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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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auf, um die Räume angenehmer zu gestalten, und sie legen schöne Gärten an, und doch gibt es keinen Teil an diesem Ort, der nicht zweckmäßig wäre und nicht für Schlacht, Tod und Mord stünde.« Sie fuhr im gleichen wehmütigen Tonfall fort: »Nur zweimal seit der Zerstörung der Welt wurden einer Amyrlin Stola und Stab aberkannt.«
    »Tetsuan, die Manetheren verriet, weil sie auf Elisandes Kräfte eifersüchtig war, und Bonwhin, die versuchte, Artur Falkenflügel als Marionette zu benützen, um durch ihn die Welt zu beherrschen, und die dabei fast Tar Valon zerstört hätte.«
    Die Amyrlin betrachtete weiterhin den Garten. »Beide kamen von den Roten, und beide wurden durch Amyrlins von den Blauen ersetzt. Der Grund, warum seit Bonwhin keine Amyrlin mehr aus den Reihen der Roten erwählt wurde, und der Grund, warum die Roten jeden Vorwand benützen werden, eine aus den Reihen der Blauen stammende Amyrlin zu stürzen – alles auf einmal. Ich möchte nicht die dritte sein, die Stola und Stab verliert, Moiraine. Für dich würde das natürlich bedeuten, dass du gedämpft und außerhalb der Leuchtenden Mauer verbannt würdest.«
    »Elaida würde mich nicht so leicht davonkommen lassen.« Moiraine beobachtete gespannt den Rücken ihrer Freundin. Licht, was ist über sie gekommen? So war sie sonst nie. Wo sind ihre Kraft und ihr Temperament geblieben? »Aber dazu wird es nicht kommen, Siuan.«
    Die andere Frau fuhr fort, als hätte Moiraine nichts gesagt: »Bei mir wäre es etwas anderes. Auch gedämpft kann man eine gestürzte Amyrlin nicht so einfach laufen lassen; man könnte sie sonst als Märtyrerin betrachten und zum Sammlungspunkt für die Opposition machen. Tetsuan und Bonwhin hat man als Dienerinnen in der Weißen Burg gehalten. Küchenmägde, die man als Beispiele dafür verwenden konnte, was auch den Mächtigsten passieren kann. Keiner wird sich noch einer Frau anschließen wollen, die den ganzen Tag Böden und Töpfe schrubben muss. Sie bemitleiden, ja, aber sich ihr anschließen und ihr damit neue politische Bedeutung verleihen – nein.«
    Mit funkelnden Augen schlug Moiraine die Fäuste auf den Tisch. »Schau mich an, Siuan! Schau mich an! Willst du sagen, dass du nach all diesen Jahren und nach alledem, was wir erreicht haben, aufgeben willst? Aufgeben und die Welt im Stich lassen? Und alles, weil du Angst hast, du würdest geschlagen, wenn du die Töpfe nicht sauber genug schrubbst?« Sie legte alle Verachtung hinein, die sie aufbringen konnte, und war erleichtert, als ihre Freundin herumfuhr und sie ansah. Die innere Kraft war noch vorhanden, überbeansprucht, aber immerhin vorhanden. Diese klaren blauen Augen versprühten genauso viel Zorn wie ihre.
    »Ich erinnere mich noch daran, welche von uns am lautesten jammerte, wenn wir als Novizinnen geschlagen wurden. Du hast in Cairhien ein bequemes Leben geführt, Moiraine. Nicht zu vergleichen mit der Arbeit in einem Fischerboot.« Plötzlich schlug Siuan mit einem lauten Knall auf die Tischfläche. »Nein, ich schlage nicht vor aufzugeben, aber ich will auch nicht zusehen, wie uns alles aus der Hand gleitet, während ich nichts tun kann! Die meisten meiner Schwierigkeiten mit dem Saal hängen mit dir zusammen. Selbst die Grünen fragen sich, warum ich dich nicht zur Burg zurückgerufen und dir ein wenig Disziplin beigebracht habe. Die Hälfte der Schwestern bei mir denken, du solltest den Roten überstellt werden, und falls das geschieht, wirst du dir wünschen, du wärst wieder Novizin und hättest nichts Schlimmeres zu befürchten, als verprügelt zu werden. Beim Licht! Falls sich irgendjemand daran erinnert, dass wir als Novizinnen befreundet waren, säße ich gleich neben dir.
    Wir hatten einen Plan! Einen Plan, Moiraine! Finde den Jungen, und bringe ihn nach Tar Valon, wo wir ihn verstecken, in Sicherheit heranwachsen lassen und führen könnten. Seit du die Burg verlassen hast, bekam ich nur zweimal Nachricht von dir. Zweimal! Ich fühle mich, als müsse ich im Dunkeln durch die Finger des Drachen segeln. Eine Botschaft besagte, dass du das Gebiet der Zwei Flüsse betreten und in dieses Dorf, Emondsfelde, gehen würdest. Bald, dachte ich. Er ist gefunden, und bald wird sie ihn in der Hand haben. Dann die Botschaft aus Caemlyn, dass du nach Shienar, nach Fal Dara und nicht nach Tar Valon kommen würdest. Fal Dara, wo die Fäule so nah ist, dass man sie fast mit der Hand berühren kann. Fal Dara, wo Trolloc-Überfälle unter der Leitung der

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