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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zu sein. Sie liebt ihn und ich kann sehen, dass auch er sie liebt, also warum kann er ihr das nicht sagen?
    »Ich glaube nicht, dass du mich noch länger Dorfheilerin nennen solltest«, sagte Nynaeve plötzlich.
    Egwene riss die Augen auf. Es wurde natürlich nicht ausdrücklich verlangt, und Nynaeve bestand auch nicht auf dieser Anrede, es sei denn, sie war wütend oder besonders formell, aber jetzt … »Warum denn nicht?«
    »Du bist jetzt eine Frau.« Nynaeve sah ihr offen getragenes Haar an, und Egwene widerstand gerade noch dem Drang, es hastig zu einer Art Zopf zusammenzuzwirbeln. Aes Sedai trugen das Haar, wie sie wollten, aber für sie war das offen getragene Haar zu einem Symbol für einen Neuanfang in ihrem Leben geworden. »Du bist eine Frau«, wiederholte Nynaeve mit fester Stimme. »Wir sind zwei Frauen, weit von Emondsfelde entfernt, und es wird lange dauern, bis wir die Heimat wiedersehen. Es ist besser, du nennst mich einfach Nynaeve.«
    »Wir werden die Heimat wiedersehen, Nynaeve. Ganz bestimmt!«
    »Versuche nicht, die Dorfheilerin zu beruhigen, Mädchen«, sagte Nynaeve barsch, aber sie lächelte dabei.
    Es klopfte an die Tür, aber bevor Egwene sie öffnen konnte, trat bereits Nisura ganz aufgeregt ein. »Egwene, dein junger Mann versucht, in die Frauenquartiere einzudringen!« Sie klang entrüstet. »Und er trägt ein Schwert. Nur, weil ihn die Amyrlin so hereinkommen ließ … Lord Rand sollte es besser wissen. Er zettelt damit einen Aufstand an. Egwene, du musst mit ihm sprechen.«
    »Lord Rand«, schnaubte Nynaeve. »Dieser junge Mann wird entschieden zu aufgeblasen. Ich werde ihm den Lord schon geben, wenn ich ihn in die Hände bekomme.«
    Egwene legte eine Hand auf Nynaeves Arm. »Lass mich mit ihm sprechen, Nynaeve. Allein.«
    »Ach ja, ist schon gut. Selbst die besten Männer haben höchstens einigermaßen gute Manieren.« Nynaeve unterbrach sich und fügte dann mehr zu sich selbst hinzu: »Aber andererseits sind die besten es auch wert, dass man ihnen Manieren beibringt.«
    Egwene schüttelte den Kopf, als sie Nisura in den Gang folgte. Noch vor einem halben Jahr hätte Nynaeve den zweiten Teil niemals hinzugefügt. Aber Lan bringt sie niemals Manieren bei. Ihre Gedanken wandten sich Rand zu. Verursacht einen Aufstand. Tatsächlich? »Ihm Manieren beibringen?«, murmelte sie. »Wenn er jetzt noch keine Manieren hat, werde ich ihm die Haut bei lebendigem Leib abziehen.«
    »Das muss wohl manchmal sein«, sagte Nisura. Sie ging mit schnellen Schritten weiter. »Männer sind nicht mehr als halb zivilisiert, bis sie verheiratet sind.« Sie sah Egwene von der Seite her an. »Hast du vor, Lord Rand zu heiraten? Ich will ja nicht in dich dringen, aber du gehst zur Weißen Burg, und Aes Sedai heiraten selten – höchstens ein paar der Grünen Ajah, soweit ich je gehört habe, und auch von denen nicht viele …«
    Egwene konnte sich den Rest denken. Sie hatte den Klatsch in den Frauenquartieren wohl vernommen, als über eine passende Frau für Rand gesprochen wurde. Zuerst hatte das in ihr Stiche der Eifersucht und auch Zorn hervorgerufen. Er war ihr doch versprochen worden, seit sie Kinder waren. Aber sie würde eine Aes Sedai werden, und er war, was er nun eben war. Ein Mann, der die Macht beherrschte. Sie konnte ihn heiraten. Und dann zuschauen, wie er dem Wahnsinn verfiel und starb. Der einzige Weg, das zu verhindern, wäre, ihn zu dämpfen. Das kann ich ihm nicht antun. Ich kann nicht! »Ich weiß nicht«, sagte sie traurig.
    Nisura nickte. »Niemand wird dir in die Quere kommen, da du ältere Rechte hast, aber du gehst zur Weißen Burg, und er wird einmal ein guter Ehemann. Wenn er einmal dazu erzogen wurde. Da ist er.«
    Die Frauen, die sich am Eingang zu den Frauenquartieren versammelt hatten, beobachteten alle drei Männer im Vorraum. Da stand Rand mit dem über den roten Mantel gegürteten Schwert, und ihm gegenüber standen Agelmar und Kajin. Keiner der beiden trug ein Schwert, selbst nach den Ereignissen dieser Nacht. Das hier waren immer noch die Frauenquartiere. Egwene blieb hinter den anderen stehen.
    »Ihr versteht doch, warum Ihr nicht hineingehen könnt«, sagte Agelmar. »Ich weiß, dass in Andor andere Sitten herrschen, aber versteht Ihr trotzdem?«
    »Ich habe überhaupt nicht versucht hineinzugehen.« Rands Stimme klang, als habe er das schon mehr als einmal erklärt. »Ich sagte Lady Nisura, dass ich Egwene sprechen wolle, und sie sagte, Egwene sei beschäftigt und ich

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