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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nebeneinander reiten. Drei Männer führten Pferde am Zügel, über deren Sättel man Leichen gelegt hatte. In Egwene keimte wieder mehr Hoffnung auf, als sie erkannte, dass all diese Leichen Rüstungen trugen. Sie hatten also weder Nynaeve noch Elayne gefangen.
    Min richtete sich nun endgültig auf, doch der Mann mit der Hakennase trat ihr mit dem Stiefel in den Rücken, sodass sie wieder zu Boden gedrückt wurde. Nach Luft schnappend zuckte sie dort schwach. »Ich bitte um Erlaubnis zu sprechen, Hochlady«, sagte er. Suroth machte eine leichte Handbewegung, und er fuhr fort: »Diese Bäuerin hat mich verletzt, Hochlady. Falls die Hochlady sie nicht brauchen sollte …?« Wieder machte Suroth eine leichte Handbewegung und wandte sich ab. Er griff über seine Schulter nach dem Schwert.
    »Nein!«, schrie Egwene. Sie hörte Renna leise fluchen, und plötzlich war das Brennen ihrer Haut wieder da, schlimmer als zuvor. Doch diesmal hörte sie nicht auf. »Bitte! Hochlady, bitte! Sie ist meine Freundin!« Schmerzen, wie sie sie noch nie erlebt hatte, schüttelten sie selbst durch das Brennen hindurch. Jeder Muskel in ihrem Körper verkrampfte und verknotete sich. Sie fiel aufs Gesicht und lag winselnd im Staub, aber sie konnte trotzdem noch beobachten, wie Elbars schweres, gekrümmtes Schwert aus der Scheide fuhr und wie er es mit beiden Händen hob. »Bitte! O Min!«
    Mit einem Schlag war der Schmerz verschwunden, als habe es ihn nie gegeben – nur die Erinnerung daran blieb. Suroths blaue Samtpantoffeln, die jetzt mit Schmutz bedeckt waren, erschienen vor ihrem Gesicht, aber sie blickte unverwandt auf Elbar. Er stand da, hatte mit dem Schwert zum Schlag ausgeholt und immer noch einen Fuß auf Mins Rücken … und er rührte sich nicht.
    »Ist diese Bäuerin deine Freundin?«, fragte Suroth.
    Egwene wollte aufstehen, doch nachdem Suroth überrascht eine Augenbraue hochgezogen hatte, blieb sie liegen, wo sie war, und hob nur den Kopf. Sie musste Min retten. Und wenn ich dafür auch kriechen muss … Sie verzog die Lippen und hoffte, dass ihre Grimasse als Lächeln erkennbar sei. »Ja, Hochlady.«
    »Und wenn ich sie verschone und ihr gelegentlich erlaube, dich zu besuchen, wirst du hart arbeiten und alles lernen, was man dir beibringt?«
    »Das werde ich, Hochlady.« Sie hätte noch viel mehr versprochen, um dieses Schwert davon abzuhalten, Mins Schädel zu spalten. Ich werde mein Versprechen sogar halten , dachte sie betrübt, so lange ich muss. »Lege das Mädchen über ihr Pferd, Elbar«, sagte Suroth. »Binde sie fest, wenn sie nicht im Sattel sitzen kann. Falls diese Damane uns enttäuscht, schenke ich dir vielleicht doch noch ihren Kopf.« Sie ging bereits wieder zu ihrer Sänfte hinüber.
    Renna zog Egwene grob hoch und schob sie in Richtung Bela, doch Egwene hatte nur Augen für Min. Elbar behandelte Min nicht sanfter, als sie von Renna behandelt wurde, aber sie glaubte doch, dass es Min wieder besser ging. Jedenfalls entzog sich Min Elbars Versuch, sie festzubinden, und kletterte stattdessen ohne viel Hilfe auf ihren Wallach.
    Die bunte Gesellschaft brach gen Westen auf. Suroth befand sich an der Spitze, und Elbar ritt ein Stückchen hinter ihrer Sänfte, aber nahe genug, um jedem Wunsch sofort Folge leisten zu können. Renna und Egwene, Min und die andere Sul’dam mit ihrer Damane ritten am Ende, noch hinter den Soldaten. Die Frau, die offensichtlich Nynaeve hatte einfangen wollen, nestelte an ihrer eingerollten Silberleine herum und wirkte ziemlich wütend. Das hügelige Land war von dünnem Waldwuchs bedeckt. Bald war die Rauchwolke von dem brennenden Lederblattbaum nur noch ein entfernter Schemen am Himmel hinter ihnen.
    »Du hast die Ehre empfangen«, sagte Renna nach einer Weile, »von der Hochlady angesprochen zu werden. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte ich dich ein Band tragen lassen, um diese Ehre zu feiern. Aber da du es warst, die ihre Aufmerksamkeit auf dich lenkte …«
    Egwene schrie auf, als ein Rutenschlag ihren Rücken traf, dann ihr Bein und ihren Arm. Aus allen Richtungen kamen die Schläge. Sie wusste, dass es kein Mittel dagegen gab, und doch streckte sie die Arme aus, als ob sie die Schläge abfangen könne. Sie biss sich auf die Lippe, um ein Stöhnen zu unterdrücken, aber ihr rollten dabei Tränen über die Wangen. Bela wieherte und tänzelte, doch Renna hielt die Silberleine fest und verhinderte, dass sie Egwene forttragen konnte. Keiner der Soldaten blickte sich um.
    »Was macht

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