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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Wort geradezu aus. »Du steckst tief drin in dieser Verschwörung. Bis hinauf zu deinem schmutzigen Hals.«
    »Nein! Ich habe nichts zu tun mit irgendeiner Verschwörung.«
    »Unsinn!«, sagte Macro. »Du wurdest von Longinus als Oberbefehlshaber der Zweiten Illyrischen eingesetzt. Er hat dich angewiesen, einen Aufstand anzuzetteln, und du hast alles getan, was er von dir verlangt hat – und sogar noch mehr. Versuch gar nicht erst, es zu leugnen.«
    »Aber das ist nicht wahr!«, jammerte Scrofa. »So eine Anweisung hat er mir nie gegeben. Das schwöre ich. Ich sollte diesen Posten nur vorübergehend bekommen. Er sagte, es würde sich gut machen in meinen Unterlagen. So würde ich, meinte er, leichter eine gute Kohorte an einem anderen Ort zugeteilt bekommen.«
    »Ich glaube dir nicht«, erwiderte Macro. »Zu mir hast du gesagt, du würdest nur darauf warten, dass man dich dauerhaft auf diesen Posten berufen würde.«
    »Das war gelogen! Ich sollte nur so lange Präfekt bleiben, bis die Berufung des Mannes, den er wirklich auf diesem Posten sehen wollte, bestätigt werden konnte.«
    »Und wer sollte das sein?«, unterbrach ihn Cato. »Wen wollte er wirklich auf diesem Posten sehen?«
    Scrofa wirkte überrascht. »Postumus. Wen denn sonst?«
    Macro und Cato sahen einander an. Macro runzelte die Stirn. »Postumus? Das ergibt keinen Sinn. Der Statthalter hat das Recht, selbstständig einen Präfekten zu berufen. Wenn er Postumus wollte, warum hat er ihm dann nicht von Anfang an das Kommando übertragen? Du lügst, Scrofa.«
    »Nein. Warum sollte ich?«
    »Um deinen mageren Hals zu retten. Postumus ist nichts weiter als ein junger Centurio am Anfang seiner Laufbahn. Er hätte sich später niemals so sehr auszeichen können, dass man ihn zum Oberbefehlshaber einer Kohorte von Hilfstruppen befördert hätte. Warum lügst du uns an?«
    »Das tue ich doch gar nicht«, sagte Scrofa entschieden.
    »Doch. Genau das tust du. Und du musst endlich begreifen, dass uns diese Sache verdammt ernst ist. Es steht zu viel auf dem Spiel. Du wirst uns jetzt alles erzählen, was wir wissen wollen, und du wirst die Wahrheit sagen. Anscheinend muss ich dir erst noch begreiflich machen, wie ernst uns das alles ist. Cato, gib mir den Dolch.«
    Cato zog die Waffe, die mit einem leichten Knirschen aus der Scheide glitt, und reichte sie seinem Freund.
    »Danke.« Dann stürzte Macro sich nach vorn über die Lücke zwischen den beiden Betten hinweg, packte mit seiner freien Hand Scrofa am Hals und rammte dessen Kopf gegen die grobe Steinwand der Zelle. »Nimm seine Hand, Cato!«
    Cato brauchte einen Augenblick, um sich von der Überraschung über den plötzlichen Angriff seines Freundes auf den Gefangenen zu erholen. Dann beugte er sich nach vorn, packte mit beiden Händen Scrofas linke Hand und hielt sie fest, sosehr Scrofa sich auch bemühte, sie ihm zu entwinden. Macro gab Scrofa mit dem Knauf des Dolchs eins in die Nieren, und der Mann schnappte schmerzerfüllt nach Luft.
    »Hör auf, dich zu wehren, verstanden?«, knurrte Macro und wartete, während Scrofa eilig nickte. Dann wandte sich Macro wieder an Cato. »Drück seine Hand flach gegen die Wand. So, dass ich sie sehen kann. Gut. Hör zu, Scrofa, das ist deine letzte Chance. Du wirst mir die Antworten geben, die ich suche, oder ich werde dir die Daumen abschneiden. Am besten fangen wir an mit …«
    Wie zuvor umklammerte Macro den Hals des Mannes mit der einen Hand, während sich die andere fest um den Dolchgriff schloss. Dann senkte er die Schneide der breiten Klinge über die Verbindung zwischen Scrofas Daumen und dem Rest seiner Hand. Vor Entsetzen wurden Scrofas Augen immer größer, und er stieß einen dünnen, klagenden Laut aus, bevor es ihm gelang zu sprechen.
    »Ich schwöre euch bei meinem Leben, ich weiß nichts! Nichts! Ich schwöre es!«
    Macro nahm die Klinge vom Daumen weg, starrte Scrofa einen Augenblick lang an und musterte eindringlich dessen Gesicht. Dann schnalzte er mit der Zunge. »Tut mir leid, ich bin nicht überzeugt. Vielleicht würde der Verlust eines Daumens den nötigen Anreiz für dich bieten. Cato, halte seine Hand fest.«
    Macro senkte die Klinge, sodass die Schneide sich in Scrofas Fleisch drückte. Die Haut riss, und ein kleines Rinnsal aus Blut erschien. Scrofa schrie auf. Macro spannte seinen Arm an, bereit, Muskeln und Knochen zu durchtrennen.
    »Warte«, hielt Cato ihn auf. »Ich glaube, er sagt die Wahrheit.«
    »Er lügt.«
    »Ich lüge nicht«,

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