Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
ihre Haltung ihnen gegenüber kein mangelndes Interesse ausdrückte: Sie vermieden es bewusst, ihn und die anderen direkt anzublicken. Diese Menschen hatten gelernt, Fremden gegenüber keine Neugier zu zeigen, selbst wenn es offensichtlich keine Seanchaner waren. Heutzutage konnte jeder Fremde auf der Toman-Halbinsel gefährlich sein. Sie hatten diese verkrampfte Gleichgültigkeit auch schon in anderen Dörfern bemerkt. Es gab auch noch ein paar kleine Städte nur wenige Wegstunden von der Küste entfernt. Alle bemühten sich, ihre Unabhängigkeit zu wahren. Jedenfalls, bevor die Seanchaner gekommen waren.
    »Ich finde«, meinte Mat, »es ist an der Zeit, die Pferde zu holen, bevor sie Fragen stellen.«
    Hurin starrte auf einen großen, geschwärzten, kreisförmigen Fleck am Boden, der inmitten des braunen Grases dieses Dorfgrüns zu sehen war. Er wirkte bereits verwittert, aber niemand hatte sich die Mühe gemacht, ihn zu beseitigen. »Vielleicht vor sechs oder acht Monaten«, murmelte er, »aber es stinkt immer noch. Der ganze Dorfrat mit Familien. Warum tun sie so etwas?«
    »Wer weiß schon, warum sie überhaupt etwas tun?«, knurrte Mat. »Seanchaner brauchen anscheinend keinen besonderen Grund, um Leute umzubringen. Jedenfalls keinen Grund, den ich begreife.«
    Perrin blickte an dem verkohlten Fleck vorbei. »Hurin, bist du sicher, was Fain betrifft? Hurin?« Es war schwer gewesen, den Schnüffler von dem Fleck abzulenken, seit sie das Dorf betreten hatten. »Hurin!«
    »Was? Oh, Fain? Ja.« Hurins Nasenflügel bebten, und er rümpfte die Nase. »Da ist jeder Irrtum ausgeschlossen, auch wenn die Spur alt ist. Dagegen duften sogar Myrddraal nach Rosen. Er ist tatsächlich hier durchgekommen, aber ich glaube, er war allein. Es waren auf keinen Fall Trollocs dabei, und falls er Schattenfreunde im Gefolge hatte, dann müssten die in letzter Zeit ziemlich harmlos gewesen sein.«
    Oben an der Schenke entstand Unruhe. Menschen riefen und deuteten auf etwas. Nicht auf Perrin und die anderen beiden, sondern auf die niedrigen Hügel im Osten.
    »Können wir jetzt die Pferde holen?«, fragte Mat. »Das sind vielleicht Seanchaner.«
    Perrin nickte, und sie liefen hinüber, wo sie die Pferde hinter einem verlassenen Haus angebunden hatten. Als Mat und Hurin um die Ecke des Hauses verschwanden, blickte Perrin zur Schenke zurück und blieb verblüfft stehen. Die Kinder des Lichts ritten in das Dorf ein – eine lange Kolonne.
    Er rannte den anderen hinterher. »Weißmäntel!«
    Die Freunde standen nur einen Moment lang stocksteif da und sahen ihn ungläubig an, dann sprangen sie in die Sättel. Sie ritten so aus dem Dorf hinaus, dass sich immer Häuser zwischen ihnen und der Hauptstraße befanden. Dann galoppierten sie in Richtung Westen, wobei sie sich ständig umsahen, ob sie verfolgt würden. Ingtar hatte ihnen befohlen, sich aus allem herauszuhalten, das sie aufhalten könnte, und von Weißmänteln verhört zu werden, würde sie ganz sicher aufhalten, selbst wenn sie befriedigende Antworten bereit hätten. Perrin sah sich noch öfter um als die anderen beiden. Er hatte seine eigenen Gründe, warum er nicht mit Weißmänteln zusammentreffen wollte. Die Axt in meiner Hand. Licht, was gäbe ich nicht darum, das ungeschehen zu machen. Das Dorf war bald hinter den leicht bewaldeten Hügeln verschwunden, und Perrin kam langsam, aber sicher zu der Ansicht, dass sie nicht verfolgt wurden. So hielt er sein Pferd an und bedeutete den anderen beiden, ebenfalls anzuhalten. Sie folgten seiner Geste und sahen ihn fragend an. Seine Ohren waren besser, als sie je gewesen waren, doch auch er hörte keinen Hufschlag.
    Zögernd sandte er seine Gedanken aus, um nach Wölfen zu suchen. Er fand beinahe sofort welche. Es war ein kleines Rudel, das den Tag über im Wald oberhalb des Dorfes Unterschlupf gesucht hatte. Er spürte zunächst so starkes Erstaunen, dass er es beinahe für sein eigenes Gefühl hielt. Diese Wölfe hatten Gerüchte über ihn gehört, aber nicht ernsthaft daran geglaubt, dass es Zweibeiner gab, die mit ihnen sprechen konnten. Er geriet ins Schwitzen, als er sich vorstellte. Widerwillig sandte er das Bild des Jungen Bullen aus und fügte seinen Geruch hinzu, so wie es bei den Wölfen üblich war. Die Wölfe zeigten beim ersten Zusammentreffen einen Hang zu Formalitäten. Doch schließlich brachte er seine Frage an. Sie hatten an sich keinerlei Interesse an Zweibeinern, die nicht mit ihnen sprechen konnten, aber

Weitere Kostenlose Bücher