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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Rand mit dem Schwert. Er wollte sich selbst vom Grübeln ablenken. Er hatte wie alle anderen mit Hurin seine Runden gedreht, um Fains Spur zu suchen – immer zu zweit oder zu dritt, damit sie nicht auffielen –, aber gefunden hatten sie bisher nichts. Jetzt warteten sie darauf, dass Perrin und Mat mit dem Schnüffler zurückkehrten. Sie hätten schon seit Stunden da sein sollen.
    Loial las wie üblich. Man konnte dem Zucken seiner Ohren nicht ansehen, ob es dem Gelesenen galt oder der Verspätung des Suchtrupps. Uno und die meisten anderen shienarischen Soldaten saßen angespannt herum, ölten ihre Schwerter oder hielten Wache, als erwarteten sie jeden Moment das Auftauchen der Seanchaner. Nur Verin schien das alles nichts auszumachen. Die Aes Sedai saß auf einem Baumstamm neben ihrem kleinen Lagerfeuer und kritzelte mit einem Stock auf dem Boden herum. Manchmal schüttelte sie den Kopf und wischte alles mit dem Fuß weg, und dann fing sie von neuem an. Die Pferde waren gesattelt und zum Aufbruch bereit. Jedes Tier war an eine im Boden steckende Lanze gebunden.
    »Der Reiher watet durch das Schilf«, sagte Ingtar. Er saß an einen Baum gelehnt da, schärfte sein Schwert mit einem Wetzstein und beobachtete Rand. »Mit dem solltet Ihr Euch nicht abgeben. Da steht Ihr deckungslos da.«
    Einen Moment lang stand Rand nur noch auf den Zehenspitzen eines Fußes, hielt das Schwert mit beiden Händen umgedreht über dem Kopf, dann verlagerte er das Gewicht geschmeidig auf den anderen Fuß. »Lan meint, das sei gut, um das Gleichgewichtsgefühl zu schulen.« Es war nicht leicht, die Balance zu halten. Im Nichts schien es ihm oft, als könne er sich sogar auf einem rollenden Felsblock halten, aber hier wagte er nicht, das Nichts heraufzubeschwören. Er wollte einfach auf seine eigenen Fähigkeiten vertrauen.
    »Was man zu oft einübt, benutzt man, ohne weiter nachzudenken. Wenn Ihr schnell seid, könnt Ihr den anderen Mann auf diese Art mit dem Schwert durchbohren, aber Ihr habt dann todsicher seines in den Rippen. Ihr ladet ihn förmlich dazu ein. Ich glaube nicht, dass ich der Versuchung widerstehen könnte, ihn damit zu erwischen, obwohl ich wüsste, dass auch er mich dabei töten könnte.«
    »Ich schule nur mein Gleichgewichtsgefühl, Ingtar.« Rand schwankte auf einem Bein und musste schnell den anderen Fuß aufsetzen, um nicht zu stürzen. Er rammte die Klinge in die Scheide und hob den grauen Umhang auf, der ihm als Verkleidung gedient hatte. Er war mottenzerfressen und ausgefranst, aber mit dickem Pelz besetzt, und der Wind frischte auf. Er kam kalt aus dem Westen herangefegt. »Ich wünschte, sie wären zurück.«
    Als habe dieser Wunsch ein Signal gesetzt, sagte Uno ruhig und eindringlich: »Verfluchte Reiter kommen, Lord Ingtar.« Scheiden klapperten, als die Männer ihre Schwerter zogen, die sie vorher noch nicht entblößt hatten. Ein paar sprangen in die Sättel und zogen ihre Lanzen aus dem Boden.
    Die Spannung löste sich jedoch schnell, denn Hurin führte die anderen im Trab auf die Lichtung. Doch dann durchfuhr es die Männer erneut, denn Hurin verkündete: »Wir haben die Spur gefunden, Lord Ingtar.«
    »Wir sind ihr fast bis Falme gefolgt«, erzählte Mat beim Absteigen. Seine blassen Wangen schienen gerötet und täuschten Gesundheit vor, doch die Haut spannte sich straff über dem Schädel. Die Shienarer umringten ihn, denn er erzählte aufgeregt weiter: »Es ist nur Fain, aber er kann gar nicht anderswohin gezogen sein. Er muss den Dolch bei sich haben.«
    »Wir haben auch Weißmäntel getroffen«, sagte Perrin, als er sich aus dem Sattel schwang. »Hunderte!«
    »Weißmäntel?«, rief Ingtar mit finsterem Blick. »Hier? Na ja, wenn sie uns keine Schwierigkeiten bereiten, machen wir ihnen auch keine. Vielleicht lenken sie die Seanchaner ab und helfen uns auf diese Weise, das Horn aufzuspüren.« Sein Blick fiel auf Verin, die noch immer am Feuer kauerte. »Jetzt werdet Ihr mir sicherlich sagen, ich hätte gleich auf Euch hören sollen, Aes Sedai. Der Mann ist tatsächlich nach Falme geritten.«
    »Das Rad webt, wie es will«, antwortete Verin gelassen. »Bei Ta’veren ist es vorbestimmt, was geschehen wird. Vielleicht hat das Muster diese beiden Tage Verzögerung verlangt. Das Muster ordnet alles ganz genau, und wenn wir versuchen, den Lauf der Dinge abzuändern und auch noch Ta’veren darin verwickelt sind, dann ändert sich die Webart und führt uns zurück in das ursprüngliche Muster.« Es

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