Die Jagd beginnt
lässt.«
Nynaeve spornte das Pferd zu einer schnelleren Gangart an, und Elayne japste und griff nach Nynaeves Umhang. Nynaeve sagte sich, sie werde sich mit Elayne im Sattel abwechseln und sich auch nicht beklagen, falls Elayne das Pferd galoppieren ließ, und ansonsten achtete sie nicht auf das Keuchen der Frau, die hinter ihr auf und ab hüpfte. Sie hoffte nur, dass sie bis zu ihrem Eintreffen in Falme die Angst los sein würde und wieder die Energie ihres Zornes benützen könnte.
Der Wind frischte auf. Er war kühl und ließ die nahe Herbstkälte ahnen.
KAPITEL 41
Meinungsverschiedenheiten
D onner grollte über den schiefergrauen Nachmittagshimmel. Rand zog die Kapuze seines Umhangs ein Stückchen weiter nach vorn und hoffte, so den kalten Regen besser von seinem Gesicht abzuhalten. Sein Brauner stapfte geduldig durch schlammige Pfützen. Die Kapuze hing feucht und klamm auf Rands Kopf, genau wie der übrige Umhang auf seinen Schultern, und sein guter schwarzer Mantel war genauso nass und kalt. Es musste nicht mehr viel kälter werden, und dann würde statt des Regens Hagel oder Schnee fallen. Es würde auf jeden Fall bald schneien; die Bewohner des letzten Dorfs, durch das sie gekommen waren, hatten ihnen erzählt, es habe dieses Jahr schon zweimal kurz geschneit. Zitternd wünschte sich Rand beinahe schon den Schnee herbei. Dann wäre er wenigstens nicht nass bis auf die Haut.
Die Kolonne bewegte sich langsam vorwärts. Sie behielten misstrauisch das wellige Land in ihrer Umgebung im Auge. Ingtars Graue Eule hing schlapp und schwer herunter, selbst wenn der Wind auffrischte. Hurin zog manchmal seine Kapuze herunter und hob die Nase in den Wind. Er behauptete, weder Regen noch Kälte hätten irgendeinen Einfluss auf eine Spur, jedenfalls nicht auf eine, wie er sie zu suchen verstand, doch bisher hatte der Schnüffler nichts gefunden. Rand hörte, wie der dahinter reitende Uno fluchte. Loial überprüfte immer wieder seine Satteltaschen. Ihm machte es wohl nichts aus, nass zu werden, aber er sorgte sich ständig um seine Bücher. Allen ging es schlecht, bis auf Verin, die so gedankenverloren schien, dass sie nicht einmal bemerkte, dass ihre Kapuze nach hinten gerutscht war und ihr Gesicht dem Regen preisgab.
»Könnt Ihr nicht etwas gegen dieses Wetter unternehmen?«, wollte Rand von ihr wissen. Eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf sagte ihm, das könne er selbst tun. Alles, was er zu tun hatte, war, Saidin zu gebrauchen. So süß, der Lockruf von Saidin . Sich von der Einen Macht füllen zu lassen, eins mit dem Sturm zu werden. Bring den Sonnenschein an den Himmel zurück, oder reite den wütenden Sturm, peitsche ihn zu immer größerer Wut auf und reinige die Toman-Halbinsel vom Meer bis zur großen Ebene! Gebrauche Saidin . Er unterdrückte entschlossen die Sehnsucht danach.
Die Aes Sedai fuhr hoch. »Was? Ach, ja. Ich denke schon. Ein wenig. Ich kann keinen so starken Sturm unterdrücken, nicht allein jedenfalls, dazu ist er zu ausgedehnt, aber ich könnte ihn etwas mildern. Wenigstens dort, wo wir uns aufhalten.« Sie wischte sich die Regentropfen vom Gesicht und schien erst jetzt zu bemerken, dass ihre Kapuze hinuntergerutscht war. Gedankenverloren zog sie sie wieder hoch.
»Warum fangt Ihr nicht damit an?«, fragte Mat. Das verfrorene Gesicht, das unter seiner Kapuze hervorlugte, wirkte vom Tod gezeichnet, doch seine Stimme klang lebhaft.
»Wenn ich so viel der Einen Macht einsetze, weiß jede Aes Sedai im Umkreis von zehn Meilen, dass hier jemand die Macht gebraucht hat. Wir wollen doch diese Seanchaner mit ihren Damane nicht auf uns aufmerksam machen.« Ihr Mund verzog sich zornig.
Sie hatten etwas über die Invasoren in diesem Dorf, das sich Atuansmühle nannte, in Erfahrung gebracht. Allerdings führten die meisten Auskünfte nur zu immer neuen Fragen. Die Leute hatten zuerst willig geplaudert, aber dann doch wieder den Mund zugemacht und sich zitternd umgeschaut. Alle hatten furchtbare Angst, die Seanchaner mit ihren Monstern und ihren Damane könnten zurückkehren. Dass Frauen, die eigentlich Aes Sedai sein sollten, stattdessen wie Tiere an die Leine gelegt wurden, ängstigte die Dorfbewohner mehr als die seltsamen Kreaturen, die den Seanchanern zur Verfügung standen und die die Menschen in Atuansmühle nur flüsternd beschreiben konnten, als seien sie ihren Albträumen entsprungen. Und was am schlimmsten war: Die Exempel, die die Seanchaner vor ihrer Abreise noch statuiert hatten,
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