften, wenn sie dazu aufgefordert worden waren.
    »Ihr seid um sie besorgt. Das ist gut. Sie sind in Gefahr, und ihr seid vielleicht in der Lage, ihnen zu helfen.«
    »Woher wisst Ihr, dass sie in Gefahr sind?« Diesmal lag eine eindeutige Forderung in Nynaeves Worten.
    Liandrins Knospenmund verzog sich, doch ihre Stimme klang genauso wie vorher. »Auch wenn Ihr nichts davon wisst, hat Moiraine euretwegen Briefe an die Weiße Burg gerichtet. Moiraine Sedai sorgt sich um euch und eure jungen … Freunde. Diese Jungen, sind in Gefahr. Wollt ihr ihnen

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