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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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heimgeschickt wurden. Die schimmernde Masse der Burg erhob sich hinter ihnen. Das Gelände der Burg bedeckte eine große Fläche, und ihre Mauer war höher als die der sie umgebenden Stadt.
    Nynaeve betrat den Stall, als gehöre er ihr. Es roch nach sauberem Heu und Pferden. Zwei lange Boxenreihen zogen sich in die Schatten hinein, die von Lichtbalken aus den Dachluken durchbrochen wurden. Endlich einmal standen die zerzauste Bela und Nynaeves graue Stute in Boxen nahe dem Tor. Bela schob ihre Nase über die Boxentür und wieherte leise, als Egwene zu ihr ging. Es war nur ein Stallbursche in der Nähe, ein netter älterer Mann mit Grau im Bart, der auf einem Strohhalm herumkaute.
    »Du wirst unsere Pferde satteln«, sagte Nynaeve im Befehlston zu ihm. »Diese beiden. Min, suche dein und Elaynes Pferd.« Min ließ die Satteltaschen fallen und zog Elayne tiefer in den Stall hinein.
    Der Stallbursche runzelte die Stirn und nahm bedächtig den Strohhalm aus dem Mund. »Da muss irgendein Missverständnis vorliegen, Lady. Diese Tiere …«
    »… sind unsere«, sagte Nynaeve mit fester Stimme. Sie verschränkte die Arme über der Brust, sodass ihr Schlangenring deutlich sichtbar war. »Du sattelst sie jetzt bitte.«
    Egwene hielt die Luft an. Es war ihr letzter Ausweg gewesen, dass Nynaeve sich als Aes Sedai ausgeben würde, falls sie Schwierigkeiten mit jemand hatten, der sie möglicherweise unter diesen Umständen als solche akzeptieren würde. Natürlich konnte das einer Aufgenommenen oder gar einer Aes Sedai nicht passieren, aber bei einem Stallburschen …
    Der Mann sah erst Nynaeves Ring an und dann sie selbst. »Man hat mir gesagt, zwei«, sagte er schließlich unbeeindruckt. »Eine der Aufgenommenen und eine Novizin. Es war nicht von vieren die Rede.«
    Egwene hätte am liebsten laut losgelacht. Es war offensichtlich – Liandrin hatte sie nicht für fähig gehalten, ihre Pferde selbst zu holen.
    Nynaeve blickte enttäuscht drein, sagte dann aber in schärferem Tonfall:
    »Du holst jetzt die Pferde heraus und sattelst sie, oder du wirst Liandrin als Heilerin benötigen, falls sie so was für dich tut.«
    Der Stallbursche flüsterte Liandrins Namen, aber nach einem Blick auf Nynaeves Miene kümmerte er sich um die Pferde. Er knurrte höchstens ein- oder zweimal etwas in sich hinein, aber so leise, dass nur er selbst es hören konnte. Min und Elayne kehrten mit ihren eigenen Reittieren zurück, als er gerade den zweiten Sattelgurt festzurrte. Mins Pferd war ein hoher, staubfarbener Wallach, und Elayne führte eine braune Stute mit edel gekrümmtem Hals am Zügel.
    Nach dem Aufsitzen wandte sich Nynaeve noch einmal an den Stallburschen: »Zweifellos hat man dir befohlen, den Mund zu halten, und daran ändert sich nichts, ob wir nun zwei sind oder zweihundert. Falls du anders denkst, solltest du auch bedenken, was Liandrin mit dir macht, wenn sie erfährt, dass du etwas ausgeplaudert hast, worüber du schweigen solltest.«
    Beim Wegreiten warf ihm Elayne eine Münze zu und murmelte: »Für deine Mühe, guter Mann. Du hast es gut gemacht.« Draußen lächelte sie Egwene an und meinte: »Mutter sagt, Zuckerbrot und Peitsche wirken immer besser als die Peitsche allein.«
    »Ich hoffe, bei den Wachen werden wir beides nicht benötigen«, sagte Egwene. »Ich hoffe, dass Liandrin auch mit denen gesprochen hat.«
    Am Tarlomen-Tor jedoch, das die Südmauer der Burgumfriedung durchbrach, war nicht festzustellen, ob jemand mit den Wachsoldaten gesprochen hatte oder nicht. Sie winkten die vier Frauen nach einem kurzen Blick und einer höflichen Verbeugung einfach durch. Die Wachen waren dazu da, jene zurückzuweisen, die gefährlich wirkten, hatten aber wohl keine Anweisung, irgendjemanden drinnen festzuhalten.
    Eine kühle Brise vom Fluss her erlaubte ihnen, die Kapuzen über die Köpfe zu ziehen, während sie langsam durch die Stadt ritten. Das Klappern der Pferdehufe auf den Pflastersteinen ging im Lärm der Menge unter, die die Straßen füllte. Aus einigen der Gebäude, an denen sie vorbeiritten, erklang Musik. Die Menge teilte sich vor ihren Pferden wie ein Fluss vor einem Felsen, und sie konnten sich nur langsam vorwärtsbewegen. Kleidung aus aller Herren Länder war zu sehen; von der nüchternen, dunklen Mode Cairhiens bis zu den leuchtenden Farben des Fahrenden Volks über jeden möglichen Stil dazwischen.
    Egwene beachtete die sagenhaften Türme mit ihren Schwindel erregenden Verbindungsbrücken nicht, genauso wenig

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