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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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beiseite geschoben; die unsichtbaren Striemen brannten noch zu sehr, um eine solche Idiotie zuzulassen – »… kann nicht«, beendete sie ihren Satz deshalb. »Er ist zu weit weg, und ich habe so etwas noch nie gemacht.«
    Eine der Sul’dam lachte ungläubig, und Alwhin sagte: »Sie hat es noch nicht einmal versucht.«
    Renna schüttelte beinahe traurig den Kopf. »Wenn eine lange genug Sul’dam gewesen ist, kann sie vieles an ihrer Damane selbst ohne das Armband feststellen, aber mit dem Armband kann sie unfehlbar feststellen, ob die Damane versucht hat, die Macht zu benützen. Du darfst mich niemals anlügen, oder auch eine andere Sul’dam ; noch nicht einmal ein bisschen.«
    Plötzlich waren die unsichtbaren Hiebe wieder da und trafen sie am ganzen Körper. Schreiend schlug sie nach Renna, aber die Sul’dam wischte ihre Faust zur Seite, während Egwene das Gefühl hatte, Renna hätte ihr mit einem Stock über den Arm geschlagen. Sie grub die Fersen in Belas Flanken, aber die Sul’dam hatte die Leine so fest in der Hand, dass es sie beinahe aus dem Sattel gezogen hätte. Verzweifelt suchte sie nach Saidar , um Renna so wehzutun, dass sie aufhörte. Sie wollte ihr genauso wehtun, wie Renna ihr. Die Sul’dam schüttelte unnachgiebig den Kopf, und Egwene heulte auf, als ihre Haut plötzlich verbrüht wurde. Das Brennen milderte sich erst, als sie Saidar ganz fahren ließ, doch die unsichtbaren Schläge hörten nicht auf und wurden auch nicht schwächer. Sie versuchte, Renna zuzurufen, dass sie sich bemühen werde, wenn sie nur aufhörte, aber sie brachte nur ein Gurgeln heraus und wand sich vor Schmerzen.
    Dumpf wurde ihr bewusst, dass Min zornig schrie und an ihre Seite reiten wollte, dass Alwhin Min die Zügel aus der Hand riss und dass eine andere Sul’dam ihrer Damane etwas befahl. Diese blickte Min an. Und dann schrie auch Min vor Schmerz auf und schlug um sich, als wolle sie Schläge abwehren oder stechende Insekten von sich fern halten. Ihr eigener Schmerz ließ den Mins sehr fern erscheinen.
    Ihre vereinten Schreie erregten nun sogar die Aufmerksamkeit einiger der Soldaten. Doch nach einem Blick lachten sie und wandten sich wieder ab. Wie Sul’dam mit ihren Damane umsprangen, ging sie nichts an.
    Egwene erschien es wie eine Ewigkeit, doch schließlich war die Qual zu Ende. Sie hing erschöpft in ihrem Sattel, hatte Tränen auf den Wangen und schluchzte in Belas Mähne hinein. Die Stute wieherte nervös.
    »Es ist gut, dass du Kampfgeist hast«, sagte Renna gelassen. »Die besten Damane sind aus diesem Holz geschnitzt. Diesen Kampfgeist kann man formen und in die richtigen Bahnen lenken.«
    Egwene schloss die Augen. Sie wünschte, sie hätte auch die Ohren schließen und Rennas Stimme vergessen können. Ich muss entkommen. Ich muss, aber wie? Nynaeve, hilf mir! Licht, jemand muss mir helfen.
    »Du wirst eine der Besten«, sagte Renna in zufriedenem Tonfall. Sie streichelte Egwene über das Haar – ganz das Frauchen, das ihren Hund beruhigend streichelt.
    Nynaeve beugte sich aus dem Sattel und spähte vorsichtig um das schützende Gebüsch herum. Sie sah vereinzelte Bäume, von denen sich einige bereits bunt färbten. Die ausgedehnten grasbewachsenen Flächen dazwischen schienen ihr leer. Sie entdeckte keine Bewegung außer der immer dünner werdenden Rauchwolke von dem Lederblattbaum, die vom Wind verweht wurde. Dieser Baum war ihr Werk gewesen, genauso wie Blitze aus heiterem Himmel und ein paar weitere Sachen, die sie noch nie ausprobiert hatte, bevor diese beiden Frauen sie dazu zwangen. Sie glaubte, dass die beiden auf irgendeine Weise zusammenarbeiteten, aber sie durchschaute ihre Verbindung nicht ganz. Offensichtlich waren sie durch eine Leine miteinander verbunden. Die eine trug ein Halsband, aber die andere war genauso sicher angekettet wie diese. Über etwas war sich Nynaeve allerdings klar: Eine oder beide waren Aes Sedai. Sie hatte sie nie deutlich genug sehen können, um das Glühen beim Lenken der Macht zu bemerken, aber es musste einfach so sein.
    Es wird mir richtig Spaß machen, Sheriam von ihnen zu berichten , dachte sie trocken. Aes Sedai benützen die Macht nicht als Waffe, oder? Sie hatte das aber getan. Mit diesem Blitzschlag hatte sie die beiden Frauen zumindest zu Boden geschleudert, und sie hatte gesehen, wie einer der Soldaten von dem Feuerball, den sie geschleudert hatte, lichterloh brannte. Aber nun hatte sie schon eine Weile lang keinen der Fremden mehr

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