Die Jagd beginnt
Sie kann doch gar nichts von Rand wissen. Wenn sie etwas …«
»Sie kann es nicht wissen«, stimmte Nynaeve ihr zu. »Ich möchte nur gern wissen, wieso eine Rote ihre Hilfe anbietet. Oder warum sie mit Moiraine zusammenarbeiten will. Ich hätte schwören können, dass keine der beiden der anderen Wasser gäbe, wenn sie am Verdursten wäre.«
»Glaubst du, sie lügt?«
»Sie ist eine Aes Sedai«, entgegnete Nynaeve trocken. »Ich verwette meine beste Silberspange gegen eine Heidelbeere, dass jedes Wort wahr ist, das sie gesagt hat. Aber ich frage mich, ob wir wirklich hörten, was wir zu hören glaubten.«
»Die Schwarzen Ajah.« Egwene schauderte. »Was sie darüber sagte, war völlig unmissverständlich, Licht, steh uns bei.«
»Eindeutig«, sagte Nynaeve. »Und damit hat sie auch verhindert, dass wir irgendjemanden um Rat fragen, denn wem können wir unter diesen Umständen noch vertrauen? Licht, steh uns wirklich bei!«
Min und Elayne kamen hereingestürzt und schlugen laut die Tür hinter sich zu. »Geht ihr wirklich mit?«, fragte Min, und Elayne deutete auf das winzige Loch in der Wand über Egwenes Bett und sagte: »Wir haben von meinem Zimmer aus mitgehört. Wir haben alles gehört.«
Egwene und Nynaeve sahen einander an, und Egwene fragte sich, wie viel sie wirklich gehört hatten. An Nynaeves Gesicht konnte sie dieselbe Frage ablesen. Wenn sie etwas über Rand ausplaudern … »Ihr müsst das für euch behalten«, warnte Nynaeve. »Ich denke, Liandrin hat bei Sheriam die Erlaubnis eingeholt, uns mitzunehmen, aber falls das nicht der Fall ist und sie wegen uns morgen die ganze Burg auf den Kopf stellen, dürft ihr kein Wort verraten.«
»Es für uns behalten?«, fragte Min. »Keine Angst. Ich komme sowieso mit euch. Den ganzen Tag muss ich der einen oder anderen Braunen Schwester etwas zu erklären versuchen, was ich selbst nicht verstehe. Ich kann noch nicht einmal spazieren gehen, ohne dass die Amyrlin auftaucht und mich bittet, die Zukunft von jeder, die wir gerade sehen, zu lesen. Wenn diese Frau dich um etwas bittet, dann führt kein Weg daran vorbei. Ich muss für sie etwas über das Schicksal der halben Burg herausfinden, und dann will sie immer noch mehr wissen. Alles, was ich brauchte, war einen Vorwand, um zu verschwinden, und den habe ich nun.« In ihrem Gesicht stand eine Entschlossenheit, die keinen Widerspruch duldete.
Egwene fragte sich, warum Min so versessen darauf war, mit ihnen zu kommen. Sie hätte auch auf eigene Faust verschwinden können. Aber bevor sie länger darüber nachdenken konnte, sagte Elayne: »Ich komme auch mit.«
»Elayne«, meinte Nynaeve sanft, »Egwene und ich sind durch unsere gemeinsame Heimat Emondsfelde mit den Jungen verbunden. Du bist die Tochter-Erbin von Andor. Wenn du aus der Weißen Burg verschwindest, könnte das sogar einen Krieg auslösen.«
»Mutter würde keinen Krieg gegen Tar Valon anfangen, und wenn sie mich teerten und federten, was durchaus geschehen könnte. Wenn ihr drei abhauen und auf Abenteuer ausziehen könnt, dann glaubt ja nicht, dass ich hier bleibe und Geschirr abwasche und den Boden schrubbe und mich von irgendeiner Aufgenommenen schlagen lasse, weil ich das Feuer nicht genauso eingelegt habe, wie sie es wollte. Gawyn wird vor Neid erblassen, wenn er das hört.« Elayne grinste und fasste hinüber, um mit Egwenes Haar zu spielen. »Außerdem, falls ihr Rand lange genug frei herumlaufen lasst, habe ich vielleicht eine Chance, ihn mir zu greifen.«
»Ich glaube nicht, dass eine von uns Rand bekommt«, sagte Egwene traurig.
»Dann müssen wir feststellen, wen er haben will, und ihr das Leben zur Hölle machen. Aber so blöd ist er nicht, dass er sich eine andere aussucht, wenn er eine von uns haben kann. Ach, lächle doch mal wieder, Egwene. Ich weiß, dass er dir gehört. Ich fühle mich nur …« – sie zögerte und suchte nach dem passenden Ausdruck – »… frei. Ich habe noch nie ein Abenteuer erlebt. Ich wette, keine von uns wird sich in den Schlaf weinen, wenn wir etwas Großartiges erleben. Und falls doch, werden wir dafür sorgen, dass die Geschichtenerzähler diesen Teil auslassen.«
»Das ist doch alles Unsinn«, sagte Nynaeve. »Wir reiten zur Toman-Halbinsel. Du hast die Neuigkeiten und die Gerüchte gehört. Es wird gefährlich. Du musst hier bleiben.«
»Ich habe auch gehört, was Liandrin Sedai über die … Schwarzen Ajah gesagt hat.« Elayne flüsterte beinahe, als sie diese Bezeichnung aussprach. »Wie
Weitere Kostenlose Bücher