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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nicht schon bei meinem Anblick zu wissen, welches mein Platz sei, und so entschloss sie sich, mir den Rang eines Küchenmädchens zu verleihen. Sie ließ mich wählen. Du solltest mal sehen, was manche von den seanchanischen Mädchen tragen – diejenigen, die den Lords dienen. Es könnte mir schon gefallen, aber nicht, wenn ich nicht wenigstens verlobt bin oder noch besser: verheiratet. Na ja, nun gibt es kein Zurück mehr. Noch nicht. Mulaen verbrannte meinen Mantel und meine Hosen.« Sie schnitt eine Grimasse, um zu unterstreichen, was sie davon hielt, und nahm dann einen Stein von einem kleinen Stapel auf dem Tisch. Sie ließ ihn von Hand zu Hand hüpfen. »Es ist nicht so schlimm«, sagte sie lachend, »aber ich habe so lange keinen Rock mehr getragen, dass ich ständig ins Stolpern komme.«
    Auch Egwene hatte zusehen müssen, wie ihre Kleider verbrannt wurden, einschließlich dieses wunderschönen grünen Seidenkleids. Sie war froh gewesen, dass sie nicht noch mehr der Kleider mitgebracht hatte, die ihr Lady Amalisa gegeben hatte. Wahrscheinlich würde sie keines davon jemals wiedersehen, und auch die Weiße Burg nicht. Was sie jetzt trug, war von dem gleichen Dunkelgrau, das alle Damane anhatten. Damane haben kein Eigentum , hatte man ihr erklärt. Das Kleid, das eine Damane trägt, das Essen, das sie zu sich nimmt, das Bett, in dem sie schläft, sind alles Geschenke von ihrer Sul’dam. Falls eine Sul’dam beschließt, dass eine Damane auf dem Fußboden anstatt in einem Bett oder in einer Box im Stall schläft, dann liegt die Entscheidung einzig und allein bei der Sul’dam . Mulaen, die für die Quartiere der Damane zuständig war, hatte eine eintönige Stimme und sprach immer so durch die Nase. Aber sie bestrafte jede Damane , die nicht jedes Wort ihrer langweiligen Vorträge auswendig kannte.
    »Ich glaube nicht, dass es für mich jemals ein Zurück gibt«, seufzte Egwene und ließ sich aufs Bett sinken. Sie deutete auf die Steine, die auf dem Tisch lagen. »Renna hat mich gestern geprüft. Ich habe das Stück Eisenerz und das Kupfererz herausgefunden, und zwar mit verbundenen Augen und jedes Mal, wenn sie die Klumpen neu mischte. Sie ließ sie hier liegen, um mich an meinen Erfolg zu erinnern. Sie hielt es wohl für eine Art Belohnung.«
    »Das scheint mir auch nicht schlimmer zu sein als alles andere – weit weniger schlimm, als wenn Feuerwerkskörper explodieren –, aber hättest du nicht schwindeln können? Ihr erzählen, du könntest die Stücke nicht unterscheiden?«
    »Du weißt immer noch nicht, wie das wirklich ist.« Egwene zog an ihrem Halsband, aber das half auch nicht mehr als das Lenken der Macht zuvor. »Wenn Renna dieses Armband trägt, weiß sie genau, was ich mithilfe der Macht anstelle und was nicht. Manchmal scheint sie es sogar zu wissen, wenn sie es nicht trägt. Sie sagt, dass Sul’dam mit der Zeit eine gewisse Affinität – so nennt sie es – zu ihrer Damane entwickeln.« Sie seufzte.
    »Niemand hatte bisher auch nur daran gedacht, mich auf so etwas zu überprüfen. Die Erde ist eine der fünf Mächte, die bei den Männern am stärksten vertreten war. Als ich diese Steine auswählte, nahm sie mich mit zu einer Stelle außerhalb der Stadt, und ich war in der Lage, geradewegs auf ein verlassenes Eisenbergwerk zu deuten. Es war alles überwuchert, und keine Öffnung war zu sehen, aber sobald ich einmal Bescheid wusste, fühlte ich das Eisen, das sich noch im Boden befindet. Es war nicht genug da, als dass man es in den letzten hundert Jahren lohnend hätte abbauen können, aber ich wusste, es war vorhanden. Ich konnte sie nicht anlügen, Min. Sie wusste im gleichen Moment wie ich, dass ich das Bergwerk fühlte. Sie war so erregt, dass sie mir zum Abendessen einen Pudding versprach.« Sie spürte, wie ihre Wangen vor Scham brannten. »Offensichtlich bin ich nunmehr so wertvoll«, sagte sie in bitterem Ton, »dass man meine Kräfte nicht mehr damit verschwendet, Sachen zum Explodieren zu bringen. Das kann jede Damane , aber kaum eine kann Erze im Boden aufspüren. Licht, ich hasse es, Sachen explodieren zu lassen, aber ich wünschte, das wäre alles, was ich fertig bringe.«
    Ihre Wangen färbten sich noch dunkler. Sie hasste es wirklich, wenn sie Bäume zum Zerspringen und die Erde zum Aufbäumen brachte. Das war für den Kampf bestimmt, für das Töten, und damit wollte sie nichts zu tun haben. Aber alles, was sie für die Seanchaner tat, bedeutete eine neue Gelegenheit, Saidar

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